Das System der Haus- und Wohnungsnummern in Targu Mureş erweist sich als ähnlich kompliziert, wie in Warschau. Immerhin können wir den Vermieter per Videocall kontaktieren und er leitet uns auf den richtigen Weg zu Haus- und Wohnungsnummer.
Ein großzügiges Vestibül ist zu durchqueren. Man sieht den Häusern an, dass sie schon bessere Zeiten gesehen haben. Die Wohnung ist winzig, aber sie hat eine Waschmaschine und eine Dusche.
Es erhebt sich allerdings die Frage, wo die Wäsche aufgehängt werden kann. Es gibt keinen Wäscheständer oder ähnliches. Aber wir sind ja erfinderisch.
Da ist ein Fenstergriff und gegenüber eine Stange im Kleiderschrank. Die Wäscheleine aus dem Camper ist lang genug. Nur die Statik erweist sich als problematisch. Der Schrank gerät ins Kippen. Auch dafür findet sich eine Lösung. Unter die geöffneten Türen wird ein Kochtopf gestellt, der Schrank damit abgestützt. Nun hält alles wie es soll.
Während unsere Wäsche trocknet, machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Und es gibt viel zu sehen.
Der Star der Stadt ist der Kulturpalast. Gebaut zwischen 1911 und 1913 im ungarischen Jugendstil, quillt er sozusagen über von schmückenden Elementen. Es gibt jede Menge Blumenornamente an Decken und Wänden, Treppenhäusern und Möbeln. Auf den Fenstern sind berühmte Persönlichkeiten und Szenen aus ungarischen Sagen zu sehen.
Es gibt einen großen und einen kleinen Konzertsaal, denn hier residiert die Staatsphilharmonie.
Wir dürfen einen Blick in den kleinen Saal werfen, dort wird gerade geprobt. Die Musik bildet einen sehr passenden Background zu dem, was wir sehen.
Da ist die Galerie für moderne Kunst
die rumänische Kunstgalerie
das Bernády-Gedenkzimmer (Bürgermeister von 1864 – 1938)
und der Secessionssaal.
Gerade befinden sich Teile der chinesischen Terrakotta-Armee als Sonderausstellung im Kulturpalast. Die hatten wir in Berlin verpasst.
Am Ende unseres Rundgangs ruhen wir aus auf einem der Sofas im üppigen Foyer.
Gleich neben dem Kulturpalast befindet sich das ebenfalls sehr schöne Rathaus.
Wir müssen erstmal alles sacken lassen, laufen durch die Straßen, vorbei an den prächtigen Häusern.
Ein weiteres Kleinod ist die Teleki-Bibliothek. Sie hat nicht viele Besucher und wird für uns extra aufgeschlossen.
Schon als junger Mann begann der Graf Samuel Teleki Bücher zu sammeln, vor allem Erstausgaben und seltene Exemplare. Am Ende seines Lebens waren es dann etwa 40.000 Bände. Von Anfang an war sie als öffentliche Bibliothek konzipiert, eine der ersten im Königreich Ungarn.
Nach seinem Tode wurden die Erben verpflichtet, sie weiter der Öffentlichkeit zugänglich zu halten.
Da die Aufsicht über die Bibliothek nun der Reformierten Kirche oblag, wurde sie mit der Bolyiai-Bibliothek, die zur Ausbildung der Theologen diente, vereinigt.
Heute beherbergt sie über 200.000 Bände.
Von hier aus wandern wir hinauf zur mittelalterlichen Festung von Targu Mureş.
Ihr Mittelpunkt ist die heute reformierte Zitadellenkirche mit gotischer Architektur aus dem 14. Jahrhundert.
Die Jugend nutzt die überdachten Wehrgänge als Treffpunkt, es gibt Clubs und Restaurants.
Nach soviel Stadtgeschichte haben wir Hunger. Bevor wir jedoch am Markt eine Pizza essen, statten wir noch der orthodoxen Kirche einen Besuch ab.
Das war ein voller Tag und wir sind ganz schön k.o. Am nächsten Morgen sammeln wir unsere saubere Wäsche ein, packen alles ins Auto und fahren auf der Straße 12C wieder durch eine atemberaubende Landschaft, durch die Bicaz-Klamm.
Zwei Mal fahren wir am Bicaz-See entlang, weil wir das Navi nicht richtig verstehen und in die falsche Richtung fahren und übernachten ruhig und sicher oberhalb des Touristenhafens auf einem Parkplatz.
Weiter geht es nach Targu Neamt. Auch dort können wir auf einem öffentlichen Parkplatz stehen, unterhalb der Burg. Leider ist auch dieser Parkplatz wieder der abendliche Jugendtreff. Sie sind nicht besonders laut, nicht agressiv, aber es sind viele und das bis sehr spät in die Nacht.
Inzwischen haben wir aber ein ganz anderes Problem: unser Gas wird knapp. Die Nächte sind nun kalt und die Tage auch nicht mehr so warm, wir müssen immer öfter heizen. Das rumänische Gasflaschensystem ist mit dem deutschen nicht kompatibel und an den LPG Tankstellen ist das Füllen von Gasflaschen seit diesem Jahr streng verboten. Wir fahren sogar zu einer Firma, die in Rumänien die im Handel erhältlichen Gasflaschen füllt, aber auch dort haben wir kein Glück. Was also tun?
Es bleibt uns nur, auf einen Campingplatz zu gehen und dort per Strom mit unserem Heizlüfter zu heizen.
Die meisten sind um diese Jahreszeit schon geschlossen, aber in der Maramureş finden wir einen, der ganzjährig geöffnet ist. Und der erweist sich als etwas ganz Besonderes.
Am Weg dorthin entdecken wir Stände mit frischen Äpfeln und Pilzen. Das lassen wir uns nicht entgehen.
Warum der Camping „Green Place“ so etwas Besonderes ist und was wir dort erleben, erzählen wir beim nächsten Mal.
Bis bald also
Doris und Rüdiger





































































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