Diesmal waren es gleich zwei Festivals. Auf Empfehlung probierten wir das „Finkenbach Open Air“ im Odenwald. Und waren begeistert. Nicht nur vom Festival selbst, sondern auch von der Gegend. Im Odenwald waren wir vorher noch nie. Ein Versäumnis, wie wir nun wissen. Dichte grüne Wälder, schönes Hügelland, hübsche Dörfer und freundliche Menschen.
Das kleine Dorf Finkenbach liegt bei Oberzent, nicht weit von Tauberbischofsheim, wo dann auch die Zwischenübernachtung auf dem Weg nach Finkenbach stattfindet. Eigentlich haben wir geplant, uns das Städtchen anschauen, aber just als wir los wollen, beginnt es zu gewittern und zu schütten und hört nicht wieder auf bis in die Nacht hinein. Na, dann eben beim nächsten Mal.
Am Morgen ist alles wie frisch gewaschen und wir machen uns auf den Weg nach Finkenbach.
Der Ort liegt in einem relativ engen Tal, so dass die Möglichkeiten, Wohnmobile zu parken begrenzt sind. Lutz und Kerstin warten schon auf uns und haben den Firmeninhaber, auf dessen Gelände einer der Parkplätze ist, gebeten, Ihnen einen Platz für zwei Kastenwagen zuzuweisen. Das Ganze ist ein bisschen wie Tetris, aber es passt prima, alle sind guten Willens und vertragen sich bestens.
Am Abend holt Lutz seine Gitarre heraus und spielt für uns, schnell gesellt sich Andreas, der direkt neben uns steht, mit seinen Mundharmonikas dazu und nach einer Weile ein weiterer Nachbar, mit seiner Trommel. Handgemachte Musik, bevor die Profis am nächsten Tag loslegen.
Das eigentliche Festivalgelände befindet sich neben dem Freibad. Dort kann man für 2,50€ duschen und den ganzen Tag das Bad benutzen.
Die Atmosphäre ist von der Tatsache geprägt, dass sich das ganze Dorf beteiligt. Vom Einlass über die Sanistation bis zur Verpflegung sind alle dabei. Die Frauen backen Kuchen und kochen Kaffee, beides durchweg lecker, ein älterer Herr brät kiloweise Bratkartoffeln, die mit Kräuterquark serviert werden, es gibt Pommes, Steak und Bratwurst, alles von den Finkenbachern kredenzt.
Der Freitagabend beginnt mit „Bröselmaschine“, es folgt „Epitaph“, bei denen wir eine Pause machen. „Sienna Root“ spielt um 23.00 Uhr auf und da sind alle schon in Stimmung . Erst um 1.00 Uhr folgt „Naxatras“. Letztere erleben wir nicht mehr, oder nur noch vom Bett aus.
Ehe am Sonnabend alle ausgeschlafen haben und beim Frühstück sitzen, ist es fast Mittag. Der Tag ist schön, wir lassen uns Zeit, wandern ein bisschen die Dorfstraße entlang, an der alle stehen, die auf den ausgewiesenen Parkplätzen keinen Platz mehr gefunden haben, oder denen die Wiesengelände zu nass sind.
Die Gasthäuser sind gut besucht, im Backshop gibt es auch Kaffee, so haben alle was von diesem Wochenende.
Um 15.00 Uhr geht es weiter mit "Lucid Void“ und „Ouzo Bazooka“. Inzwischen haben wir geschnallt, dass man seinen Stuhl mitbringen und auf der Wiese vor der Bühne stehen lassen kann, wenn man sich ein bisschen bewegen oder das Verpflegungszelt aufsuchen möchte. Das ist super entspannt und man kann so mehrere Bands hintereinander erleben, ohne dass man wegen schmerzender Füße oder Rücken aufgeben muss.
Bei „Kraan“, einer alten Krautrock-Band und der „Hamburg Blues Band“ mit Chris Farlow sind wir also entspannt dabei. „Kraan“ ist mir persönlich etwas zu psychedelisch, aber die „Hamburg Blues Band“ macht richtig Spaß.
Ebenso wie „DeWolff“ aus Holland, die richtig guten Rock spielen.
Dann ist es schon nach Mitternacht. „Alex Auer & Detroit Blackbirds“ als Letzte beginnen um 1.00 Uhr, aber auch das hören wir wieder nur vom Bett aus, denn es wird kühl und feucht im Tal. Schade, das klingt richtig gut. Vielleicht beim nächsten Mal.
Am Sonntag löst sich die Festivalgemeinde schnell auf.
Für uns noch nicht das Ende. Wir machen uns auf den Weg nach Waffenrod zum „Woodstock forever“ Festival.
Einen Zwischenstopp legen wir am Sonntagnachmittag in Partenstein ein, wo Wolfgang uns zum Kaffee eingeladen hat. Ihn haben wir in Waffenrod kennengelernt. Er zeigt uns die Schneewittchenstadt Lohr. Einschlägige historische Quellen sind sich einig, dass die Schneewittchengeschichte hier in der Gegend stattgefunden hat und das Schneewittchen aus Lohr kam.
Auch eine ganz moderne Variante gibt es, die, wie wir erfahren, für einige Diskussionen gesorgt und die Stadt an den Rand des Ruins gebracht hat.
