Sonntag, 30. Juli 2023

Harvey, the white Rabbit





In der letzten Juniwoche kommen Birgit und Kurt in unseren Garten und holen den IVECO ab. Zwei Tage haben wir Zeit zusammen, für die Übergabe. 





Dann ist es soweit.  Unser Reisegefährte der letzten fünf Jahre fährt davon.





Es war eine schöne Zeit mit ihm.

Am 13. Juli fahren wir mit der Bahn nach Döbeln. 




Dort steht er dann tatsächlich in der Halle – Harvey, the White Rabbit. Der Neue.




Ein Mitarbeiter erklärt uns anderthalb Stunden lang unser neues Reisemobil. Da wir keine Neulinge sind, kann er sich einiges Grundsätzliches sparen, aber dieser Camper hat doch einige technische Spielereien, die wir noch nicht hatten. Von der automatisch einfahrbaren Trittstufe über das doch etwas andere Bedienpanneel bis hin zum Multimediacenter, sprich Navi, Radio usw in einem. Das macht uns am meisten Kopfzerbrechen. Und – wir amüsieren uns köstlich – unser Navi lispelt.

Nach und nach fitzeln wir uns durch die verschiedenen Apps. Bis wir alles durch haben, braucht es wohl noch einige Male Versuch und Irrtum.

Es fühlt sich tatsächlich noch sehr neu an. Alles muss erst seinen Platz finden, sich einspielen, neue Routinen müssen entstehen. Aber das ist ja auch sehr spannend. Ansonsten fühlen wir uns ziemlich schnell zu Hause in unserem Harvey.





Für die „Jungfernfahrt“ haben wir uns das Gartenreich Wörlitz und Dessau ausgesucht. Anlässlich meines Geburtstages genießen wir ein Dinner auf einem Kahn namens „Goethe“, das von einem Konzert gekrönt wird.




Zur Begrüßung gibt es ein Glas Sekt, dann werden wir auf die Kähne verteilt.





In angenehmer Gesellschaft, leckerem Essen, hervorragend gespielter Musik und mit einem ausgesprochen netten und kompetenten jungen Kahnführer verbringen wir unterhaltsame zweieinhalb Stunden auf dem Wasser. 




Wir erfahren so einiges über den Herzog Franz, der mit der Anlage des weitläufigen Parks nach englischem Vorbild und dem Bau des Schlosses, dem Gründungsbau des deutschen Klassizismus, seiner Zeit weit voraus war.

Dieser Park war von Anfang an für alle zugänglich. So wollte der Herzog das Leben der Menschen verbessern.

So wurden die weitläufigen Anlagen nicht nur für Schönes sondern auch für Nützliches, wie Obstanbau, Landwirtschaft und Viehzucht genutzt. Der Leitspruch war: das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.





Zum Hauptgang legen wir an einer Insel an und genießen eine dreiviertel Stunde ein wunderbares Konzert. Das Repertoire reich von Bach über Schubert bis zu Mozart. Sehr passend zur Umgebung.




Während wir uns dann dem hervorragenden Dessert widmen, werden wir durch die Kanäle zurück zum Anleger gerudert.





Am nächsten Tag wechseln wir den Platz und begeben uns nach Dessau.

Vor drei Jahren hatten wir zu meinem Geburtstag Weimar besucht und dort vor allem die Bauhaus Ausstellungen und Häuser besucht. In diesem Jahr wollen wir nun den zweiten Teil ansehen, denn von Weimar zog das Bauhaus 1925 nach Dessau und wurde hier von Walter Gropius neu gegründet. Die Nationalsozialisten ordneten es unter „entartete Kunst“ ein und schlossen es 1933.

Das Gebäude wurde im Krieg teilweise zerstört, aber 1976 denkmalgerecht rekonstruiert.








Wir beginnen mit einem guten Frühstück im Bauhaus Bistro.




Dann schauen wir uns die Ausstellung an, bevor wir zum Bauhaus Museum laufen.










Das Bauhaus Museum beeindruckt mich sehr. Eine Kombination von Bildern, Texten, beweglichen und unbeweglichen Objekten veranschaulicht gut die gedankliche Grundlage der Architekten, Designer und Künstler.








Bei manchen Ausstellungsstücken könnte man meinen, sich in einem bekannten schwedischen Möbelhaus zu befinden. Das Bauhaus Design hat die Neue Zeit nachhaltig geprägt.















Nach dieser Zeitreise machen wir eine Pause im Stadtzentrum 





und noch einen Abstecher in die St. Johannis Kirche, wo es tatsächlich drei echte Cranach Gemälde gibt. Man ist sich nicht ganz sicher, welches der Jüngere und welches der Ältere gemalt hat, oder ob beide gemeinsam den Pinsel geschwungen haben, aber schön sind sie. 



