Ocna Şugatag ist ein Badeort in der Maramureş. Im 18. Jahrhundert wurde unterirdisch Kochsalz abgebaut. Heute sind die Minen stillgelegt, aber das Salz wird noch für die zahlreichen Heilbäder verwendet.
An einigen Stellen sind natürliche Salzseen entstanden, die meisten der kleinen Seen sind jedoch Süßwasserseen. Einer davon liegt auf dem Gelände des Campingplatzes „Green Place“.
Am Rande des Ortes gelegen atmet dieser Platz jetzt in der Nachsaison Stille und Frieden.
Kurz nachdem wir angekommen sind erscheint Mari und begrüßt uns herzlich auf Englisch. Wir dürfen uns einen Platz suchen, füllen kurz ein Formular aus, dann entschwindet Mari wieder mit den Worten: „wenn ihr irgendwas braucht, habt keine Scheu zu fragen. Ich bin hier irgendwo auf dem Gelände.“ Ihr Mann Razvan ist für ein paar Wochen in Italien, zur Apfelernte. Später erzählt sie uns von ihren Kindern. Die Tochter studiert in London, der Sohn lebt hier bei ihr. Er ist 19 und, wie sie immerwieder betont, ein guter Junge.
Wir richten uns ein, schließen den Strom an und machen einen Rundgang über den Platz.
Später, am Abend spricht Rüdiger sie wegen unseres Gasproblems an. Sie grinst und meint, sie würde einen Freund anrufen, da fände sich schon eine Lösung. Am Montag würde sie mit uns zur Tankstelle fahren. Vorerst werden wir aber auf einen Palinka eingeladen. Hausgebrannt. Mari ist so lieb und herzlich, dass wir gar nicht anders können, als sie ins Herz zu schließen.
Aber erstmal ist Sonntag. Wie sich das gehört, machen wir einen Sonntagsspaziergang. Nur ein paar hundert Meter vom Campingplatz entfernt liegt ein Wald mit Jahrhunderte alten Eichen.
Ein schön gestalteter Naturlehrpfad klärt über die hier ansässigen Pflanzen und Tiere auf. Besonders gefällt mir, dass man mittels QR-Code die Stimmen der Vögel hören kann.
Der Waldweg endet an einem Hotelkomplex mit großen Badebecken, die aber jetzt leer und verlassen daliegen.
Etwas weiter die Straße hinunter entdecken wir eine wunderschöne kleine Holzkirche, die sogar offen ist.
Richtig gemütlich ist es da drinnen.
Wir schlendern durch den Ort, vorbei an zwei weiteren Kirchen und geschlossenen Hotels.
Dann schlagen wir den Bogen zurück zum Campingplatz.
Am Montagmorgen weckt uns die Sonne. Sie ist so warm, dass wir nach langer Zeit mal wieder draußen frühstücken können. Herrlich!
Wir bringen unsere Gemüseabfälle zu Mari, für die Hühner. Sie erklärt, sie müsse ihr gasbetriebenes Auto sowieso betanken, da könne Rüdiger gleich mitkommen. Nach sehr kurzer Zeit sind die Beiden zurück. Es gibt kein Gas. Sie sollen am Abend wiederkommen.
Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit mit einer weiteren kleinen Wanderung. Gegenüber von unserem Platz haben wir auf dem Hügel das Türmchen einer Kapelle erspäht. Dort wollen wir hin.
Hinauf ins Oberdorf müssen wir, vorbei an weiteren geschlossenen Hotels und Pensionen. Außer ein paar Hunden, Hühnern und einer Gruppe prächtiger Gänse treffen wir niemanden.
Wir laufen durch fette Wiesen mit kleinen Wäldchen und je höher wir kommen umso schöner wird die Aussicht.
Die Kapelle steht auf einer winzigen Lichtung. Die Tür ist geschlossen. Durch die Glasscheibe sehen wir eine Mutter-Gottes-Figur mit Jesuskind. Mehr ist da nicht.
Für den Abend haben wir uns mit Mari verabredet. Zuerst soll es zur Tankstelle gehen, dann in das ihrer Meinung nach beste Restaurant im Ort. Es heißt „Sweet home“.
Diesmal gibt es Gas. Mari's Auto und unsere Flasche werden gefüllt und wir steuern das Restaurant an.
Mari hatte Recht. Das Essen ist vorzüglich und das Papanaşi besonders lecker.
Am nächsten Tag steht Zakuska kochen auf dem Programm. Mari, die sowieso den ganzen Tag in Bewegung ist, sorgt für Vorräte für den Winter.
Weiter oben auf dem Gelände hat sie eine kleine Brombeerplantage. Davon macht sie Marmelade und Sirup. Nun ist also Zakuska dran. Das ist ein Brotaufstrich aus Gemüse mit Gewürzen und variierenden Zutaten. Es gibt sie mit Pilzen, mit weißen Bohnen oder pur. An diesem Tag ist die weiße Bohnen Variante dran. Ich darf helfen.
Das Gemüse hat sie mit dem Fleischwolf kleingeraspelt, die Bohnen über nacht eingeweicht und gekocht. In der Außenküche wird der Gaskocher angeschlossen, der große Kessel draufgestellt und es geht los.
