Reisen, das ist
mal was Nützliches. Da kriegt die Phantasie zu tun. Alles andere
bringt nichts als Mühsal und Enttäuschungen.
Louis-Ferdinand Céline
aus
„Reise ans Ende der Nacht“
Liebe Freunde,
unsere Phantasie
hat schon zu lange keine Nahrung mehr bekommen, deshalb wird es Zeit,
sich wieder auf den Weg zu machen. Diesmal ohne unser fahrendes
Zuhause.
Vier Stunden
fliegen wir aus dem grauen, feuchten Novembertag Berlins in die Sonne
Ägyptens.
Als das Flugzeug
die Wolkendecke durchstößt bekommen wir schon einen Vorgeschmack.
Ganz Europa
scheint bewölkt an diesem Morgen. Wir sind über den Wolken...
Der Blick aus dem
Fenster vermittelt den Eindruck, man könne auf der endlosen weißen
Decke wie auf einer weichen Matte liegen.
Seit 4.30 Uhr
sind wir auf den Beinen, verschlafen einen Teil des Fluges.
Als wir erwachen
sehen wir das Blau des Mittelmeers und den Küstenstreifen Ägyptens.Unter uns
schlängelt sich der Nil durch einen grünen Vegetationsstreifen, der
auf beiden Seiten von der ockerfarbenen Wüste eingerahmt ist, im Hintergrund die schwarzen Wüstengebirge. Unsere Herzen schlagen höher.
Das Rote Meer
kommt in Sicht, wir fliegen eine Schleife über die Hotelanlagen am
Wasser und landen auf dem Flughafen Hurgada.
Hier geht alles
schnell und reibungslos. Zuerst der Visa-Schalter. Für 25 Dollar pro
Person bekommen wir einen Stempel in den Pass, der Bus wartet schon.
Mehrere
Polizeikontrollen müssen passiert werden, überall sieht man
bewaffnetes Militär. Wir nehmen es als ein Zeichen, dass man für
unsere Sicherheit sorgt. Es erinnert uns aber auch daran, dass wir
uns nicht einfach ein Auto mieten und uns frei im Land bewegen
können. Als wir später unsere zuständige Reiseleiterin im Hotel
danach fragen, schaut sie uns entsetzt an ob dieses Ansinnens.
Das Arabella Azur
Hotel liegt direkt am Meer. Durch einen weißen Torbogen gelangen wir
vor das Empfangsgebäude.
Unser Gepäck wird auf einen Wagen geladen
und nachdem wir unseren Zimmerschlüssel an der Rezeption bekommen
haben, werden wir durch die Anlage aus weißen, Kuppel gekrönten,
zweistöckigen Gebäuden zu unserem Apartement gebracht.
Nummer 204 ist für
die nächsten drei Wochen unser Zuhause.
Zwei Stufen führen
hinauf zu den Betten, die unter der weißen Kuppel mit bunten
Glassteinen stehen. Orientalisches Flair.
Natürlich haben
wir Unterlagen bekommen – vom Veranstalter und vom Hotel – die
uns darüber informieren, wo wir die Mahlzeiten einnehmen können,
welche Veranstaltungen und Ausflüge angeboten werden, den aktuellen
Wechselkurs, wichtige Telefonnummern usw.
Der Blick von
unserem Balkon vermittelt die Illusion, man schaue über eine der
alten orientalischen Medinas.
Die Gebäude ranken sich um zwei Pools,
kleine Gartenflächen und die Marina. Überall wiegen sich Palmen im
Wind.
Viele der anderen
Gäste bewegen sich routiniert übers Gelände, für uns ist alles
neu. Wir kennen weder solche Anlagen, noch die Gepflogenheiten eines
all inclusive Urlaubs.
Aber wir haben ja
Zeit.
Es war ein langer
Tag, wir sind halb verdurstet und ausgehungert. An der Oasis Bar
bekommen wir kaltes Bier und Pizza, nach Wunsch zubereitet.
Danach geht es uns
besser und wir erkunden das Gelände.
