...
Alle
Wege sind offen,
und
was gefunden wird, ist unbekannt.
Es
ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer.
...
Pablo
Picasso
Liebe
Freunde,
das
neue Jahr ist nun schon ein paar Tage alt und ja, alle Wege sind
offen.
Durch
die Besuche unserer Kinder sind wir manche Wege mehrmals gefahren.
Weil sie schön sind und wir den Kindern die schönsten, in 2 Wochen
erreichbaren Seiten Marokkos zeigen wollten. In unseren letzten
Wochen hier wollen wir Neues entdecken.
Zunächst
führte uns unser Weg noch einmal an einen bekannten Ort, nach
Tiznit.
Diese
Stadt ist wunderbar geeignet, einige Dienstleistungen ausführen zu
lassen, einzukaufen, die nächsten Tage, die ins Unbekannte führen
sollen, vorzubereiten.
Das
beginnt damit, dass wir unsere Autositze dem Polsterer anvertrauen,
der sie neu beziehen soll. Nach mindestens 30 Jahren ist das dringend
nötig.
Der
Polsterer schickt seinen Gehilfen, der lädt die Sitze auf einen
Handwagen und zieht von dannen.
Dann
bringen wir unsere Bettwäsche und die Tagesdecken in die Wäscherei.
Die
„Bude“ wird mal wieder gründlichst durchgeputzt.
Weitere
Dienstleistungen werden jeden Tag auf dem Campingplatz angeboten.
Die
Liste ist umfangreich, sie reicht von Vorzelt, Sichtschutz oder
passgenaue Tischdecke nähen, Campingmöbel neu beziehen, alle Arten
von Autoreparaturen und Autolackieren, über Bemalen der Autos mit
landestypischen Motiven, etwa eine Karawane vor einer Düne nebst
Palmen, bis hin zu Haare schneiden und färben und Bart stutzen.
Letzteres
gönnt sich Rüdiger bei dem Coiffeur, der jeden Tag seine Runde
gedreht und uns freundlich begrüßt hat.
Die
Aktion wird eine Show, die unsere Nachbarn amüsiert und mit
Interesse verfolgen.
Der
Barbier hat sein Handwerkszeug in einer großen Tasche dabei und
arbeitet gründlich. Nach etwa einer dreiviertel Stunde ist Rüdigers
Bart perfekt getrimmt.
Am Nachmittag ist unsere Wäsche fertig. Gewaschen und gebügelt.
Rüdiger baut sie ein. Wir sind wieder fahrbereit
Hier auf dem Platz haben wir Jan und Ute kennengelernt. Jan ist schon in der ganzen Welt unterwegs gewesen, hat seine bürgerliche Existenz gegen ein Leben on the road eingetauscht.
Für
Ute ist es die erste Reise nach Marokko und mit einem Wohnmobil
überhaupt. Sie kennen sich erst ein paar Monate. Wir kommen ins
Gespräch, tauschen uns über unsere Reisen aus und über Gott und
die Welt.
In
Zagora hatten wir schon ein österreichisches Paar getroffen, das
ähnlich unterwegs war wie wir. Schnell hatten wir festgestellt, dass
die Chemie zwischen uns stimmte. Leider hatten wir wenig Zeit, uns
näher kennen zu lernen.
Das
ist eine der wunderbaren Seiten am Reisen. Man trifft viele
verschiedene Menschen, kommt mit ihnen ins Gespräch, tauscht sich
aus, lernt sich kennen.
Oft
bleibt es bei Plaudereien, nett, aber unverbindlich. Manchmal sind es
ein paar gemeinsame Tage an einem Ort, aber mitunter entstehen
Freundschaften daraus.
Nach
fünf Tagen in Tiznit ziehen wir weiter.
Unser
Ziel ist Tafraoute, das auf 1000 m Höhe liegt.
Hier
hoffen wir Wout zu treffen, den Holländer, den wir in El Ouatia auf
dem Campingplatz Equinox kennengelernt hatten. Wir sind in Verbindung
geblieben und freuen uns darauf, ihn wiederzusehen.
Wir
fahren durch den Anti Atlas, eine der schönsten Strecken dieser
Reise.
Die
R-104 windet sich in Serpentinen aufwärts zum Tizi Mlill auf 1650 m
Höhe, durch grüne, üppige Täler mit Terrassenfeldern, die bis
hinauf dicht unter die Gipfel angelegt sind, und schönen Dörfern
auf den Anhöhen und entlang der trockenen Oueds.
Hinter
jeder Kehre eröffnen sich neue Ausblicke, mitunter weit in die Täler
hinein. Atemberaubend.
Bevor
wir uns auf die Suche nach dem Campingplatz machen, auf dem Wout
wahrscheinlich steht, fahren wir durch Tafraoute hindurch zu den
Painted Rocks oder Les Peintures.
Der
belgische Künstler Jean Vèrame bemalte hier 1984 die bis zu 30 m
hohen Granitfelsen in den Farben Blau, Rot, Schwarz und Violett. Die
Farben wurden nach altägyptischen Rezepten hergestellt. Die so
entstandene „Phantasmagorie“ zieht sich über 2 km Länge und 800
m Breite hin. Eine wirklich phantastische Welt in der ohnehin
bizarren Felsenlandschaft.
In
einem Talkessel neben den inzwischen etwas verblassten bemalten
Steinen kann man wunderbar mit dem Wohnmobil stehen. Weit verteilt
über das Areal sind schon einige Camper über die breite
Schotterpiste hierher gekommen.
Wir
suchen uns einen Platz neben einer großen alten Arganie und haben
das Gefühl, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Dieser
Platz ist unglaublich faszinierend. Einer der schönsten, auf denen
wir je gestanden haben.
Von Weitem sehen sie so klein aus. Aus der Nähe sind es Riesen.
Der Mond taucht über dem schlafenden Drachen auf. Es ist wie im Märchen.
Als
die Sonne hinter den runden Felsen verschwunden ist, sieht die Welt
um uns herum plötzlich aus, als habe es geschneit. Der Mond taucht
alles in ein weißes, gespenstisches Licht, Felsen, Sträucher und
Bäume werfen kurze, scharfe Schatten. Vorher verwandelt er aber den
Berg gegenüber in einen schlafenden roten Drachen. Vergeblich
versuchen die Sterne gegen ihn anzuleuchten. Nur die Venus funkelt
hell.
Was
für ein Unterschied zu dem, mitten in der Stadt gelegenen
Campingplatz in Tiznit!
Rüdiger
hat sich eine dicke Erkältung eingefangen. Die kann er hier, in der
klaren Bergluft auskurieren.
3
Tage später sind wir auf dem Camping Tazka in Tafraoute. Wout ist
da. Er und seine Hündin Lotje begrüßen uns freudig. Wir essen den
Kuchen, den ich am Tag zuvor gebacken habe und erzählen uns, wie es
uns gegenseitig ergangen ist.
Aber
unsere Zeit in Marokko neigt sich langsam dem Ende zu. Unser Visum
läuft am 27.Januar ab.
Der
Plan ist, durch den Anti Atlas zurück nach Tata zu fahren, von dort
in den Osten Marokkos und parallel zur Algerischen Grenze nach
Norden.
Spannend
wird es ab Zagora. Von da ab betreten wir Neuland.
bis
bald also,
Doris
und Rüdiger
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