Erst wird Öl erwärmt, darin Zwiebeln gedünstet, dann kommen nach und nach die anderen Zutaten hinein. Ich darf rühren.
Zwischendurch gibt es Bohnensuppe,
danach führt uns Mari ihre traditionelle Festtagstracht vor und zeigt mir ihre Kollektion an Tüchern. Viele davon sind alt, noch von ihrer Großmutter.
Nicht nur wir hatten Hunger, auch die Tiere müssen gefüttert werden. Wir dürfen mitgehen.
Es gibt Hühner, Tauben, Enten mit Küken, drei Schweine, eins davon trächtig und ein schwarzes Pferd mit freundlichen Augen.
Dann geht’s weiter. Die Sonne ist weg, es wird kalt. Mari zündet den Ofen an.
Ganz nebenbei hat Mari im Schnellkochtopf noch Hagebuttenmarmelade gekocht. Und während wir die Zakuska kochen, hackt ihr Sohn mit einem Kumpel Holz für den Winter, denn eheizt wird der Wohnbereich mit einem Kachelofen.
Es ist dunkel, als Mari uns nach Hause schickt. Den Rest macht sie alleine. Naja, das war sicher mehr Entertainment für uns als eine wirkliche Hilfe, aber es hat Spaß gemacht und ich habe wieder etwas gelernt.
Als ich am Morgen zur Dusche gehe, sehe ich die fertigen Gläser im Topf stehen.
Am Donnerstag ist Markt in Ocna Şugatag. Mari sagt, sie gehe sowieso und wir müssten unbedingt mitkommen. Aber zuerst geht es zum Bäcker. Der backt ein ganz besonderes Brot in Form einer 8.
Auf dem Lebensmittelmarkt gibt es Obst, Gemüse und vor allem Käse.
Mehr als zwei, drei große Stücken Käse haben die älteren Frauen nicht anzubieten, aber es ist hausgemachter. Er riecht intensiv nach der Milch des Tieres, von dem er kommt – Kuh, Schaf oder Ziege. Wir müssen überall kosten. Eigentlich schmeckt der Käse außer nach Milch nach nichts. Mari erklärt mir, ich müsse ihn zu Hause mit Salz durchkneten und dann einfrieren oder in verschlossenen Gefäße aufbewahren. Er halte sich lange. Wir kaufen drei Sorten und etwas Gemüse.
Es gibt aber noch einen zweiten Markt, am Rande des Ortes. Es ist eher ein Trödelmarkt, aber es gibt auch die traditionelle Kleidung und viele Tücher, die hier fast alle Frauen immer tragen.
Uns hat es ein Stand mit Emaillegeschirr angetan. Wir kaufen drei schöne rote Teile, die unsere Küche bunter machen und uns immer an diesen Ort und diese Reise erinnern werden.
Abschluss und Höhepunkt eines Marktbesuches bildet hier der Genuss von Mişis, fluffigen Gehacktesrollen, die mit Pommes und Brot verzehrt werden. Sie schmecken wunderbar.
Dann ist der Tag der Abreise gekommen. Wir müssen weiter.
Rüdiger geht ein letztes Mal zum Bäcker und bringt für Mari Brotachten mit.
Wir bekommen von ihr zum Abschied drei Gläser Zakuska, zwei Gläser Marmelade, ein Töpfchen Sahne und 2 Liter frisch gemolkene Milch.
Die wird unterwegs dick und ich mache später, zu Hause, Frischkäse daraus. Soviel Naturprodukt hatten wir lange nicht.
Als Krönung schenkt mir Mari zuguterletzt ein Kopftuch aus ihrer Sammlung. Ich bin absolut gerührt und begeistert.
Wir verabschieden uns herzlich und sind sicher, einen Lieblingsplatz in Rumänien gefunden zu haben.
Nicht nur bei Mari auf dem Campingplatz haben wir uns wohlgefühlt, die ganze Gegend, die Maramureş, hat es uns angetan. Die Landschaft und die schönen alten Holzhäuser finden wir wunderschön.
Also fahren wir von Ocna Şugatag nach Sighetu Marmatiei. Dort gibt es ein Museumsdorf mit Häusern aus der Region.
Umgeben von den typischen geflochtenen Weidenzäunen ist eins schöner als das andere. Wir suchen mal wieder unser Traumhaus.
Oben auf dem Hügel thront eine Holzkirche, wie sich das hier gehört.
Und wieder ist herrliches Wetter. Wir sitzen noch ein bisschen in der warmen Herbstsonne und träumen von unserem Haus.
Zum Abschluss essen wir ein paar Dörfer weiter in einem traditionellen Gasthaus gute Maramureş Hausmannskost und schlafen dann auf dem Parkplatz beim Rauschen eines kleinen Flusses wunderbar.
Ein paar Sehenswürdigkeiten haben wir uns für die letzte Etappe aufgehoben.
Dahin nehmen wir Euch gerne mit – im nächsten Bericht.
Bis bald also
Doris und Rüdiger














































































































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