Freitag, 26. April 2024

Die Küche von General Toshevo

 



Einst hieß sie Apollonia und war eine griechische Kolonie, heute kennen wir sie als Sozopol, den bekannten Badeort am Schwarzen Meer. Die Kleinstadt liegt im südlichen Teil des Golfs von Burgas und ist eine der ältesten Städte Bulgariens. Für uns ist sie die erste Station in Bulgarien, nachdem wir die türkisch-bulgarische Grenze überquert haben.

Unser Stellplatz ist direkt an der Steilküste. Die Ferienapartments hinter uns liegen noch im Winterschlaf. Wir genießen es, wieder das Meer rauschen zu hören.





Trotzdem hier alles erst langsam anfängt zu erwachen, finden wir ein offenes Restaurant für ein Abschiedsessen mit Udo. Er wird morgen weiterfahren, es zieht ihn nach Hause.



Als er am nächsten Tag aufbricht, verabschieden wir ihn gebührend. Es ist ja kein Abschied für immer. Spätestens an seinem Geburtstag im Juni werden wir uns wiedersehen.




Sozopol hat einiges zu bieten, wie wir bei unserem Stadtbummel feststellen. Schöne alte Holzhäuser, idyllische Straßen, die irgendwie immer wieder zum Meer führen, einen herrlichen Strand, ein paar historische Fundamente.

Überall wird gebaut, gehämmert, gemalert, und gewerkelt. Der Saisonbeginn ist nicht mehr weit, die Stadt putzt sich heraus.












Schon etwas außerhalb der Altstadt findet man eine der alten Windmühlen, von denen es hier früher wohl viele gab.



Weiter geht es am nächsten Tag nach



Auch dieser traditionelle Badeort gehört zu den ältesten Städten Bulgariens und steht unter Denkmalschutz. Nur ein Damm verbindet die Insel, auf der die Altstadt liegt, mit dem Festland.





Im Yachthafen stehen wir ruhig und sicher.


Von dort sind es nur ein paar Schritte, schon steht man vor der Stadtmauer.

Auch hier gab es Windmühlen. Eine davon steht vorne am Damm.



Kreuz und quer wandern wir durch das zauberhafte Örtchen, das im Sommer von Touristen überrannt wird. Jetzt ist es ruhig und man kann die besondere Atmosphäre richtig genießen. Auch hier wird alles für die kommende Saison vorbereitet.











Neben wunderschönen kleinen Holzhäusern, verwinkelten Gassen und antiken Ruinen sind die Sehenswürdigkeiten in Nessebar vor allem Kirchen aus allen Epochen.








Das Leben fand und findet in der Öffentlichkeit statt. Ereignisse wie Geburt und Tod werden nach wie vor allen zur Kenntnis gegeben. Nicht nur vor dieser Kirche, auch an der Tür des betroffenen Hauses, an Bäumen, Lichtmasten und Geschäften findet man solche Aushänge.



Die allgegenwärtigen Möwen behalten den Überblick über das ganze Treiben.




Auf Empfehlung eines ausgewanderten Hamburgers essen wir im „White Rose“ zu Abend. Danke Christoph, war lecker!



Die Küste hinauf wird es dann ländlicher.




Am Aladja Kloster finden wir einen Platz für die Nacht. Das Kloster haben wir bei unserer letzten Reise durch Bulgarien schon besucht, so begnügen wir uns mit der Übernachtung.




Eigentlich wollen wir am nächsten Tag Dobritsch anschauen und dort übernachten. Dummerweise ist die Stadt rappelvoll, jede halbwegs passende Parklücke belegt und die Straßen der Altstadt zu eng. Was also tun? Es bleibt uns nur, Dobritsch links liegen zu lassen und zu hoffen, dass es woanders einen Platz für uns gibt. Wir landen in einer Kleinstadt, die tatsächlich den Namen „General Toshevo“ trägt.



Bis 1942 hieß das Städtchen Kasamkjoj oder Kasam. Dann wurde es nach General Stefan Toshevo benannt, der sich in den Balkankriegen und im ersten Weltkrieg hervorgetan hat. Er war ein glühender Patriot und gilt noch heute als Held Bulgariens.



