Dienstag, 20. Dezember 2016

Weihnachtsbesuch

Liebe Freunde,

da wir Weihnachtsbesuch erwarten, müssen wir zurück nach Marrakesch.
Unser Sohn Hagen fliegt mit Freundin Mareike nach Tanger. Von dort fahren die Beiden mit dem Zug nach Marrakesch, wo wir sie vom Bahnhof abholen.
Vierzehn Tage werden wir zusammen verbringen, in denen wir ihnen versuchen werden, ihnen etwas von Marokko zu zeigen.

Es gibt eine herzliche Verabschiedung auf dem Camping Equinox in El Ouatia, die uns wirklich sehr rührt, dann fahren wir die Küste entlang nach Tiznit.
Der Campingplatz, der sich dicht bei der Stadtmauer am Bab Oulad Jarrar neben dem Freibad befindet, ist voller französischer Wohnmobile, aber für uns findet sich noch ein Platz am Rande.
Wir gehen auf Erkundung und entdecken ein sehr nettes Städtchen mit einer kleinen, aber feinen Medina. Auf dem Souq kann man seine Vorräte mit frischem Obst und Gemüse auffüllen, es gibt mehrere Wäschereien, Polsterer und wirklich verlockende Patisserien.
Trotz der vielen Franzosen geht es hier ganz unaufgeregt zu, man kann in Ruhe bummeln und schauen.
Unser Reiseführer weist auf die nördlichst gelegene Moschee in der Lehmbauweise der Südsahara hin, die wollen wir natürlich sehen.
Sie ist wunderschön, finden wir.




Hinein dürfen wir in Marokko als „Ungläubige“ in keine Moschee. Nur in Rabat gibt es eine, die für Ausländer geöffnet ist. Wir respektieren das. Auf anderen Reisen haben wir genug Moscheen von innen gesehen, aber bei dieser wäre es schon interessant, ob sie sich auch im Inneren von den anderen unterscheidet. Nun ja, man kann eben nicht alles haben.

Auf dem Weg nach Norden bleiben wir zwei Nächte auf dem Parkplatz in der zauberhaften Bucht vor Mirleft. Auch das ein gemütliches kleines Städtchen an der Steilküste, über dem ein altes französisches Fort thront.
Vor allem Surfer steigen hier ab. Am Tage frischt der Wind auf, wir genießen den Blick auf die hoch aufschäumende See.















Weiter geht es Richtung Agadir. Soviel Grün haben wir lange nicht gesehen. 





 Die Esel haben richtig zu tun
 


 und Schafherden gibt es auch wieder.











In Agadir wollen wir in einen Supermarkt.
Supermärkte, wie wir sie kennen, gibt es in Marokko wenige und wenn, dann vor allem am Rande großer Städte. Die französische Kette „Carrefour“ ist vertreten, vor allem aber die einheimischen „Marjane“ - Märkte, in denen man alle bekannten westlichen Produkte bekommt, aber auch marokkanische Delikatessen. In Städten wie Tiznit findet man auch ab und an kleinere Supermärkte. Dort gehen aber vor allem Touristen und einige wohlhabende Marokkaner einkaufen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung kann sich das nicht leisten und kauft in den kleinen Läden der Medina und auf dem Souq ein.
Auch wir machen das in der Regel so. Das Angebot ist vielleicht nicht so vielfältig aber ausreichend und meist frisch und die Preise verblüffen uns immer wieder.
So kostet eins der runden Berberbrote 1,- DH (in Worten – ein Dirham), was umgerechnet etwa 10 Cent sind.
Bisher haben wir nichts vermisst, nun wollen wir aber, vor allem für unseren Besuch, mal wieder ein Stück Käse kaufen. In den kleinen Läden, wo wir sonst unseren täglichen Bedarf decken, gibt es nur den landesweit üblichen Schmelzkäse, den wir inzwischen richtig gern mögen.




Der Einkauf ist schnell erledigt und da wir keine Lust auf die große Touristenmetropole haben, machen wir uns schon mal auf den Weg nach Marrakesch.




Die Orangenernte hat begonnen und an der Straße stehen kleine Transporter, die in 20 Kg Säcken die frischen Früchte anbieten.
Wir nehmen einen Sack mit. So haben wir für die nächste Zeit ausreichend Vitamine an Bord.





