Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.
Johann Wolfgang von Goethe
Wir finden dass er Recht hat, der olle Goethe, und buchen einen Ausflug nach Luxor.
Morgens um 4.30 Uhr geht es los. Wir haben ein Lunchpaket geordert und warten vor dem Hotel darauf, abgeholt zu werden. Pünktlich rollt ein Kleinbus die Einfahrt hinauf.
Wieder begrüßen uns Abdul und Achmed, wie schon vor zwei Tagen.
Zunächst tuckeln wir etwa anderthalb Stunden durch Hurghada und seine weitläufigen Hotelanlagen, um weitere Teilnehmer abzuholen. Mit 6 Gästen geht es dann endlich auf die gut ausgebaute Straße Richtung Süden.
An einer Raststätte können wir den Inhalt unserer Lunchpakete verzehren - Frühstückspause.
Wir fahren durchs Niltal und schauen zu, wie die Sonne über dem Roten-Meer-Gebirge aufgeht, in den Dörfern erwacht das Leben.
In Quena verabschiedet sich Achmed und übergibt an unseren Reiseführer. Er wird uns heute durch den Tag führen.
Die erste Station ist der Karnaktempel.
Unser Fremdenführer erzählt uns, dass in allen Ausgrabungsstätten Ägyptens Archäologen aus verschiedenen Ländern arbeiten, England, Frankreich, Polen, Deutschland. Noch immer sind nicht alle antiken Stätten freigelegt.
Wir durchschreiten eine Halle mit historischen Fotos von den ersten Ausgrabungen,
dann stehen wir vor der ehemaligen Sphinxallee, die zu der riesigen Tempelanlage führte. Es sind Widdersphinxe, die den Weg zu den Toren säumen.
Wir betreten die Säulenhalle.
Sie hat gigantische Ausmaße. Jede Säule ist so dick, dass es zehn Männer braucht, um sie zu umfassen.
Sie sind bedeckt von Reliefs mit Götterdarstellungen, das alles hier ist mehr als 3000 Jahre alt.
Mit vielen anderen Besuchern wandern wir durch die Anlage.
Mich beeindrucken die Reste der farbigen Hyroglyphen - präzise gearbeitet und wunderschön.
Vor dem Heiligen See, in dem sich die Prister vor rituellen Handlungen säuberten, ruht ein riesiger Skarabäus auf einem Sockel.
Es heißt, wer ihn sieben Mal umrundet, dem gehen Wünsche in Erfüllung. Eine Schulklasse absolviert die Tour unter viel Gekicher und Geschnatter, wir folgen ihnen, man kann ja nie wissen...
Damit wir das Gesehene setzen lassen können, geht es anschließend zum Mittagessen. Das Restaurant liegt direkt am Nil, das Essen ist frisch und lecker, es gibt frischen Mangosaft und arabischen Kaffee.
Gestärkt fahren wir mit einer der kleinen Fähren ans andere Ufer, wo unser Bus wartet.
Wir fahren weiter ins Tal der Könige.
Auch hier, wie schon am Karnaktempel, müssen wir zunächst die Sicherheitskontrollen passieren, bevor uns eine kleine Bimmelbahn ins Tal hinein zu den Gräbern fährt.
1922 entdeckte der englische Ägyptologe Howard Carter die Nekropole des alten Theben, am gegenüberliegenden Nilufer gelegen.
Was für ein Gefühl muss das sein, als erster so ein Pharaonengrab zu betreten!
Heute sind 64 Gräber geöffnet und erschlossen. Man vermutet, dass es längst nicht alle sind.
Zur Besichtigung sind nur jeweils drei oder vier freigegeben, immer im Wechsel, damit die Reliefs und der Sandstein keinen größeren Schaden nehmen. Die Reiseführer müssen draußen ihre Erklärungen abgeben, das Fotografieren ist nicht erlaubt.
Gespannt betrete ich das Grab Ramses III. und bin überwältigt. Der Gang zur eigentlichen Grabkammer ist auf der ganzen länge vollständig mit Hyroglyphen bedeckt. Wie wir erfahren haben, sind das heilige Bücher von Leben, Tod und dem Leben nach dem Tode. Horus sehen wir und Ra, den Sonnengott, auf dessen Barke Ramses III in die Unterwelt fährt.
Ich kann mich kaum satt sehen, aber es warten noch zwei weitere Gräber auf uns.
Eines davon betritt man durch einen 100 Meter langen Gang, der 15 Meter tief unter die Erde führt.
Auch hier alles voller Symbolik in den Reliefs und Malereien.
Ausser diesen Darstellungen sind die Gräber allerdings leer. Die reichen Grabbeigaben wurden zum Teil schon kurze Zeit nach ihrer Errichtung von Grabräubern gestohlen und über die Jahrtausende wurden die Gräber immerwieder geplündert. Eine Ausnahme bildete das Grab des Tut Ankh Amun, dessen berühmte goldene Totenmaske nun im Ägyptischen Nationalmuseum in Kairo zu sehen ist.