Friedlich ist das Städtchen und grün.




Auf Touristen mit Wohnmobilen ist man hier absolut nicht eingerichtet, Parkplätze sind rar und meist sehr klein. Wir stellen uns also am Bahnhof auf. Der sieht sowas von verlassen und nicht mehr in Betrieb aus, dass wir uns da ganz sicher fühlen.









Im Internet haben wir eine Restaurantempfehlung gefunden für ein Lokal das „KYXHЪ“ - Küche heißt.



Zunächst nehmen wir es gar nicht richtig wahr, weil es so unscheinbar neben dem alten Bahnhofsgebäude steht. Aber nach einem Rundgang durch den Ort, trauen wir uns doch hinein und sind positiv überrascht.




Ein freundlicher junger Mann in professioneller Kochkluft bietet uns die Reste der Hausmannskost an, die wie in einer Kantine, in Wärmebehältern auf Esser warten.



Er freut sich, dass es uns schmeckt und auf meine Frage erzählt er, dass er die kleine Gaststube mit seiner Schwester betreibt und sie alles selber machen, sogar das Brot.

Als wir zum Auto zurück gehen, erwartet uns die zweite Überraschung: ein Zug hält am Bahnhof! Es steigen sogar Leute aus und es gibt augenscheinlich einen Schaffner. Wer hätte das gedacht!




Die Lok mit den zwei Waggons rollt keine zwanzig Meter neben uns vorbei.



Das erinnert uns sofort an unsere erste gemeinsame Reise. Wir hatten an dem Tag 90 Kilometer mit unseren einfachen MIFA Rädern zurückgelegt, es wurde schon dunkel und weit und breit nur Felder, Felder, Felder. Kein Platz, wo man diskret sein Zelt aufstellen konnte. Also tappten wir im Dunkeln einen Seitenweg von der Straße weg, auf einen Feldrain hoffend und packten uns einfach auf ein Stück Wiese. Wir hatten nicht geahnt, dass wir nur ein paar Meter neben den Eisenbahngleisen gelandet waren. Als der erste Zug vorbei donnerte war es, als führe er direkt durch unser Zelt.

Ganz so fühlt es hier in General Toshevo nicht an, der Gegenzug fährt gegen 20.00 Uhr und der erste Zug am nächsten Morgen auch erst um 9.30 Uhr. So verbringen wir eine ruhige Nacht.




Der neue Tag bringt einen Wetterumschwung. Es regnet, die Temperaturen sind bei 15°C, es weht ein kalter Wind. Auf löchrigen Straßen, die sich durch sehr große, gut bestellte Felder ziehen, gelangen wir bis zur rumänischen Grenze.

Nur eine gute Woche waren wir dieses Mal in Bulgarien, trotzdem fanden wir das Land wieder, das wir vor sieben Jahren lieben gelernt hatten. Was uns diesmal besonders auffiel war die Sauberkeit. Es sieht nicht immer wohlhabend oder schick aus, aber an den Straßenrändern und in Parks liegt nirgendwo Müll, obwohl nicht an jeder Ecke ein Müllcontainer steht. Es gibt keine Schutthaufen an Baustellen, keinen Sperrmüll im Wald, ständig ist jemand am Fegen.


An der Grenze zu Rumänien geht es sehr schnell. An den langen LKW Schlangen dürfen wir vorbei fahren, der bulgarische Grenzer sitzt im Häuschen neben der rumänischen Grenzbeamtin. Die zeigt uns, wo wir die Rovignetta bekommen, die Vignette für die Straßenmaut in Rumänien, und schon kann es losgehen.








In Rumänien waren wir das erste Mal 1982, jung, frisch verliebt und abenteuerlustig durchquerten wir das Land mit dem Fahrrad. So wird das für uns diesmal, 42 Jahre später, eine Reise voller Erinnerungen. Die wir gern mit Euch teilen – im nächsten Bericht.


Bis bald also

Doris und Rüdiger


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