Eine ältere Dame würde uns das alles gern in aller Ausführlichkeit erklären, aber wir haben nicht allzu viel Zeit, denn wir haben nebenan, im Restaurant „Toby or not to be“ einen Tisch für das Geburtstagsessen bestellt.

Toby ist ein ehemaliger Punk aus Halle, der mit einer jungen Crew hier sehr kreativ kocht. Das Lokal ist nicht wirklich gut besucht, aber er will nicht aufgeben. Auf jeden Fall ist es für uns eine Entdeckung.

Mit ein paar Paletten, mehr oder weniger geistreichen Sprüchen auf Tafeln geschrieben und ein bisschen Krimskrams hat er mitten in einem tristen Neubauhof eine gemütlich-skurrile Atmosphäre geschaffen.





Immer sonntags gibt es ein Überraschungsmenü aus den Resten der Woche. Das erspart uns die Qual der Wahl auf der Speisekarte.



Wir bekommen vier Gänge und jeder jeweils etwas anderes, so dass wir insgesamt acht verschiedene Gerichte probieren können. Allesamt köstlich!




Harvey hat diese erste Tour mit uns sehr gut überstanden, genau wie wir mit ihm. Bis jetzt können wir sagen: alles richtig gemacht.

Von Dessau bringen wir ihn nun in unseren Garten, wo unser Schwiegersohn mit unseren Enkeln Richard und Yonas eine Ferienwoche verbringen will. Wir freuen uns auf die Drei.



Drei Tage haben wir miteinander. In denen wird Fußball gespielt und Uno und der alte Kirschbaum wird zurückgeschnitten, damit er sich regenerieren kann.




Mathias und die Jungs sind eifrig dabei, Yonas probiert die Gartenschere an den kleinen Zweiglein aus und Richard ist schon aus den vorigen Jahren der Profi am Schredder.




Bald sieht der prächtige Baum aus, wie eine moderne Skulptur, aber nun kann er alle Kraft in neue Triebe legen und wir kommen dann wieder besser an die Kirschen.





Dann überlassen wir den Jungs den Garten und machen uns auf den Weg nach Westen. Dort haben wir gleich zwei Verabredungen.

Davon erzählen wir aber beim nächsten Mal.


Bis bald also

Doris und Rüdiger



Sonntag, 25. Juni 2023

Folge dem weißen Kaninchen

 





Liebe Leute,

das war eine längere Pause, aber die haben wir gebraucht.                                                Wir sind nun also für eine Weile in unserer Heimatstadt. Sie verändert sich ständig, sie hält uns auf Trab, sie nervt uns, wir lieben sie. So ist das eben mit Berlin.

Im letzten Post hatten wir Veränderungen angekündigt, die nun ihre Schatten deutlich voraus werfen.

Die Vorgeschichte:

Im letzten Winter begann es uns zu nerven, dass wir in unser Wohnmobil eine Leiter mit fünf Stufen hinaufklettern müssen. 



In unserem Alter muss man nachts das eine oder andere Mal raus und da nervt es zusätzlich, dass ich über meinem Liebsten drüber und aus dem Alkoven hinunter und das Ganze wieder zurück klettern muss. 



Bis dahin hatte ich es immer als sportliche Übung gesehen, aber es macht doch nicht wirklich Spaß auf die Dauer. Auch wenn wir das alles jetzt noch gut bewältigen, wir werden nicht jünger. So kam es zu der lange überlegten Entscheidung, uns nach einem neuen, altersgerechteren Wohnmobil umzusehen. 

Nach umfangreichen Recherchen wurde dann auch eines gefunden – Pössl Summit 640, ein Kastenwagen. Alles ist etwas kleiner, vor allem niedriger, auch wenn er die gleiche Länge hat wie der IVECO.



Nun ist es ja in diesen Zeiten nicht so, dass man zum Händler geht und schaut, was der denn so da hat, die Modelle besichtigt und dann eines aussucht, nach dem Motto: hab ich angefasst, nehm ich. Entweder man bestellt ein Modell mit der Ausstattung seiner Wahl, dann wartet man 1 bis 3 Jahre, oder man hat Glück wie wir, findet einen Händler, der vorausschauend einige Wagen bestellt und zum Verkauf annonciert hat. So gerieten wir an die Firma Sachsencaravan in Döbeln. Nach ausführlichen Gesprächen per Telefon und vielen E-Mails hin und her, unterschrieben wir sozusagen online, den Kaufvertrag. Selbst wenn wir nach Döbeln gefahren wären, hätten wir „unser“ Wohnmobil nicht besichtigen können, denn der Händler wartet auf die Auslieferung vom Hersteller. Und wieder hatten wir Glück. Im Pössl-Center in Metzingen stand unser Modell zur Auslieferung für einen Kunden, wir durften es uns anschauen. So hatten wir wenigsten eine reale Vorstellung, auf was wir uns da eingelassen haben. Nach der Besichtigung waren wir uns einig, das ist das richtige Auto für uns in unserer Preisklasse.