Das Tal wird überragt von einem Berg in Pyramidenform. Man vermutet, dass die Pharaonen, neben der versteckten Lage, unter anderem deshalb diesen Ort für ihre Gräber ausgewählt haben.
Nach einem unvermeidlichen Zwischenstopp an einer Alabasterwerkstatt erreichen wir die nächste Station, den Tempel der Hatschepsut. Bemerkenswerter Weise regierte sie als eine der wenigen weiblichen Pharaonen immerhin 20 Jahre.
Die Anlage erhebt sich in drei Ebenen vor der Bergkulisse.
Auch hier gab es einst eine Allee von Sphinxen gesäumt.
Leider sind davon nur wenige Fragmente geblieben, wir müssen also unsere Phantasie bemühen.
Wir steigen hinauf zur ersten Ebene, wo die Abbilder der ehemaligen Herrscher uns empfangen.
Ganz ohne das sonst überall und immerzu übliche Bakschisch finde ich mich als moderne Pharaonin auf meinem Smartphone wieder.
Und auch hier Malereien und Reliefs wohin das Auge schaut.
Dann heißt es "Jalla, jalla - schnell, schnell" zurück zum Bus, damit wir vor Sonnenuntergang den letzten Programmpunkt abarbeiten können - die Memnonkolosse.
18 Meter hoch sind die beiden sitzenden Figuren aus Granit.
Nun haben wir auch sie gesehen.
Während die Sonne die Palmen am Nil in Scherenschnitte verwandelt fahren wir heimwärts.
Eine fünfstündige Fahrt steht uns bevor, alle sind erschöpft und müde.
Unser Reiseführer verabschiedet sich am Ortsausgang von Luxor, an der Raststätte steigen Achmed und der zweite Fahrer wieder zu, verordnen eine 20 minütige Pause, die niemand wirklich will. Alle wollen nur noch in ihr Hotel.
Da wir morgens die Ersten waren, sind wir nun die Letzten, die abgesetzt werden. Es ist 21.30 Uhr als wir mit hängenden Mägen das Abendbuffet erreichen.
Viel haben wir gesehen, was uns beeindruckt hat, es war ein langer, anstrengender Tag.
Am nächsten Tag treffen wir uns noch einmal mit unseren Mitfahrern von der Wüstentour, verbringen einen schönen Nachmittag zusammen, dann schlägt Pharaos Rache erneut zu. Diesmal härter als beim ersten Mal. Wir verbringen einen Tag im Bett, dann geht es mir etwas besser, Rüdiger hat es schlimm erwischt. Zu den üblichen Symptomen kommen bei ihm hohes Fieber und Husten dazu. Ein erneuter Gang zur Apotheke bringt nicht wirklich eine Besserung. So vergehen die letzten vier Tage wie im Sanatorium zwischen Bett und Speisesaal, wo wir uns von trockenem Toast und gekochtem Gemüse in kleinen Mengen ernähren. Zur Beruhigung des Magen-Darm-Traktes trinken wir Anistee.
So sind wir am Montagnachmittag reisefähig. Wir verlassen die Hotelanlage ohne Bedauern, hoffen, bald zu Hause zu sein.
Am Flughafen kommt dann alles nochmal ganz anders.
Zunächst ist ausser einer Verspätung von zwei Stunden alles unklar, zwischendurch heißt es, der Flug sei gecancelt, dann kommt eine Maschine aus Tel Aviv und bringt uns nach Berlin. Weder die neue Fluggesellschaft noch wir sind wirklich vorbereitet, es werden weder Snacks noch Getränke angeboten und wir haben nichts dabei. Als Budapest unter uns liegt, wie eine mit Diamanten bestickte Samtdecke, wird etwas Wasser in Plastikbechern verteilt.
Völlig ausgehungert und ausgedörrt kommen wir um Mitternacht in Berlin-Schönefeld an, gegen 1.30 Uhr sind wir zu Hause.
Rüdiger laboriert noch einige Tage an dem mitgebrachten Infekt, der konsultierte Arzt sucht ausgiebig nach den Ursachen, kommt aber zu keinem rechten Ergebnis. Nach und nach bessert sich sein Zustand.
Das hindert uns allerdings nicht, unser Visum für Vietnam zu beantragen, denn die nächste Reise steht ja bevor.
Anfang Januar geht unser Flieger nach Bangkok, Anfang Februar der nächste nach Vietnam.
Aber erstmal freuen wir uns auf Weihnachten mit der Familie.
Nachdem sich alles ein wenig gesetzt hat, ziehen wir unser Fazit zu diesem All-inclusive-Abenteuer:
Manches war ganz schön, aber alles in allem müssen wir das nicht noch einmal haben.
Liebe Freunde, wir wünschen Euch allen ein schönes, friedliches Weihnachtsfest !
Bis bald
Doris und Rüdiger
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