Donnerstag, 21. November 2024

Zähne zeigen

 



Am 4. November um 9.45 Uhr müssen wir in Heviz, in Ungarn sein. Dort befindet sich die Gelencser Zahnklinik, wo wir einen Termin haben.



Zum Zahnarzt bis Ungarn, warum denn das? Nun ja, genau wie vor zwei Jahren die Augenoperation in der Türkei ist auch das eine Frage der Finanzen. Meine Zähne haben mir schon immer einige Probleme bereitet, die bis dato unsere nette deutsche Zahnärztin beheben konnte. Nun aber ist eine Lücke entstanden, die durch eine Prothese geschlossen wurde, mit der ich beim besten Willen nicht klar komme. Das Thema Implantat stand im Raum, in Deutschland eine teure Angelegenheit. Da erinnerte ich mich an den begeisterten Bericht einer Reisebekanntschaft, die sich ihre Zähne hatte in Ungarn machen lassen. Ich recherchierte und fand heraus, dass Implantate in Ungarn nicht nur deutlich günstiger sind, sondern auch noch von unserer deutschen Krankenkasse bezuschusst werden. Ich nahm Kontakt mit der Klinik auf und nun hatte ich diesen Termin.

Auf dem Weg dahin aber machen wir einen längst fälligen Abstecher nach Radeberg zu Gitta und Matthias. Die Beiden sind zwischen ihren vielfältigen Reisen gerade mal zu Hause und so feiern wir ein schönes Wiedersehen.




Es wird geredet, gegessen und gelacht. Da unser Besuch auf den 31. Oktober fällt, nehmen die Zwei uns mit zur großen Halloween Party, ein paar Kilometer entfernt.




Vor allem Familien haben anscheinend ihren Spaß am Verkleiden und an den vom Veranstalter überall verteilten Gespenstern und Gruselgestalten.







Sowas macht Hunger und so fahren Gitta und Matthias mit uns nach Großröhrsdorf in den Ratskeller. Allein schon der Gastraum ist einen Besuch wert, genauso wie das Essen.




Am nächsten Morgen, verabschieden wir uns herzlich und düsen Richtung Tschechien. Von dort führt die Route durch Österreich nach Ungarn, wo wir zwei Tage später eintreffen.








Der Camping Castrum in Heviz hat glücklicherweise bis 30. November geöffnet, ist sehr angenehm und nicht weit von der Klinik gelegen. Direkt gegenüber befindet sich der Eingang zu dem berühmten Thermalsee. Der Abfluss des Sees strömt als Fluss direkt durch den Campingplatz, ist aber inzwischen von Seerosen überwuchert.





Heviz ist ein kleiner Kurort, der total auf die Gäste aus aller Welt eingestellt ist. Wir schlendern am See entlang und durch die Straßen mit den sogar am Sonntag geöffneten Läden.









Goldenes Laub umgibt uns auf den schönen Radwegen ringsum.   



 Am Montagmorgen dann radeln wir die kurze Strecke zur Zahnklinik.



Alles ist sehr professionell. Zunächst wird mein Gebiss geröntgt und eine Art MRT davon gemacht, dann erklärt mir die Zahnärztin, was möglich wäre um auch die Oberkieferprothese zu ersetzen. Von Knochenaufbau in den Nasennebenhöhlen im Oberkiefer mit Eigenblut und Knochenmehl ist da die Rede und ich bekomme erstmals eine genauere Vorstellung davon, wie mein Schädel beschaffen ist, jedenfalls um den Mund herum. Ein Heil- und Kostenplan wird erstellt, sofort an die Krankenkasse gesendet und am nächsten Morgen schon ist die Bescheinigung mit der Zuzahlungssumme da. Letztendlich entscheide ich mich dann doch für die schlichte Variante, die lediglich die Lücken im Unterkiefer auf unkomplizierte Weise schließt. Die dazu nötige Prozedur ist mir noch aufregend genug. Nun steckt also das Implantat in meinem Kiefer, im Grunde eine hohle Schraube mit Deckel, das nun erst einmal da einwachsen muss. In vier Monaten wird dann dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Alles in allem betragen die Kosten tatsächlich nur etwa ein Drittel dessen, was ich in Deutschland zahlen müsste.

Mit Instruktionen für das Verhalten während der ersten Tage nach der OP verlassen wir am nächsten Tag Heviz in Richtung Serbien.





In Ungarn hatten wir einen traumhaft schönen, goldenen Herbst mit Tagen voller strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel aber Nachttemperaturen kurz über 0°C. Also beschließen wir, auf schnellstem Wege ins deutlich wärmere Griechenland zu fahren, das wir zwei Tage später erreichen.







Wir haben uns einen tollen Stellplatz unweit der Meteora Klöster ausgeguckt. 



