Freitag, 5. Juli 2024

Geschichten in Holz

 



Das Erzgebirge hat mehr zu bieten, als schöne Wanderwege und dunkle Wälder. Vor Udos Geburtstag haben wir eine Woche Zeit und finden uns zunächst in der Nähe von Lugau wieder, einem ehemaligen Bergbaustädtchen. An der „Alten Ziegelei“ gibt es einen schönen Stellplatz gegenüber dem Imbiss Lokal, die Strecke der ehemaligen Kohlebahn verläuft gleich nebenan und es gibt schöne Radwege.














Von dort gondeln wir hinauf zum Bärenstein, ganz nah an der Grenze zu Tschechien. Dort stehen wir mit herrlicher Aussicht.




Es gibt mehrere Wanderwege, aber leider hat es die letzten Tage immer wieder geregnet und alles versinkt im Matsch.




So begnügen wir uns damit, zum Gasthof Bärenstein hinauf zu wandern, wo wir Rüdigers Geburtstag feiern wollen.

Da es steil hinauf geht haben die Erzgelbirgler für die „Flachländer“ Etappenschilder aufgehängt.







Oben angekommen erwartet uns der Namensgeber




und ein schöner, begehbarer Rundweg.



Er führt vom Gasthaus zunächst zum Schneiderfelsen.

Die Geschichte dazu ist traurig. Ein Schneidergeselle verliebte sich in ein Bauernmädchen und stieß auf Gegenliebe. Nach einiger Zeit des Glücks tauchte jedoch ein Nebenbuhler auf. Ein ansehnlicher, reicher Bauernbursche machte dem Mädchen den Hof. Ob die Bauerntochter selbst zwischen Liebe und Geld entscheiden durfte, ist nicht überliefert, aber der Bauernbursche bekam das Mädchen. Der Schneider, überwältigt von Schmerz und Enttäuschung, lief in den Wald bis zu diesem Felsen und stürzte sich in die Tiefe.

Das ist lange her, heute bewundert man die Aussicht und denkt voller Mitgefühl an den armen Schneider.






Der Rundweg führt an zwei weiteren Aussichten vorbei, eine davon wurde sogar von einem König bewundert.






Am Abend kraxeln wir noch einmal hinauf, für Rüdigers Geburtstagsessen.



Und der abermalige Aufstieg lohnt sich, Es ist gemütlich, das Essen köstlich.








Vom Bärenstein geht’s in das Städtchen Schwarzenberg. Um 1150 gab es in dieser Gegend einen Urwald, genannt Miriquidi. Inmitten dieses Erzgebirgs-Urwaldes entstand aus einer kleinen Siedlung nach und nach die Stadt Schwarzenberg. Wir entdecken die „Perle des Erzgebirges“.




Es gibt ein imposantes Schloss



und auch hier eine stillgelegte Eisenbahnstrecke.






Vorbei an der über 200 Jahre alten Linde




steigen wir hinauf in die Altstadt,














nehmen einen der Rundwege über den Todesfelsen, auf dem der Legende nach einst ein Drachen hauste, der, wie hinlänglich bekannt, vom tapferen Ritter Georg besiegt wurde.






Von dort oben hat man einen schönen Blick in den Ort hinunter.



Das Schloss besichtigen wir am nächsten Tag.



Dem Schnitzer Harry Schmidt ist in der ersten Etage eine eigene Ausstellung gewidmet. Er war ein Künstler, der sein Leben und seine Umgebung in Szenen aus Holz festgehalten hat. Von größeren Figuren bis hin zu Gesichtern auf einem Kirschkern konnte er das Holz lebendig machen.










Der Bergbau prägte die Gegend 




ebenso das Handwerk, das sehr vielfältig war und ist. Seine Entwicklung wird in weiteren, umfangreichen Ausstellungen gezeigt.









In der neueren Zeit wurden in Schwarzenberg  Waschmaschinen, wie wir sie noch aus unserer Kindheit kennen, hergestellt. 






Es gibt einen Hochzeitssaal




und wir dürfen den Turm besteigen, der früher als Gefängnis diente.