Hier wird es
zeitig dunkel, viele kleine Lampen erhellen die Wege, man fühlt sich
wie in 1001 Nacht.
Nach dem
Abendessen vom orientalischen Buffet, trinken wir noch einen Absacker
in der Bar Oum Kulthum mit Blick auf das dunkle Meer, dann fallen wir
in unsere bequemen Betten.
Am nächsten
Morgen treffen wir Julia, unsere deutsche Reiseleiterin, zu einer
kurzen Begrüßung. Sie ist unsere Ansprechpartnerin für alle Fälle,
gibt noch einmal einen Überblick über das Hotel und die umliegenden
Örtlichkeiten, erläutert die Ausflugsangebote und versichert, sie
sei jederzeit erreichbar, sollte es Probleme geben.
Danach frühstücken
wir mit Meerblick, schlendern weiter durch die Anlage, schauen den
Schnorchlern zu,
Dazwischen halten
wir Siesta – so vergeht der Tag.
Das Publikum
besteht vorwiegend aus Deutschen und Holländern, aber man hört auch
Russisch, Italienisch, Schwedisch, Spanisch...
Es ist
Zwischensaison, also eher ruhig.
Wohin man auch
geht, was man auch tut, es wimmelt von Personal. Ausschließlich
männlichem Personal. In den Restaurants und Bars, Zimmerservice,
Poolservice, Gärtner, Reinigungskräfte – alles Männer.
Auch auf der
Herfahrt sehen wir auf den Straßen von Hurghada vorwiegend Männer,
ein paar Touristinnen, einheimische Frauen sind eher die Ausnahme.
Das letzte Mal
waren wir vor 11 Jahren in Ägypten, in Kairo. Da war das anders.
Männer und Frauen bevölkerten gleichermaßen die Straßen. Wo sind
die Frauen hin? Oder ist das nur hier so, wo die Gefahr einer
Infiltrierung durch die westlichen Ausländer besteht?
Die Männer sind
freundlich und zuvorkommend, keine Frage, aber es ist
gewöhnungsbedürftig.
Vielleicht ändert
sich unser Eindruck, wenn wir in den Ort gehen.
Bis Saccala, dem
modernen Zentrum ist es etwas mehr als ein Kilometer, den wir zu Fuß
gehen. Immer wieder werden wir von den zahlreichen Taxis angehupt.
Wir winken ab. Aber es gibt auch die hartnäckigen. So lernen wir
Helmut kennen. Er hält an, stellt sich auf Deutsch vor und fragt
uns, ob er uns nicht in die anderen Stadtteile fahren soll, oder zum
Aquarium, oder... Auch eine bunte Mappe mit Ausflugsangeboten hat er
dabei. Wir lehnen dankend ab, wir sind versorgt. Er besteht darauf,
dass ich seine Telefonnummer notiere und ihn anrufe, wenn wir ein
Taxi brauchen. Wir tun ihm den Gefallen, es kostet ja nichts extra
und tut nicht weh. Am Ende muss noch ein Foto gemacht werden.
Vorbei an kleinen
Werften, Hotelrohbauten von denen man nicht genau weiß, ob sie
gebaut oder abgerissen werden, einem Hafen des Verkehrsministeriums
und der großen Moschee
Dort geht es sehr
touristisch zu. Läden, Restaurants und Cafès reihen sich
aneinander, ab und an ein Obst- und Gemüseladen, eine Bäckerei,
eine Drogerie, ein Barbier. Souveniers und nachgemachte
Markentextilien werden zu überhöhten Preisen angeboten.
Immerhin finden
wir ein Cafè, in dem wir einen arabischen Kaffee mit Kardamom
bekommen, dann schlendern wir zurück zum Hotel.
Wir kommen mit
einem schwedischen Paar ins Gespräch, begeisterte Schnorchler. Sie
leihen uns ihre Schnorchelmasken und Rolf gibt eine erste Einführung
am hauseigenen Riff. Im milchigen Licht sehe ich bunte Fische und
Korallen. Der Blick am Riff vorbei hinunter in die nicht sichtbare
Tiefe jagt mir einen Schauer über den Rücken. Die Unterwasserwelt
war mir schon immer unheimlich. Schnell gehe ich die glitschige
Treppe hinauf, froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Tollkühn haben
wir einen Yachtausflug gebucht, der auch drei Haltepunkte auf dem
Meer zum Schnorcheln beinhaltet. Auf was haben wir uns da
eingelassen?
