Es ist herrlich, die Straße am Meer entlang zu fahren, dass uns in einem dunklen Blau entgegen leuchtet. Wir versuchen den Anblick festzuhalten. Wer weiß, wann wir es wiedersehen. Es tut uns ausgesprochen gut, wieder unterwegs zu sein.
In Jumilla machen wir einen kurzen Stopp, um Vorräte zu ergänzen und zu tanken.
Seit einiger Zeit trinken wir zwar keinen Alkohol mehr – mit seltenen Ausnahmen – aber wir wissen noch sehr gut, dass es in Spanien guten Wein gibt. In der Cooperativa La Purisma, in Yecla, haben wir immer, wenn wir in der Gegend waren, unseren Wein gekauft. Viele kleine Winzer haben sich hier zusammengeschlossen und verkaufen gemeinsam ihren Bio-Wein.
Nun machen wir also in Yecla kurz halt und kaufen Wein. Für Gäste und zum verschenken.
Weiter geht es, vorbei an blühenden Obstplantagen und bald sind wir in der Provinz La Mancha.
In Caudete, direkt neben der Stierkampfarena, befindet sich ein toller Stellplatz, wo wir übernachten.
Vorher machen wir einen kleinen Rundgang. Laut Wikipedia gehört die 1910 fertiggestellte Arena zu den schönsten Spaniens. Da der Stierkampf in Spanien mittlerweile verboten ist, wird sie überwiegend für Musikveranstaltungen genutzt.
Das mit der Schönheit können wir nur von außen überprüfen, denn sie ist leider geschlossen.
Uns ist bewusst, dass wir in La Mancha sind und angesichts der vielen Windräder auf dem gegenüberliegenden Bergrücken fragen wir uns, ob Don Quichote hier nicht doch kapituliert hätte.
Wie das so ist, wenn man erstmal auf dem Heimweg ist und in Gedanken schon fast zu Hause, tauchen unweigerlich erste Termine auf, die den Zeitplan deutlich beeinflussen. Bei uns ist das jedenfalls so.
Um diese Termine wahrnehmen zu können, müssen wir Strecke machen. Also düsen wir von Caudete zunächst noch einmal nach Tortosa und übernachten dort.
Am nächsten Tag schaffen wir es bis Figueres.
Figueres ist vor allem bekannt für das Dalí Museum. Das haben wir schon gesehen, waren auch sehr angetan, aber diesmal wollen wir die andere Attraktion der Stadt besuchen, zumal auch der Stellplatz direkt daneben liegt.
Die Festung San Ferran gilt als die größte und schönste europäische Festung der Neuzeit.
Etwa 100 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ sie 1753 der spanische König Ferdinand VI. zum Schutz vor den Franzosen bauen. Bedeutende Militärarchitekten ihrer Zeit ließen hier ihr ganzes Können einfließen.
Der König erlebte die Fertigstellung nicht mehr und nach seinem Tode blieb Einiges unvollendet, so zum Beispiel die Kirche.
Später diente die Festung als Stützpunkt für militärische Operationen, wurde mehrfach belagert und eingenommen und zurückerobert.
Nach dieser wechselvollen Geschichte hatte sie viele ruhige Jahre, bis sie im Spanienkrieg wieder eine Rolle spielte.
Von 1936 bis 1939 war sie Munitionslager und Depot für Kunstwerke für die Internationalen Brigaden. Zum Ende des Bürgerkrieges wurde die Festung für einige Wochen der letzte Sitz der Regierung der spanischen Republik. Im Februar 1939 fand die letzte Sitzung des demokratischen Parlaments in der Festung San Ferran statt.
Nach dem Ende des Bürgerkrieges übernahm das Franco-Regime die Festung als militärische Ausbildungseinrichtung und als Gefängnis.
1991 wurde das Gefängnis geschlossen. Die Anlage wurde nicht mehr genutzt und begann zu verfallen.
Doch schon seit 1949 galt sie als kulturhistorisches Monument. So restaurierte man das Bauwerk seit 1997 Stück für Stück und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Am Abend umrunden wir sie auf einem schmalen Pfad, denn die Tore sind schon geschlossen.
Bevor wir das Gelände besuchen, recherchieren wir. Verschiedene Führungen werden angeboten. Die Normalen umfassen nur den inneren Bereich. Eine davon allerdings ist spannend. Mit offenen Landrovern wird man durch das gesamte Festungsgelände gefahren, man gelangt in die Katakomben und das Ganze endet mit einer Schlauchbootfahrt durch eine der unterirdischen Zisternen. Für diese Führung hätte man sich allerdings ein bis zwei Tage vorher anmelden müssen. Das hatten wir nicht registriert. Wir trösten uns damit, dass die Führung um diese Jahreszeit nur in Spanisch angeboten wird, denn im Winter ist San Ferran nur mäßig besucht. Wir sind ganz allein hier. Also machen wir uns auch allein auf zum Rundgang. Wir bekommen einen deutschsprachigen Flyer mit Erklärungen der einzelnen Stationen, die durch gut platzierte Nummern gekennzeichnet sind.
Zunächst schauen wir uns eine Ausstellung historischer Fotos an,
dann betreten wir den Durchgang zum riesigen „Waffenplatz“.