Ein außergewöhnlicher und besonders spannender Teil der Geschichte der Stadt, ist die Republik Schwarzenberg. Sie wurde unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg gegründet und existierte nur ein paar Wochen, zwischen dem Sieg der Alliierten und dem Einmarsch der sowjetischen Armee.




Schwarzenberg hat auch eine Waldbühne, gebaut aus einem ehemaligen Steinbruch.

Das riesige Amphitheater fasst über 12.000 Gäste und ist damit, nach der Berliner Waldbühne, die zweitgrößte Freilichtbühne Deutschlands „und die schönste überhaupt“, behauptet jedenfalls das Faltblatt aus der Touristeninformation. Wegen des schlechten Wetters und mehrerer Unwetterwarnungen des Wetterdienstes sind alle Vorstellungen vorläufig abgesagt, aber sie ist frei zugänglich.

Das soll unser Abendspaziergang sein. Sehr bald wird uns klar, dass die Konzertbesucher eine gute Kondition mitbringen müssen, denn von den Parkplätzen geht es sehr steil hinauf zum Eingang der Waldbühne von Schwarzenberg.

Aber die Anstrengung lohnt sich, das Faltblatt hat Recht.




Der Ausblick von den Rängen ist phantastisch und steigert mit Sicherheit den Kunstgenuss. Das Theater ist wirklich gigantisch. Mir wird ein bisschen schwindelig, als ich von ganz oben hinunter zur Bühne schaue. 



Durch eine ordentliche Schrebergartenanlage und vorbei an einem Mahnmal gegen Krieg und Gewalt gehen wir zurück zum Stellplatz.







Dann ist die Woche auch schon herum, wir fahren nach Plauen und feiern mit Udo ein wunderbares Gartenfest, denn nicht nur er hat Geburtstag, sondern auch seine Schwester, die allerdings fünf Jahre jünger ist. Wir erleben vogtländische Gastlichkeit und fühlen uns so wohl, dass ich völlig vergesse, zu fotografieren.

Am Morgen danach machen wir uns zeitig auf den Weg zurück nach Berlin. Wir freuen uns auf ein Picknick mit unserer Ältesten und ihrer Familie. Das Wetter ist uns wohlgesonnen und so können wir uns in einem der grünen Innenhöfe treffen, die das Wohnen in Berlin angenehm machen. Die Erwachsenen schnacken und die Jungs spielen Fußball.

Dann warten einige Pflichttermine auf uns.

Sobald diese abgearbeitet sind, düsen wir in die Uckermark. Unser jüngster Enkel hat Geburtstag. Man wird ja nur einmal drei Jahre alt und auch das wird gebührend gefeiert.




An einem Haus gibt es immer was zu tun, da ist Rüdiger als Hilfe gern gesehen.





Was wir an unserer Heimatstadt Berlin so lieben, ist das vielfältige Angebot an Kultur aller Art. Es ist schon eine Tradition, dass wir, wenn wir in der Stadt sind, eine Sommervorstellung im Monbijou Theater besuchen. Diesmal ist es eine Shakespeare Revue. Der Blick des Berliners auf Shakespeares Dramen und Komödien und das auf Berlinisch, verleiht dem Potpourri aus den Stücken des Dichters eine sehr eigene, amüsante Note.







Auch das nächste Kulturerlebnis ist open air. Die Waldbühne ist nämlich nicht Berlins einziges Amphitheater. In den Gärten der Welt befindet sich die „Arena“. Dort erleben wir zwei Wochen später eine Aufführung des Balletts „Schwanensee“. Auch das ist etwas Besonderes.













Überhaupt entdecken wir unsere Heimatstadt ein bisschen neu in in diesem Sommer. Egal welche Art Kultur man mag, irgend etwas Spannendes gibt es immer zu erleben. Wie in alten Zeiten radeln wir durch die Stadt, schauen, wie sie sich verändert und fühlen uns zu Hause.

Und nicht nur in Berlin, auch im Umland findet man großartige Veranstaltungen. Für diesen Sommer haben wir Einiges geplant.

Habt Ihr Lust uns zu begleiten? Dann freut Euch auf den nächsten Post.


Bis bald also

Doris und Rüdiger





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