In der Nacht vorher schlafe ich unruhig und träume von der milchigen, unendlichen Tiefe. Ich sage mir immer wieder, ich muss ja nicht ins Wasser, ich kann ja einfach nur aufs Wasser gucken.
In der Nacht vorher schlafe ich unruhig und träume von der milchigen, unendlichen Tiefe. Ich sage mir immer wieder, ich muss ja nicht ins Wasser, ich kann ja einfach nur aufs Wasser gucken.
Am nächsten
morgen werden wir von Youssuf abgeholt und zu „unserer“ Yacht
gefahren. Die „Manchester“ haben wir schon von unserem
Frühstücksplatz aus hinausfahren sehen, nun sind wir an der Reihe.
Die Crew heißt uns willkommen, zeigt uns den Salon
und das Oberdeck,
Youssuf erklärt den Tagesablauf. Erster Haltepunkt zum Schnorcheln, wenn wir Glück haben treffen wir danach auf Delphine. Zweiter Haltepunkt zum Schnorcheln, dann Mittagessen. Dritter Haltepunkt zum Schnorcheln, relaxen an Bord, Rückfahrt.
Die Crew heißt uns willkommen, zeigt uns den Salon
und das Oberdeck,
Youssuf erklärt den Tagesablauf. Erster Haltepunkt zum Schnorcheln, wenn wir Glück haben treffen wir danach auf Delphine. Zweiter Haltepunkt zum Schnorcheln, dann Mittagessen. Dritter Haltepunkt zum Schnorcheln, relaxen an Bord, Rückfahrt.
Wir sind zu
sechst. Außer uns ein älteres Paar aus Leipzig und ein junges Paar
aus dem Münsterland. Alle Frauen haben noch nie geschnorchelt. Die
Männer lassen sich Brillen und Schnorchel zuteilen, auch die
Leipzigerin traut sich beim ersten Halt.
Der junge
Tauchguide Chico
schwimmt mit ihnen hinaus. Wir anderen schauen zu, halten die Handtücher bereit.
schwimmt mit ihnen hinaus. Wir anderen schauen zu, halten die Handtücher bereit.
Nach einer halben
Stunde sind sie zurück.
Weiter geht es zum
nächsten Stopp. Zwischendurch werden Drinks auf dem Oberdeck
serviert und Fotos gemacht.
Die beiden Frauen
berichten, dass Chico sie unter ihre Fittiche nimmt, die Leipzigerin
hat unter seiner Führung ihre Angst verloren. Ob ich doch noch einen
Versuch wage?
Erstmal gibt es
Mittagessen. Der Koch hat im Salon ein Buffet aufgebaut und legt uns
persönlich vor.
Wir fühlen uns wie auf der „Caledonia II“, der Yacht aus „Manche mögen's heiß“, auf der Marilyn Monroe Tony Curtis für einen Millionär hält.
Wir fühlen uns wie auf der „Caledonia II“, der Yacht aus „Manche mögen's heiß“, auf der Marilyn Monroe Tony Curtis für einen Millionär hält.
Dann fahren wir
zum dritten Schnorchelhalt. Ich lasse mich überzeugen, es zu
versuchen. Und Chico ist ein genialer Guide. Er nimmt den
Rettungsring mit, ich halte mich daran fest, so schwimmen wir
zusammen hinaus. Er macht mich auf verschiedene Fische uns
Korallenformationen aufmerksam, ich fühle mich immer sicherer. Nach
einer Weile bedeutet er mir, ich solle den Ring loslassen, seine Hand
nehmen. Die Korallen unter uns wachsen auf weißem Sand, nicht sehr
tief unter uns. Das gibt mir weitere Sicherheit. Einige Zeit später
sagt Chico: „jetzt allein“ und ich finde es gar nicht mehr
beängstigend, selbst als der Meeresboden nicht mehr zu sehen ist.
