Montag, 1. Oktober 2018

For ever young


Umwege erweitern die Ortskenntnis.

Kurt Tucholsky






Und weil das so ist, machen wir in diesem Jahr auch mal welche, liebe Freunde.
Aber der Reihe nach.
Zunächst feiern wir mit unseren beiden sechsjährigen Enkeln Einschulung.
Da beide Feiern am selben Tag zur selben Stunde stattfinden, müssen wir uns teilen. Rüdiger ist dabei, wie Niila seinen neuen Lebensabschnitt beginnt, ich darf Richard vor seinem Klassenraum mit in Empfang nehmen. Beide sind aufgeregt und freuen sich. Hoffentlich bleibt das so.
An dieses Ereignis schließt sich ein Reigen von Besuchen bei Freunden und Bekannten in Berlin an.
Dann folgt Rüdigers ganz spezielles Abenteuer.
Zum Geburtstag haben wir unserem Sohn einen Gutschein für eine Runde mit seinem Vater im Kletterwald Strausberg geschenkt. Die Beiden fahren also los. Und sind absolut begeistert, verabreden sich gleich für einen weiteren Termin.


Und wir machen Pläne.
Durch die noch anstehenden Arbeiten am IVECO und in der Kabine, muss die geplante Iranreise ausfallen. Aber den ganzen Winter in Berlin bleiben wollen wir auch nicht.
Die ursprüngliche Idee, nochmal für ein paar Wochen nach Spanien zu düsen erweist sich beim durchkalkulieren als ziemlich teurer Spaß. Allein die mindestens 5000 Kilometer hin und zurück sind kein Pappenstiel. Freund Andreas fragt: „Warum fliegt ihr nicht einfach irgendwo ins Warme?“
Eigentlich wollten wir ja möglichst nicht fliegen, aber das eine oder andere Land ist auf dem Landweg nicht oder nicht mehr zu erreichen, also – ja, warum nicht?
Und so buchen wir – nach langer Recherche – zum ersten Mal in unserem Leben einen Pauschalurlaub. Nach Ägypten. Im November. Was für viele normaler Urlaub ist, wird für uns zum Abenteuer werden. Über das wir Euch natürlich berichten werden.


Erstmal jedoch fahren wir wieder mit dem IVECO los. Zuerst nach Tabarz in Thüringen. Dort gibt es nämlich einen Kletterwald. Rüdiger hat Blut geleckt. Er will es nochmal wissen.
Auf einer Wiese neben der Pferdekoppel können wir übernachten und von dort sind wir in zwei Minuten zu Fuß dort. 


Rüdiger schwingt sich durch die Bäume und ich laufe auf gekennzeichneten Wegen mit und dokumentiere seine sportliche Leistung.






Von Tabarz geht es weiter nach Oberhof. Thüringer Klöße im Gasthaus „Zur Wegscheide“ sind die Belohnung für das Geleistete.
Am nächsten Tag erwarten uns Ute und Schorsch in Franken.
Nach dem Austausch aller Neuigkeiten am ersten Abend fahren die Zwei mit uns zur Veste Coburg. Ein imposantes Bauwerk thront da über dem Städtchen. 


Da es ein Festung ist beginnt der Rundgang mit Kanonen und Haubitzen, setzt sich fort mit Säbeln, Schwertern, Pistolen und Gewehren, gefolgt von Rüstungen in allen Größen und Macharten.
Wir sehen Kutschen, Kaleschen und Sänften, Glas, Porzellan und Tafelsilber, Schränke, Aufsätze und Schreibtische mit unzähligen Schubladen, geschmückt mit Intarsien und Schnitzereien. Es gibt Kachelöfen und Öfen aus Gusseisen, Kamine und Kronleuchter, Kandelaber, Vasen und jede Menge Gemälde. 


Der Höhepunkt ist das Jagdzimmer. Ein ganzer Raum in Holz, die Wandtäflung mit kunstvollen Intarsien, die Geschichten erzählen und kleine versteckte Frivolitäten enthalten, umrandet von unglaublichen Schnitzereien. Man könnte meinen, die Figuren bewegten sich jeden Moment, so realistisch sind sie ins Holz geschnitten. Dieses Zimmer sucht, so die sehr kompetente Aufsicht, weltweit seinesgleichen.
Nachdem wir das alles bewundert haben, schauen wir uns noch die Sonderausstellung mit Zeichnungen von Rembrandt an. Auch das ist etwas Besonderes. Weil viele davon sehr klein sind, stehen Schalen mit kleinen Lupen bereit, mit denen man die Details besser betrachten kann.
Nach viereinhalb Stunden schwirrt uns der Kopf und die Füße tun weh. Trotzdem gönnen wir uns noch einen Blick von der Festungsmauer über die Landschaft




bevor wir uns in der Burgschänke von soviel Kunst und Kultur ausruhen und stärken.



Am folgenden Tag wird gewandert.


Von Pfaffendorf folgen wir einem schönen Waldweg um den Kordigast herum und dann hinauf.







Von hier oben hat man einen herrlichen Rundblick. Man sieht die Rhön und das Fichtelgebirge, den Thüringer Wald und den Frankenwald.
 



Auf dem Rückweg kehren wir im Gasthaus „Steinerne Hochzeit“ ein, das zu einem Biobauernhof gehört.
Es gibt Bier und Presssack, Spiegeleier von den glücklichen Hühnern gleich nebenan Ziegenkäse von den kleinen Zicken weiter hinten und Käsekuchen.


Der lahme Hofhund bewacht das Haus, die Katze schleppt Futter für die kleinen Kätzchen heran 




und das zahme Reh lässt sich in unserer Nähe hinter den Bänken zur Mittagsruhe nieder.





Bald sind wir wieder fit und runden den Tag mit einer Stippvisite im Kurpark von Bad Staffelstein ab. Auf Bühne findet heute ein Kurkonzert statt. Blasmusik.
Vielen Dank, wär aber extra für uns nicht nötig gewesen!







 Im Wald hatten wir ja schon die wunderbar frische Luft, hier gibt’s nun in den beiden Gradierwerken die gesunde. Wir drehen eine Runde und atmen tief durch.
 



Beim Schlendern durch den Park entdecken wir die Skulpturengruppe der Frauen und das klitzekleine Brückentheater. 


 


Unser Abendessen haben wir uns heute redlich verdient.
Am Morgen danach verabschieden wir uns von unseren Freunden – bis zum nächsten Mal. Wieder haben wir ein Stück Franken kennengelernt. Nochmal Dank Euch Beiden!


Die nächste Etappe ist der Stausee Hohenfelden und der dortige Campingplatz. Gleich daneben ist der Aktivpark mit einem Kletterwald.
Rüdiger steigt gleich wieder in die Bäume. Wieder ist es ein bisschen anders als beim letzten Mal. Na, sonst wärs ja auch langweilig!



Wir wandern durch den schon herbstlich sich färbenden und duftenden Wald. Die Sonne wärmt noch aber man spürt schon den kühlen Hauch darunter und das Licht wird weicher. Meine liebste Jahreszeit.

Dann wartet schon die nächste Verabredung. In der Nähe von Leipzig treffen wir Laura und Tino nach langer Zeit wieder. Und auch Udo kommt dazu, allerdings ohne Feuerwehr. Was für eine Freude! Wir sitzen im Garten und erzählen uns gegenseitig was es Neues gibt, haben viel Spaß miteinander, genau wie vor einem dreiviertel Jahr in Marokko in Dakhla.
Nach zwei Nächten brechen wir wieder auf und nun geht es nach Vollmershain zum Rock und Blues Open Air. Darauf freuen wir uns schon den ganzen Sommer. 


Als wir in dem kleinen Dorf ankommen ist alles noch relativ ruhig, auf der Wiese am Freibad stehen noch relativ wenige Wohnwagen und Zelte, aber die die da sind haben große Claims abgesteckt für nachfolgende Freunde. Wir finden ein schönes Plätzchen und richten uns ein, machen einen ersten Rundgang.
Irgendwann legt ein Mann einen Zeltsack auf den freien Platz neben uns. Er packt den Inhalt aus, sortiert die Stangen, breitet die Plane aus und dann steht er lange sinnend vor dem Haufen. Zwei andere kommen vorbei, fragen ob sie helfen können. Zu dritt versuchen sie nun Stangen und Zelt und Schnüre zu einem sinnvollen Ganzen zusammen zu bringen. Anscheinend hat keiner der drei wirklich eine Vorstellung davon, wie das Zelt am Ende aussehen soll. Rüdiger kann es nicht länger mit ansehen, geht hinaus und so langsam nimmt die „Villa“ Gestalt an. Ich amüsiere mich köstlich – vier Männer bauen ein Zelt auf...





Als das Werk vollendet ist, fängt auf der gegenüber liegenden Seite ein ebenfalls einzelner Mann mit seinem Zelt zu kämpfen. Da die Vier ja nun schon Erfahrung haben, eilen sie ihm zu Hilfe. Bald steht auch dieses Zelt.
Das muss natürlich begossen werden. So lernen wir Jürgen, Henner und Christa, Sven und Uwe kennen. Jürgens Frau hat signalisiert, sie komme erst, wenn das Zelt steht, Uwe ist allein, freut sich aber über Gesellschaft, Henner und Christa sind die Nachbarn zur anderen Seite. Später kommen noch Runki und Janette dazu, eine lustige Gesellschaft.
Am nächsten Morgen ist dann auch Connie, Jürgens Frau da und wir haben alle viel Spaß miteinander.
Am späten Nachmittag geht’s dann endlich los – mit Mannes Blues-Paket. Es folgen Tom & Huck und Tino Standhaft. Musik, die in die Beine geht und Spaß macht.
Wir kommen spät ins Bett.
Am nächsten Tag, die Wiese ist inzwischen richtig voll geworden und immer noch reisen Leute an, treffen sich alle nach dem Frühstück zu einem Schwatz, bevor es dann am frühen Nachmittag weiter geht mit Monokel-Kraftblues.



Zwischen Jürgen und unser WoMo hat sich spät am Abend noch Andreas mit seinem kleinen Zelt gequetscht. Rüdiger und er finden schnell gemeinsame Themen.
Unsere grauen Armbänder, die wir als Ticketinhaber für das gesamte Festival bekommen haben, erlauben uns jederzeit zwischen Bühne und Campingwiese hin und her zu laufen, was wir denn auch immer mal tun. Musik mit Pausen dazwischen, genau das Richtige für uns. Mein persönlicher Höhepunkt ist die Engerling Blues Band unter dem Motto „Dylan meets Stones“. Es sind eigene Interpretationen von Songs des einen wie der anderen.



 Der Knaller ist Sängerin Steffi. Sie hat eine umwerfende Stimme und ihr „for ever young“ erzeugt bei mir Gänsehaut.




Aber auch Andreas Diehlmann und seine Band sind absolut großartig.
Am Sonntagmorgen erwacht die Wiese erst langsam, die letzte Band spielte bis etwa Zwei Uhr morgens. Wir frühstücken mit den anderen zusammen, schwatzen noch eine ganze Weile und dann löst sich die Gruppe nach und nach auf. Die Wiese leert sich und bald sind wir auf der Autobahn Richtung Sachsen-Anhalt. Schön wars! Im nächsten Jahr sind wir sicher wieder dabei.
Nun sind wir erst mal gespannt, wie wir unseren Garten vorfinden. Geregnet hat es dort ja wohl nicht...
Unmengen von Obst hatten schon an den Bäumen gehangen als wir losfuhren nun liegt ein großer Teil im Gras. Trotzdem hängen die Bäume noch voller Äpfel, Pflaumen, Birnen. Von den Nachbarn erfahren wir, dass sie schon einen Teil des Fallobstes aufgesammelt haben. Ein paar Dörfer weiter gibt es ein Wildgehege, dessen Besitzer sie gerne abnimmt. Er holt sie sogar ab. Durch den trockenen Sommer hat er zu wenig Futter für das Rotwild und die frei laufenden Schweine. Das freut uns außerordentlich, so müssen wir das ganze Fallobst nicht kompostieren und es hat noch einen Nutzen. Und wir wissen nun wo wir um die Ecke richtiges Biofleisch herbekommen.




Trotzdem koche ich noch Pflaumenmus, Apfelmus, Mehrfruchtmarmelade, backe Apfel-, Pflaumen- und Birnenkuchen. Dann hab ich keine Gläser mehr.
Aber da sind ja noch die vielen Nüsse die unser Nussbaum dieses Jahr hat. Aufsammeln, zum trocknen auslegen – es gibt viel zu tun.

 
Und der Sommer kann dieses Jahr nicht loslassen.

Immer wieder fährt er mit seinem heißen Atem übers Land, obwohl der Herbst schon einen kühlen Wind hinterher schickt und den Weichzeichner vor die Sonne schiebt. Dieses wunderbare weiche Licht! Er steht auch schon auf der Leiter um die Blätter anzumalen.





Ich kann mich kaum satt sehen. Wie ich den Herbst liebe!
Geht es Euch auch so? Dann genießt ihn!


Bis bald
Doris und Rüdiger












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