Camping Taiga Almeria, Platz Nr. 68 – hier richten wir uns ein,
laden die Fahrräder ab, befreien nach und nach auch Harveys Inneres vom Reisestaub, waschen uns und unsere Wäsche. Luisa haben wir ja schon an der Rezeption getroffen.
Antonio ist hier in der Gegend so was wie ein „gelber Engel“. Er fährt den Abschleppwagen und führt kleinere Reparaturen vor Ort durch. Zwischen zwei Diensten kommt auch er uns begrüßen und wir werden für den Samstagabend zu seiner legendären Pizza eingeladen.
Inzwischen sind Lutze und Kerstin eingetroffen, die wir aus Waffenrod kennen.
Zusammen fahren wir am Sonntag nach Villaricos auf den Markt. Auf den haben wir uns schon sehr gefreut.
Mit ein paar Churros und einem Kaffee eröffnen wir den Markttag und dann schlendern wir die lange Reihe von Ständen entlang.
Das Obst und Gemüse ist, wie gehabt, frisch und knackig und leuchtet in den schönsten Farben.
An einem Stand entdecken wir schöne große Tücher und da es für zwei einen Rabatt gibt, kaufen wir jeder eines.
Lutze und Kerstin fahren nach zwei Tagen weiter. Wir haben ganz spontan für einen Monat gebucht. Wie sich das wohl anfühlt? Können wir das aushalten? Wir wollen es ausprobieren. Und ein bisschen haben wir im Moment das Herumziehen satt, vor allem angesichts der Massen, die hier so wie wir unterwegs sind.
Mit den Fahrrädern erschließen wir uns die Gegend, fahren die knapp drei Kilometer in das kleine Einkaufszentrum Richtung Garuccha.
Dort gibt es einen „Consùm“ Supermarkt und einen der Chinamärkte, die wir hier lieben gelernt haben. Es gibt so gut wie nichts, das es dort nicht gibt und so das Eine und andere, von dem wir gar nicht wussten, dass es das gibt und schon gar nicht, dass wir es brauchen.
Um in Bewegung zu bleiben, laufen wir Strandrunden.
Dabei stellen wir fest, dass die Dichte der Freisteher immer höher wird.
Am zweiten Wochenende unseres Aufenthaltes kommen Manu und Giovanna, die inzwischen ja in Malaga leben, uns besuchen. Alle freuen sich über das Wiedersehen. Am Abend treffen wir uns bei Luisa und Antonio zu einer fröhlichen Runde.
Antonio zeigt uns, wie man in Spanien Schinken schneidet.
Wir haben viel Spaß.
Den Markt am Sonntag besuchen wir alle zusammen, auch das macht mehr Spaß, als allein.
Dann müssen die Zwei schon wieder los.
Schön war's!
Um die Gegend ein wenig besser kennenzulernen, fahren wir eine Runde durch Palomares und die Felder ringsum.
Wir entdecken den einen oder anderen lost place,
Unter anderen die Casa Luis Siret.
Luis Siret war ein Archäologe, der sich hier mit seiner Familie in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt hatte und in seinem Haus ein regelrechtes Museum beherbergte. Schulen und Universitäten, aber auch berühmte Zeitgenossen besuchten seine Sammlung.
Palomares ist nur ein kleiner Ort, vorwiegend mit Ferienwohnungen, und so sind die wenigen Straßen nachts nicht hell beleuchtet. Das heißt, man kann hier sehr gut den Sternenhimmel beobachten, der gerade absolut sehenswert ist.
Venus, Saturn, Jupiter, Mars und Sirius strahlen heller denn je. Auch der Vollmond verleiht der Szenerie etwas Besonderes.
Und immer wieder begeistern uns die Sonnenuntergänge.
In der darauf folgenden Woche bekommen wir wieder Besuch. Diesmal ist es Bernhard, den wir hier in Spanien auf einem Stellplatz kennengelernt und in Marokko wiedergetroffen haben. Er ist ein Reisender wie wir und es gibt viel zu erzählen.
Der nächste Ort nach Osten ist Garruccha. Wir erinnern uns von unserem letzten Besuch, dass es dort einige Fischrestaurants gibt. Also schwingen wir uns in die Sättel und radeln dorthin.
Auf dem Weg liegt ein Beobachtungsturm für den Vogelsee. Es gibt diverse Enten und Flamingos zu sehen. Wunderschön.
Im Hafen von Garrucha werden Frachtschiffe mit Erz beladen. Eine nicht abreißende Schlange LKWs rollt zum Kai.
Wir besuchen erst einmal die Schutzpatronin der spanischen Marine, die Jungfrau von Carmen oder die Heilige Maria vom Berge Karmel.
Sie steht im Hafen mit einem Baby auf dem Arm und schaut hinaus aufs Meer.
Dann suchen wir eines der Restaurants aus,
essen eine leckere Fischplatte und gönnen uns ein Dessert.
Anschließend beobachten wir, wie der vollgeladene Frachter aus dem Hafen geschleppt und der nächste, der schon draußen wartet, hineingeschleppt wird. Schon spannend für Landratten wie uns.
