und
an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass
alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich
freue mich, dass ich... dass ich mich freu.
Mascha
Kaléko
Dort
wo das Qued Chbika ins Meer mündet, etwa 55 Kilometer hinter El
Ouatia, gibt es eingroßes, festes Plateau. Ein einzelnes Wohnmobil
steht schon dort.
Wir
schlagen ein Stück weit weg unser Lager auf, etwa einen Kilometer
von der Straße entfernt.
Auf
einem etwas erhöhten, kleineren Plateau am anderen Flussufer
befindet sich ein Militärposten. Ein Haus, ein Zelt, ein Wassertank,
4 Soldaten.
Am
Strand stehen ein paar Fischerhütten, leer. Es ist wohl keine
Saison.
Nur
zwei Männer, die in einer Hütte im Oued unterhalb unseres Platzes
kampieren, gehen jeden Morgen mit ihren langen Angeln zum Strand.
Auch die Soldaten vertreiben sich tagsüber die Zeit mit angeln. Und
unser französischer Nachbar, ein knorriger alter Herr, der uns nur
mit einem Kopfnicken zur Kenntnis nimmt. Seine Frau, ebenso knorrig,
aber etwas gesprächiger, erzählt, die Beiden stehen seit zwei
Monaten hier. Einmal wöchentlich fahren sie nach El Ouatia, ihre
Vorräte und Wasser auffüllen, ansonsten geht Monsieur angeln und
sie essen viel Fisch, Muscheln, Krebse.
Drei
Kinder haben sie und fünf Enkel, aber die haben ihr eigenes Leben
und so sind sie sechs Monate im Jahr hier. Die Beiden sind bestimmt
an die 80.
Als
die Sonne tiefer sinkt, kommt vom Militärposten ein Quad herüber
gefahren mit zwei Soldaten. Sie begrüßen uns freundlich, fragen
nach woher und wohin und ob wir hier übernachten wollen. Wir bejahen
und sie bitten um unsere Pässe, notieren unsere Daten und das
Kennzeichen vom Düdo. Wegen der Sicherheit. Rüdiger bewundert das
Quad, wir plaudern ein wenig, lachen viel, dann wünschen sie uns
eine angenehme Nachtruhe. Winkend fahren sie zurück zu ihrem Lager.
Es
wird mir nie langweilig, zuzuschauen, wie die Wellen sich aufbauen,
wie dann aus ihrem Kamm die Schaumkronen hervor brechen, um dann an
den Strand zu rollen und dort zu vergehen. Dieser immer
wiederkehrende Kreislauf hat etwas Beruhigendes, ja Meditatives.
So
verlaufen die Tage entspannt. Wir machen Strandspaziergänge, laufen
ein Stück im trockenen Flussbett entlang, sitzen in der Sonne,
lesen, schauen aufs Wasser.
Außer
dem Militärposten, dem französischen Paar und den beiden Fischern
ist hier weit und breit keine Menschenseele. Der Kontrollposten an
der Straße ist etwa 10 Kilometer entfernt, der nächste Ort ist El
Ouatia.
Ansonsten
nur „Wind, Sand und Sterne“.
Tarfaya
150
Kilometer sind wir an der Steilküste entlang, durch ein Dünengebiet
und an einem riesigen Salzsee entlang gefahren. Nun sind wir hier.
„Bereits
unter den Franzosen war Tarfaya ein wichtiger Posten. Es gab... die
Postfliegerstation des französischen Militärs, von der aus Briefe
in die westafrikanischen Kolonien geflogen wurden.
Der
berühmte Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry
war hier 1927-1929 als Postkurierflieger stationiert. Hier holte er
sich die Ispiration für einige seiner wichtigsten Bücher wie „Wind,
Sand und Sterne“, „Der kleine Prinz“ und „Stadt in der
Wüste“... Man kann noch die Kolonialfassade der französischen
Kaserne... bewundern. Ein kleines Dankmal soll an den berühmten
Flieger erinnern. Ein...Metallflugzeug am Strand gegenüber der
Kaserne.
So der Reiseführer. Nun
stehen wir hier, direkt neben dem Denkmal.
Und verstehen, was
Saint-Exupéry inspiriert hat.
Heute ist Tarfaya immer
noch ein kleiner Ort am Ende der Welt. Es gibt eine schöne
Strandpromenade, ein paar Läden und Restaurants, eine weitere,
moderne Kaserne und nach wie vor den wunderschönen Strand.
Hier trifft sich am
frühen Abend die Jugend. Die Jungs spielen Fußball und toben in den
Wellen, die Mädchen sitzen auf der Mauer und schauen ihnen zu. Sie
sind in Grüppchen unterwegs, kichernd und singend.
Es gibt noch ein zweites
historisches Bauwerk.
„Mit Ausweitung der
Handelsniederlassungen und der Dominanz der europäischen Mächte in
Marokko gelangte der schottische Händler McKenzie in die Region und
errichtete in Tarfaya das Casa Mar, eine Burg im Meer, die als
Handelslager diente. Zucker, Munition, Waffen und Gold wurde über
dieses Zwischenlager transportiert, bis Sultan Hassan I. dem Treiben
ein Ende setzte.“
Die Reste dieser Burg
stehen unweit vom Strand. Wir können sie von unserem Heckfenster aus
sehen, vom Meer umspült.
Abends essen wir an den kleinen Garküchen in der Hauptstraße. Lecker Fisch. Was sonst.
Oben gibt es Fischragout mit Gemüse im Brot,
unten Sardinenfrikadellen.
Nach drei Tagen sind unsere Kapazitäten erschöpft, wir brauchen Wasser und eine richtig heiße Dusche.
Oben gibt es Fischragout mit Gemüse im Brot,
unten Sardinenfrikadellen.
Nach drei Tagen sind unsere Kapazitäten erschöpft, wir brauchen Wasser und eine richtig heiße Dusche.
Also fahren wir zurück
nach El Ouatia. Das sind nur etwa 170 Kilometer, wir machen also eine
längere Mittagspause an der beeindruckenden Steilküste.
Dann sind wir zurück auf dem Campingplatz Equinox. Wir werden sehr freundlich empfangen, Rachid und sein Patron freuen sich, dass wir zurück sind. Die Beiden sind überhaupt unschlagbar in ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Rachid erklärt die Waschmaschine (eine völlig andere Technik als bei uns), er hilft uns, unser Smartphone-Guthaben zu erneuern und als am nächsten Morgen die Fischer kommen und den Fang der Nacht feilbieten, sucht er mit uns einen schönen Fisch aus und bereitet ihn für uns zu.
Er hilft Rüdiger die arabischen Vokabeln in seinem Lehrbuch richtig auszusprechen, dafür bekommt er von uns Deutschunterricht und unsere ausgelesenen Bücher für seine Tauschbibliothek.
Wir erfahren, dass das
(noch) brachliegende Land rings um den Platz von reichen Scheichs aus
Dubai aufgekauft wurde. Ein zweites Agadir soll hier entstehen mit
Yachthafen und Hotelanlagen. Die Beiden sind der Meinung, das sei gut
für El Ouatia. Es gibt hier sonst keine Arbeit für die, weil weit
und breit nichts ist ausser den Fischereihäfen und da sind die
Arbeitsplätze begrenzt. Auch die Restaurants und kleinen Läden
ernähren nicht viele Leute. Hoffen wir, dass ihre Zukunftsträume in
Erfüllung gehen und nicht zu Albträumen werden.
Heute ist Nikolaustag.
Wir wünschen Euch allen volle Stiefel! Hier scheint die Sonne, ein
leichter Wind weht. Wir genießen es.
Bis bald
Doris und Rüdiger
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