Bevor wir auf den Burgberg von Waffenrod hinauf fahren, übernachten wir in Eisfeld, dem unterhalb gelegenen Städtchen. Viel ist hier nicht los, aber der Stellplatz ist schön gelegen und ruhig und wir finden noch ein offenes Gasthaus. Mit dem haben wir doppeltes Glück. Im „Zum Glöckle“ werden wir vom Stammtisch herzlich begrüßt, es gibt echte Hausmannskost und das am letzten Abend vor dem jährlichen Urlaub der Wirtsleute.
Durch die stillen Straßen schlendern wir zurück
und schlafen wunderbar.
Auf dem Festivalgelände am Feriendorf Auenland ist schon einiges los. Wir suchen uns einen Platz und versuchen für Kerstin und Lutz und Jörg, mit dem ich in grauer Vorzeit zur Schule ging, Plätze frei zu halten. Was nicht ganz einfach ist. Immer größere Gruppen stecken immer größere Areale ab, der Ton wird rauer die Ansprüche größer. Das Publikum verändert sich augenscheinlich. Aber letztendlich einigen sich alle friedlich. So soll es ja auch sein bei einem Festival unter dem Motto „Love, Peace and Music“.
Am Abend sitzen wir draußen, gucken auf den legendären Sonnenuntergang und warten auf die Perseiden, den Sternschnuppenregen im August.
Die Erwarteten treffen am nächsten Tag auch ein, stellen sich auf die reservierten Plätze. Das Wetter meint es durchweg gut mit uns.
Ein entspannter Tag liegt vor uns, bevor es richtig losgeht. Das Campinggelände füllt sich zusehends, die Teilnehmer kommen aus allen Himmelsrichtungen.
Wir besuchen ein paar Bekannte, die über das Areal verteilt stehen, schauen mal an den Bühnen vorbei und freuen uns auf das Programm.
Sonnenuntergang, die Zweite
Es beginnt für uns mit der „Woodstock Jam Gang“. Musiker aus verschiedenen Bands haben sich zwei Wochen vorher zusammengefunden und was dabei herausgekommen ist, ist großartig.
Die Sonne brennt auch am nächsten Morgen vom Himmel, alle versuchen irgendwie Schatten zu bekommen, es werden bunte Tücher aufgehängt, auch wir klammern welche an unser Tarp.
Der Donnerstag wird lang, denn die Band, die ich unbedingt erleben möchte beginnt erst um Mitternacht. Aber es lohnt sich, zumindest für mich.
„Flor de Loto“ verbindet harte Rockrhytmen mit der Panflöte der peruanischen Anden.
Am Freitag ist Frauenpower angesagt. Rosalie Cunningham rockt die Bühne und reißt alle mit.
Etwas später singt Lotte Walda mehr oder weniger bekannte Songs, eine Mischung aus Joni Mitchell und Joan Baez.
Dann die Überraschung des Tages: „Harlem Lake“. Die Band aus Holland ist einfach großartig. Janne Timmer als Sängerin ist unglaublich und wie auch die Musiker mit Herzblut dabei. Für uns ein absolutes Highlight.
Über der ganzen Szenerie steht ein fast voller Mond und sorgt für die romantische Stimmung.
Der letzte Tag ist wieder wie aus dem Bilderbuch.
Das Festivalprogramm startet mit Julian Sas, der mit handfestem Rock für Stimmung sorgt.
Am späten Nachmittag dann die absolute Gute-Laune-Band „Magic Mumble Jumble“. Viele haben schon auf die junge Gruppe aus Holland gewartet und es geht dann auch richtig los. Keiner kann da still stehen, alle feiern das Leben.
„Sound on Purpose“ danach, ist eine ungewöhnliche Zusammenstellung von Instrumenten: Schlagzeug, Keyboard und Geige. Heraus kommt ein eher psychedelischer Sound, das Richtige für Rüdiger.
Wir gönnen uns eine Pause und bewundern den dramatischen Himmel,
bevor wir ein weiteres Mal die „Hamburg Blues Band – Allstars“ genießen.
Diesmal ist als Gast eine norwegische Sängerin dabei, die sich mit Krissy Matthews die musikalischen Bälle zuwirft und auch mit den anderen super harmoniert.
Zweieinhalb Stunden begeistern sie das Publikum, für mich ist danach Schluss. Das waren jetzt anderthalb Wochen voller Musik und Leute - mehr kann ich nicht aufnehmen. Rüdiger geht es wohl genauso.
Wieder leuchtet der Mond uns durch die Wolken heim.
Noch am Abend packen wir alles zusammen, denn der Wetterbericht sagt Regen an.
Am Sonntag frühstücken wir noch mit Jörg, Kerstin und Lutze sind schon auf dem Heimweg. Ein kleiner Abschiedsrundgang, dann machen wir uns auch auf den Weg nach Hause.
Wir kommen erstaunlich gut durch und sind am Nachmittag in Berlin.
Schön war es wieder und hat uns richtig Lust auf mehr Musik gemacht. Das eine und andere Konzerthighlight wartet ja auch schon im Herbst auf uns.
Aber nun ist erstmal die letzte Ferienwoche mit Enkel Niila dran. Davon berichten wir beim nächsten Mal.
Bis bald also
Doris und Rüdiger
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