Den Parnass lassen wir links liegen. Ein Besuch der Klöster muss leider ausfallen, da ich keinen langen Rock im Gepäck habe. Denn nur mit einem solchen angetan, haben Frauen Zutritt zu den Klöstern. Hosen werden nicht akzeptiert. Also begnügen wir uns mit dem Anblick der Berge ringsum



Egal welches Navi wir je benutzt haben, alle haben uns immer wieder unweigerlich auf abenteuerliche Strecken geschickt. Gibt es da ein geheimes Netzwerk oder so? Wie dem auch immer sei, da wir uns bei Google maps für die kürzeste Route entschieden haben, werden wir etwa 20 Kilometer vorm Ziel auf eine Schotterpiste dirigiert. Was relativ harmlos beginnt, wird mit jedem Kilometer aufregender. Nicht nur dass der Schotter immer gröber, die ausgewaschenen Wasserrinnen immer tiefer werden, es geht um Haarnadelkurven, durch zwei kleine Furten, steil bergan und bergab, die Räder drehen durch und ich bin kurz vorm Herzkasper. 







Wir ziehen eine gigantische Staubfahne hinter uns her, Harvey ist von einer grauen Schicht überzogen.

Auch für Rüdiger ist die Strecke aufregend, aber er bewältigt sie souverän und beweist einmal mehr, dass er ein exzellenter Fahrer ist.



Nichtsdestotrotz sind wir beide unendlich erleichtert, als wir nach 13 Kilometern Piste auf die asphaltierte Dorfstraße von Karpero einbiegen. Zur Belohnung für die nervenaufreibende Strecke erwartet uns ein von der Gemeinde liebevoll angelegter Stellplatz mit herrlicher Aussicht. Es gibt Toiletten und eine Dusche, Ver- und Entsorgung, also alles, was der Camper braucht.





Auch hier ist der Herbst bei unserer Ankunft golden, aber unser Thermometer zeigt am Morgen -1°C.

Zum Wäsche waschen und entfernen des gröbsten Staubes machen wir einen Tag Pause.



Eine weitere, diesmal asphaltierte Straße durch die Berge bringt uns dann mit einer Zwischenübernachtung und über den Kanal von Korinth nach Nafplio.









Auf die Hafenstadt haben wir uns schon gefreut. Sehr vertraut thront die Burg hoch über dem Ort, der Uhrturm grüßt herüber und Burtzi, die Wasserfestung liegt an alter Stelle vor den Kaimauern im Meer.






Der große Parkplatz bietet noch immer viel Raum, aber es stehen bestimmt doppelt so viele Wohnmobile dort, wie im letzten Jahr. Wird es hier über kurz oder lang so voll wie in Spanien?

Ansonsten hat sich nichts geändert. Am Morgen trinken wir Kaffee bei Mikel, gleich gegenüber



machen einen Rundgang durch die malerischen Gassen




am Abend essen wir im „Aiolos“ gute griechische Hausmannskost.





und weiter geht’s. Wieder durch die Berge, diesmal westwärts.







Die zwei Camper, die bei unserer Ankunft am Tigania Beach noch da sind, fahren am nächsten Morgen ab. Nun sind wir ganz allein. 




Nach dem Gewitter des Vorabends ist der Himmel heute Morgen wie frisch gewaschen, das Thermometer zeigt 23°C. Frühstück gibt’s draußen, für uns das Beste überhaupt.


Wir verbringen ein paar herrliche Tage, angefüllt mit Nichtstun und Wellenrauschen. Wir baden morgens im Meer und genießen die Sonne bei gleichbleibend warmen Temperaturen.






Am Abend holen wir unser Lieblingsspiel wieder raus. 



And the winner is...



Ein kleiner, grauer Kater besucht uns, fordert so hartnäckig Futter, dass wir ihm ein paar Stückchen Käse und später, als er die Tage bei uns verbringt, auch einen Namen geben. Wir nennen ihn Lorenz.







Irgendwann ist das Gas alle, wir fahren nach Skala, wo wir unsere griechische Gasflasche tauschen und unsere Vorräte auffüllen. 




Auf dem Weg durch schier endlosen Orangen- und Olivenhaine fällt uns auf, dass die Olivenbäume so voller Früchte hängen, wie wir es noch nie gesehen haben. Ich erinnere mich, gelesen zu haben, dass die griechischen und spanischen Bauern in diesem Jahr mit einer um 48 % höheren Ernte rechnen, als im Vorjahr.




Eigentlich haben wir hier alles, was wir brauchen, bis auf ausreichend Strom. Die Sonne steht zu flach, um über die Solarpaneele unsere Bordbatterie genügend aufzuladen. Wir beschließen, für zwei, drei Nächte in Kalamata auf dem Campingplatz einzuchecken. Dort können wir dann auch mal wieder Wäsche waschen. Am sechsten Tag machen wir uns also wieder auf den Weg.


Kommt gerne mit uns.

Bis bald also

Doris und Rüdiger




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