Die N-8 schlängelt sich durch die Ausläufer des Hohen Atlas immer um die neue Autobahn A-7 herum. Wir bleiben auf der Route National und finden irgendwo zwischen Agadir und Chichaoua hinter Argana auf einem Aussichtspunkt einen Übernachtungsplatz an der Straße.
Als wir uns schon für die Nacht eingerichtet haben, klopft es an unser Fenster, jemand sagt auf Deutsch: „Guten Abend“. Ein Mann, Mitte 40, steht draußen und ohne Einleitung erzählt er eine wilde Geschichte von einem Autoverkauf und Zollgebühren, von abgelaufener Geldkarte und fast leerem Tank.
Ich wage zu behaupten, dass wir eigentlich hilfsbereit sind und niemanden in echter Not einfach stehen lassen würden, aber diese Geschichte ist uns denn doch zu dubios. Rüdiger erklärt dem nächtlichen Besucher also ganz ruhig, dass wir uns nicht in der Lage sehen ihm zu helfen. Er ist nicht einmal wirklich pikiert, ob der Absage, murmelt nur etwas so in der Art wie „ich dachte Deutsche helfen sich gegenseitig“ , steigt in sein Auto und fährt davon.
Die Sache beschäftigt uns natürlich noch eine Weile. Je mehr wir darüber nachdenken umso mehr Widersprüche weist seine Geschichte auf.
Mehrfach haben wir von ähnlichen Tricks gelesen, so waren wir gewarnt und sind um eine Erfahrung reicher.

Am nächsten Morgen beleuchtet die Sonne die Schnee bedeckten Dreitausender des Hohen Atlas – Frühstück mit Panoramablick. Einfach umwerfend.





 Am frühen Abend sind wir in Marrakesch und finden gleich beim Bahnhof eine Parkmöglichkeit. Wir können dort sogar über Nacht stehen, denn unsere Beiden kommen um Mitternacht an.

Der Bahnhof von Marrakesch ist ein Kopfbahnhof, ziemlich neu, gut bewacht und für so eine große Stadt recht klein. Auf uns wirkt er regelrecht provinziell. Alle zwei Stunden etwa fährt ein Zug, in der Bahnhofshalle sitzen nur wenige Leute, auf die drei Bahnsteige gelangt man nur mit Fahrkarte und erst kurz bevor der Zug fährt.
Es gibt einen KFC und einen Zeitungsladen, einen McDonalds, in dem gerade ein Kindergeburtstag gefeiert wird, und ein italienisches Restaurant auf der oberen Galerie, aber nirgends ist wirklich Betrieb. Die meisten Plätze sind leer.
Marokko ist zwar ein großes Land, aber das Bahnnetz ist nicht sehr eng.
Zug fahren hat hier anscheinend eine eher untergeordnete Bedeutung. Wir haben unterwegs viele Überlandbusse gesehen und es gibt einige regionale Flugplätze. Die meisten Menschen, die weite Strecken zurücklegen müssen, nutzen aber wohl die vielen Mitfahrgelegenheiten, die hier noch recht selbstverständlich sind. Ob auf der Ladefläche eines Kleinlasters, einem Tucktuck der arabischen Art oder einem Sammeltaxi, immer quetschen sich viele Leute in so ein Fahrzeug samt Gepäck, das oft in abenteuerlicher Weise auf dem Dach verzurrt wird. Oft beobachten wir, wie am Abzweig zu einem Dorf oder einem Gehöft, jemand mit Sack und Pack aus- oder einsteigt. Mitunter muss Rüdiger schnell reagieren, weil diese Transportmittel unvermittelt anhalten.

Laut Reiseführer ist die Marokkanische Bahn ausgesprochen pünktlich, Hagen und Mareike haben aber anscheinend die Ausnahme von der Regel erwischt.
Mit drei Stunden Verspätung kommen sie um 2.30 Uhr endllich an, erschöpft und müde.

Von unserer gemeinsamen Zeit berichten wir das nächste Mal.

Übersteht die Tage bis Weihnachten gut, liebe Freunde, lasst Euch nicht stressen!

Bis bald
Doris und Rüdiger

...übrigens, Ihr dürft unsere Blogadresse gern weitergeben und wir freuen uns über jeden Kommentar.




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