Sonntag, 19. Februar 2023

Ausflug ins Paradies

 




Wie viele überwältigend schöne Landschaften gibt es auf unserem Planeten? Diese Frage ist wohl kaum zu beantworten, denn zum Teil liegt das „überwältigend“ im Auge des Betrachters. Der Eine bekommt Herzklopfen beim Anblick des Meeres, der Andere spürt Schmetterlinge im Bauch wenn sich über ihm tausende Meter Gestein auftürmen. Beim Einen muss es grün und üppig sein, der Andere liebt es karg und bizarr. Das Atlasgebirge in Marokko hat von beidem etwas. Es gibt grün und üppig, in weiten Teilen aber karg und bizarr. Wir sind jedes Mal wieder überwältigt.

So auch auf unserem Ausflug in die Schluchten von Timguelchte und Aït Mansour.



Mohammed, unser Fahrer, ist ein zierlicher älterer Herr mit einem strahlenden Lächeln. Er ist ausgesprochen liebenswert und er spricht, zumindest etwas, Englisch. Am Vortag war noch nicht ganz klar, ob wir allein fahren, oder ob wir uns den Wagen mit zwei Anderen teilen.



Als Mohammed uns an der Straße einsammelt, guckt schon ein Paar in unserem Alter durch die Autofenster. Wie sich herausstellt haben wir das Vergnügen mit Monika und Günther aus Aue, im Erzgebirge. Wir verstehen uns auf Anhieb, die Tour kann beginnen.

Mohammed lenkt den Wagen sicher durch Tafraoute, hinauf in die Berge.




Am Tag zuvor hatte es etwas geregnet, aber an diesem Sonntag strahlt die Sonne von einem blauen Himmel. So muss es sein.

Erster Halt am „Hut des Napoleon“. Wir machen Fotos, weiter geht’s.



Nächster Stopp ist bei einer Berberfamilie, die mitten im Nichts eine Ziegenherde hält. Die Kinder kommen freundlich lächelnd heran, zeigen uns die Zicklein.






Bald danach dürfen wir an einem Dorf aussteigen und ein paar Kilometer laufen. Das tut gut und man sieht die Schönheit ringsum viel besser.











Ein paar Kinder machen sich einen Spaß daraus, uns vom Dach eines Hauses herunter zu begrüßen. „Bonjour, bonjour“ tönt es, begleitet von fröhlichem Lachen. Wir grüßen zurück und winken. Sie amüsieren sich köstlich, dass wir erst einmal suchen müssen, woher das Kichern und die Stimmen kommen.



Mohammed sammelt uns wieder ein und fährt langsam weiter.

Rote Wände ragen rechts und links des Asphalts hoch hinauf, bizarre Formen geben der Phantasie Nahrung.




Gegen Mittag erreichen wir eine Auberge mit Restaurant. Freundliche junge Männer zeigen uns den winzigen Patio mit dem Berberzelt, das kleine Museum und den Garten, wo für uns der Tisch gedeckt wird.





Es gibt Couscous, das uns allen hervorragend schmeckt.



Allzulange währt die Pause nicht, Mohammed mahnt bald zum Aufbruch, es gibt noch viel zu sehen. Nochmal schnell auf die piksaubere Toilette und schon sitzen wir wieder im Auto.

Schmaler wird die Schlucht und höher die Wände zu beiden Seiten. Und dann sind wir im Paradies. So nennt es Mohammed und wir müssen ihm recht geben.

Tunnelartig flankieren sattgrüne Palmen und Arganien den Weg, das Flüsschen führt Wasser, die überall herrschende Trockenheit ist vergessen.





Jeden Augenblick erwartet man, Kamele mit Scheherezade gleichen Schönheiten in Begleitung von Helden wie Aladin oder dem Sultan Harun al Raschid hinter der nächsten Biegung hervorkommen zu sehen.

Wo es am üppigsten ist, lässt uns unser Fahrer und Guide wieder ein Stück zu Fuß gehen.






Die Männer haben sich in „Männerthemen“ vertieft und laufen voraus, Monika und ich bräuchten viel mehr Zeit um alles bewundern und fotografieren zu können.


Es plätschert doch tatsächlich von der Felswand herunter, die gemauerten Kanäle sind voll Wasser, dass über einige Stufen dahin geleitet wird, wo man es braucht. Hinter der Wand aus Palmen und grünem Gesträuch blühen prächtige Mandelbäume.








Die Felsformationen erinnern an den Grand Cañon, nur dass zu ihren Füßen diese paradiesische Oase liegt. Es ist einfach phantastisch.








Wir können uns kaum sattsehen, aber Mohammed bittet, wieder einzusteigen. Es soll noch zum Aussichtspunkt oberhalb der „Roches Paintures“ gehen.

Die Felswände treten auseinander, die Landschaft wird weiter, wir fahren über eine Hochebene.



Von oben sehen die bemalten Felsen wieder ganz anders aus. Erst von hier sieht man, wie groß das Gelände ringsum ist. Es hat etwas Unwirkliches, diese grellen Farben mitten in dem allumfassenden Ocker und Braun. Aber genau diese Wirkung hat der belgische Künstler, der die Steine in den 80er Jahren das erste Mal bemalte, vielleicht beabsichtigt.








Am frühen Abend setzt uns Mohammed am Gemeindestellplatz, wo die Erzgebirgler ihr WoMo stehen haben, ab.

Herzlich verabschieden wir ihn und danken ihm für einen wirklich gelungenen Tag. Wir bereuen alle Vier nicht, diesen Ausflug gebucht zu haben, da sind wir uns einig.

Monika und Günther wollen am nächsten Tag weiter, wir bleiben noch ein, zwei Tage.

Dass es dann doch länger wird, als geplant und warum, erfahrt Ihr im nächsten Post.


Bis bald also

Doris und Rüdiger



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