Hier wurde exerziert und das Kriegshandwerk geübt. Alle Gebäude sind um ihn herum angeordnet. In ihnen befanden sich außer der Verwaltung auch die Wohnungen der Offiziere, die mit ihren Familien in der Festung lebten. Die Kinder erlebten den Militarismus also von klein auf.
Die halbfertige Kirche wirkt wie eine antike Stätte mit den extra dicken Säulen. Sie waren so konzipiert, um ein bombensicheres Dach tragen zu können.
Weiter geht es an den Mauern entlang. Von überall hat man einen grandiosen Blick auf die Stadt und die Berge.
Vorbei an den Soldatenquartieren gelangen wir hinauf auf die Festungsmauer
die Beschreibung führt uns immerwieder durch imposante Gewölbe und dann hinab in eine untere Ebene.
Dort befanden sich die Pferdeställe. Sie sind gigantisch. Wir lesen, dass sie bis zu 500 Pferde beherbergten.
Ein besonderer Raum ist dem Gedenken an General Mariano Alvarez de Castro gewidmet. Er gilt als der Held des Krieges gegen Napoleon, auch wenn er letztendlich die Festung an die Franzosen übergeben musste.
In einem Seitenraum entdecken wir die Anlage für das menschlichste aller Bedürfnisse – die Latrine. Bei näherem Hinsehen entpuppt sie sich, nach Vorbild der alten Römer, als eine Art Vorläufer der Trockentrenntoilette.
Wenn wir geglaubt haben, die Festung sei heutzutage unbewohnt, so stellt sich das als Irrtum heraus. Es gibt eine Residenz für pensionierte Offiziere, die noch immer in Betrieb ist.
Auf unserem Weg zum Ausgang treffen wir dann auf die Gruppe, die mit einem Reisebus auf dem Parkplatz neben unserm Wohnmobil ankam. Sie hat sich anscheinend rechtzeitig für die spannende Führung angemeldet. Die, wie wir finden, total coolen Land Rover stehen bereit, während der Guide den Teilnehmern (in Spanisch) die Festungsanlage erklärt. Nun ja, vielleicht ein andermal.
Für uns geht es weiter Richtung Osten, vorbei am Museum Dalí und durch die Stadt, die sehr von ihm und seiner Kunst geprägt ist.
Nur ein paar Kilometer weiter erreichen wir den Grenzort nach Frankreich, La Jonquera. Wir füllen noch einmal unseren Tank, ver- und entsorgen Wasser und Abwasser, essen ein letztes Mal spanisch und nach einer Nacht auf dem dortigen Stellplatz überqueren wir am nächsten Morgen die Grenze.
Dann heißt es Strecke machen.
Es wird der Tag der Brücken. Zuerst der berühmte Viaduc de Millau
später der weniger berühmte, aber mindestens genauso schöne Viaduc de Garabit-Eiffel.
Diese Eisenbahnbrücke überspannt im Zentralmassiv das Flusstal der Truyère und ist Teil der eingleisigen Bahnstrecke Bèziers-Neussargues.
Die Baugesellschaft von Gustave Eiffel baute ihn 1884. Für 25 Jahre war sie mit 122 Metern Höhe die höchste Eisenbahnbrücke der Welt.
Sie trug dazu bei, dass Gustave Eiffel die Genehmigung zum Bau des nach ihm benannten Turmes zur Weltausstellung in Paris 1889 erhielt.
Am Abend erreichen wir Creuzier-le-Vieux, einen Vorort von Vichy.
Vichy ist eines der bedeutendsten Kurstädte Frankreichs. Seine Heilquellen wurden schon im 16. Jahrhundert entdeckt und genutzt. Genau wegen dieser Quellen und der um sie herum entstandenen großzügigen und komfortablen Kurhotels verlegte das nach der Stadt benannte Regime während des zweiten Weltkrieges seinen Sitz hierher.
In Creuzier-le-Vieux gibt es einen schönen Stellplatz, auf dem wir übernachten.
Am Morgen zeigt unser Thermometer -3°C, wir sind im Winter angekommen.
Durch ein verschneites Frankreich kommen wir zur deutschen Grenze,
übernachten in Ettenheim, beim Wohnmobilhändler und fahren am nächsten Tag nach Markt Maßbach in Unterfranken.
Dort erwartet uns ein sehr schöner Stellplatz, ein hübscher Ort und ein einladendes Gasthaus.
Es trägt den Namen „Theaterstube“ und das nicht von ungefähr. Nur ein paar Schritte weiter befindet sich das Theater Schloss Maßbach, ein privat geführtes Theater, das als Landestheater fungiert.
Gegründet wurde es 1946 von Oscar Ballhaus, dem Vater des Kameramannes Michael Ballhaus. Heute führt es die Enkelin Anne Maar.
Nächste Etappe ist Bad Neustadt an der Saale.
Auch hier hat die Gemeinde einen wunderbaren Stellplatz angelegt, direkt an der Fränkischen Saale und am Kurpark.
und im Scheunenrestaurant des „Fränkischen Hofs“ gönnen wir uns ein delikates Abschiedsessen.
Noch ein langer Fahrtag und wir erreichen Berlin.
Der heimische Kirchturm ist auch hier das Zeichen, dass wir zu Hause sind.
Danke, dass Ihr bis hierher mit uns gereist seid.
Wenn Ihr Lust auf mehr habt, nehmen wir Euch gern mit, wenn es wieder los geht.
Bis bald also
Doris und Rüdiger
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