Chico bleibt neben mir, zeigt mir die Richtung. So schwimme und
schnorchle ich eine halbe Stunde mit ihm um das Riff und werde immer
sicherer.
Gern würde ich
Euch Fotos von dem, was ich dort unten gesehen habe, zeigen, aber ich
habe natürlich keine Unterwasserkamera. So muss ich es beschreiben:
Zuerst sind da die Zebrafische, sie schwimmen die ganze Zeit um uns
herum. Es gibt Schwärme von winzigen blauen, gelben und grünen
Fischlein, die durch die Korallen gleiten. Chico zeigt mir einen Nemo
und einen Papageienfisch, der in allen Regenbogenfarben schillert. Jeder von Euch hat so was schon mal im Fernsehen gesehen, aber es selbst zu sehen und zu berühren ist schon was Besonderes.
Die Korallen sind nicht so bunt, wie ich es erwartet hatte. Große Teile sind abgestorben, grau wie Beton. Dazwischen allerdings leuchten einige Gelbe und Dunkelviolette, Teller förmige und Schwarze und welche die aussehen wie große Kartoffeln.
Die Korallen sind nicht so bunt, wie ich es erwartet hatte. Große Teile sind abgestorben, grau wie Beton. Dazwischen allerdings leuchten einige Gelbe und Dunkelviolette, Teller förmige und Schwarze und welche die aussehen wie große Kartoffeln.
Leider sieht man
allzu deutlich, dass das Riff Schaden genommen hat durch die vielen
Ausflugsschiffe. An unseren jeweiligen Haltepunkten sind es mit uns
immer mindestens sechs bis acht gleichzeitig, die in der Regel
wesentlich mehr Passagiere an Bord haben als die „Manchester“,
Taucher und Schnorchler. Was wir alle hier tun, tut dem Meer auf
keinen Fall gut.
Nachdem wir wieder
an Bord sind, bin ich trotzdem froh, dass ich mich getraut und meine
Angst verloren habe. Ich bedanke mich herzlich bei Chico und er
strahlt.
Langsam tuckert
unser Schiff zum Hafen zurück. Es ist Nachmittag, als wir wieder im
Hotel abgesetzt werden.
Es war ein
wunderbarer Tag.
Schon einige
Abende zuvor haben wir Anna und Patrick kennengelernt. Auch sie sind
begeisterte Schnorchler. Hier und da treffen wir zu einem Schwätzchen
zusammen, haben Spaß miteinander. Heute Abend erwarten sie uns schon und sind gespannt, was
wir erlebt haben. Sie freuen sich mit mir, dass ich meine Angst vor
der Unterwasserwelt verloren habe und bieten uns ebenfalls an, ihre
Schnorchelmasken auszuleihen.
Allerdings kann
man das auch hier im Hotel an der Beachbar tun. Sicher werden wir in
den kommenden zwei Wochen diese Gelegenheit nutzen.
Die erste Woche
ist wie im Fluge vergangen. Wir freuen uns auf das, was noch vor uns
liegt.
Wir werden Euch
berichten, liebe Freunde.
Bis dann also
Doris und Rüdiger
Salah maleikum(?) Doris und Rüdiger wie schön euren Blog gefunden zu haben und uns hier sogar namentlich wiederzufinden;-) Es war unglaublich interessant soviel über euch und eure spannenden Reisen zu erfahren und wir freuen uns euch hier weiterhin begleiten zu können - bleibt wie ihr seit!!! 😚 LG Anna&Patrick
AntwortenLöschenSalah maleikum(?) Doris und Rüdiger wie schön euren Blog gefunden zu haben und uns hier sogar namentlich wiederzufinden;-) Es war unglaublich interessant soviel über euch und eure spannenden Reisen zu erfahren und wir freuen uns euch hier weiterhin begleiten zu können - bleibt wie ihr seit!!! 😚 LG Anna&Patrick
AntwortenLöschen