Das Glück blieb uns weiter hold. Birgit, die wir in der Pfalz besuchten, hatte sich schon vor einem Jahr in unseren IVECO verliebt und war hoch erfreut zu hören, dass er nun demnächst zum Verkauf steht. Nach Besichtigung und Probefahrt wurden wir uns schnell einig und so waren wir unser „Klettermobil“ schneller los, als beabsichtigt. Ein gutes Omen?

Nun warten wir alle gespannt auf unser neues Reisemobil.

Und es wird das erste sein, dass schon vorher einen Namen bekommt. Da die Farbe unseres Kastenwagens weiß sein wird, bekommt er den Namen „Harvey, the white Rabbit“. Womit dann „mein Freund Harvey“ zusammen mit uns bei „Alice im Wunderland“ unterwegs ist.





Der IVECO wird ordentlich hergerichtet, geputzt und dem TÜV vorgeführt, so dass im Nachhinein hoffentlich keinerlei Missstimmung aufkommen kann.

Die Wartezeit verkürzen wir uns mit Familie und Freunden, Kultur und Arztterminen.

Der erste Besuch führt uns zu unserer Jüngsten in die Prignitz, danach feiern wir in Lübeck mit Jan seinen 70sten Geburtstag. Es war ein entspanntes Fest bei schönem Wetter mit vielen netten Leuten.





Dann ging es ins Havelland zu unserem Sohn und seiner Familie.





Schön wars, die Jungs nach langer Zeit wiederzusehen.

Der Berliner Teil der Familie versammelt sich zu Rüdigers 66stem bei uns und auch das war ein wunderbarer Tag.

Am Pfingstmontag erreichte uns eine traurige Nachricht, die uns einen regelrechten Schock versetzt. Ute, Jans langjährige Reisegefährtin war ganz unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Gerade noch hatte sie einen neuen Kastenwagen gekauft und Reisepläne gemacht, wir hatten uns mit ihr gefreut und sie ermutigt und dann ist von jetzt auf gleich alles vorbei. Sie wurde 72 Jahre alt. Wir werden sie sehr vermissen.



Uns sagt das einmal mehr, dass wir nichts aufschieben sollten. Es geht nicht um große Pläne, sondern darum, das Leben in jeder Minute zu genießen und sich nichts mehr anzutun, was einem nicht gut tut.


Eine Woche nach Rüdigers Geburtstag kommen die Fürstenberger nach Berlin. Im Tierpark gibt es zur Zeit Dinosaurier. Da muss man hin. Die beiden älteren Jungs sind absolute Experten. Besonders Yuri, der Vierjährige, kennt alle Namen auswendig, egal wie kompliziert sie sind.






Da der Sommer sich ja nun anscheinend doch entschlossen hat, Einzug zu halten und die Temperaturen steigen, ist die Plansche im Tierpark gut besucht und auch unsere Beiden springen begeistert durch die Wasserfontänen.



Im sommerlichen Berlin kann man sich auf vielfältige Weise die Zeit vertreiben. Ein Blueskonzert auf der Parkbühne Biesdorf fällt leider wegen Krankheit aus, aber da ist ja endlich wieder das Monbijoutheater.




Nachdem es weggeklagt worden war, kann es dank vieler Bemühungen und Unterstützer diesen Sommer wieder an alter Stelle spielen. Wir sind begeistert und holen uns Tickets für die Voraufführung von „Mirandolina“.






Ein wunderbarer Gute-Laune-Abend. Die Schauspieler lassen uns ihre Spielfreude spüren und unterhalten das Publikum bestens.

Und dann kommt endlich der ersehnte Anruf von der Firma Sachsencaravan: Harvey ist auf dem Weg. In der zweiten Juliwoche können wir ihn abholen.

Das freut nicht nur uns, sondern auch Birgit und Kurt, denn das bedeutet für sie, dass sie nun auch unseren IVECO übernehmen können.

Für uns wird damit ein neues Reisekapitel aufgeschlagen.

Wir sind gespannt, wie es sich anfühlen wird. Ihr auch?

Bis bald also

Doris und Rüdiger