Am Abend sieht man manchmal von unserem Campingplatz aus die Schiffe, die auf die Einfahrt in den Hafen warten. Mit voller Beleuchtung sehen sie von weitem aus, wie Kreuzfahrtschiffe.
Auf dem Rückweg kommen wir am Denkmal zu Ehren der Fischer von Garrucha vorbei.
Am Strandsee zwischen Garrucha und Vera kreist gerade ein Schwarm Möwen über dem Wasser, ein schönes Bild.
Erich Kästner hat völlig Recht, was die Zeit angeht. Wir staunen fast ein bisschen, wie schnell sie vergeht, die Zeit. Die Tage plätschern dahin, wir laufen unsere Strandrunden, fahren zum Einkaufen mal hierhin, mal dorthin, besuchen Luisa, wenn sie Dienst hat, in der Rezeption, sitzen in der Sonne und genießen das schöne Wetter.
Bei einem unserer Runden entdecken wir, dass die Felder ringsum keineswegs mit Spinat bewachsen sind, wie wir zuerst dachten, sondern mit Blumenkohl. Die Blätter sind so riesig, dass man die weißen Köpfe überhaupt nicht sehen kann. Erst wenn die Erntehelfer sie mit ihren Messern entfernen, kommen sie zum Vorschein.
Ein älteres Paar mit Fahrrädern hat angehalten, um zuzusehen. Auch wir bleiben stehen. Die Beiden haben zwei Blumenkohlköpfe geschenkt bekommen und bieten uns einen an. Sie können nur einen verarbeiten, erklären sie uns. Wir nehmen den anderen gern. Aber sofort werden zwei weitere gebracht. Sich zu wehren ist zwecklos. Also bedanken wir uns alle herzlich bei den Arbeitern und bekommen als Zugabe ein strahlendes Lächeln. Mit je zwei Blumenkohlköpfen ziehen wir davon. Frischer kann Gemüse kaum sein.
Danke!!!
Ein weiteres Mal fahren wir nach Garrucha. Der Fisch war einfach zu lecker und in solcher Vielfalt bekommen wir ihn zu Hause kaum. Wir testen ein anderes Restaurant, wo viele Leute sitzen. Es gibt Tapas. Viele kleine Gerichte zu kosten hat auch was.
Es kommt selten vor, dass Luisa und Antonio gemeinsam frei haben. Antonio muss jedes zweite Wochenende arbeiten, Luisas Wochenende liegt in der Woche, Mittwoch und Donnerstag. Wir warten auf eine Gelegenheit, die beiden noch einmal einzuladen, bevor wir Palomares verlassen.
An Antonios freiem Wochenende hat Luisa Frühdienst, so dass wir wenigstens einen entspannten Abend zusammen haben.
In Vera gibt es ein Thai-Restaurant, das haben wir herausgefunden. Dorthin fahren wir also am Samstagabend. Keiner von uns kennt das Restaurant, wir alle sind positiv überrascht.
Luisa hat nun ein neues Lieblingsrestaurant.
Rings um uns wechseln die Mobile und Menschen, nur wenige bleiben länger als eine Woche.
Die Einförmigkeit der Tage, die eine gewisse Alltagsroutine mit sich bringt, hat auch sein Gutes. Wir entspannen uns mehr und mehr, machen Pläne für die nächsten Monate, verwerfen sie wieder, lesen viel, machen uns Gedanken über die Weltlage, um dann festzustellen, dass sich unser Einfluss auf dieselbe in deutlichen Grenzen hält. Trotzdem sind wir am Ende tiefenentspannt.
In der letzten Woche gönnen wir uns noch einmal Fisch satt in Garrucha.
Und plötzlich ist die Zeit um.
Die letzte Wäsche, letzte Einkäufe und ein letztes Mal Churros und Kaffee mit Luisa und Antonio auf dem Markt.
Antonio hat Bereitschaft und noch bevor seine Cola gebracht wird und wir ein letztes gemeinsames Foto machen können, klingelt sein Arbeitshandy. Dienst ist Dienst.
So kaufen wir noch einmal bei der netten alten Dame und ihrer Tochter Obst und Gemüse ein,
nehmen einen kleinen Vorrat an Chimichurri – meiner Lieblingsgewürzmischung – mit und radeln zurück zum Campingplatz.
Am schwersten fällt uns der Abschied von Luisa und Antonio. Wir hoffen immernoch, die Beiden irgendwann in Berlin bei uns begrüßen zu dürfen.
Ansonsten sind wir froh, den Campingplatz verlassen zu können. Die Zeit tat uns gut, aber nun ist es genug.
Es fühlt sich wunderbar an, wieder unterwegs zu sein, auch wenn es schon der Weg nach Hause ist. Auf dem wir uns Zeit lassen können und es auch tun. Sicher findet sich rechts und links der Straße noch das Eine oder andere Sehenswerte.
Begleitet uns durch Spanien, Frankreich und Deutschland bis Berlin.
Bis bald also
Doris und Rüdiger
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen