Mittwoch, 14. Februar 2024

Die Mani

 



Für 1,50 € pro Person fahren wir mit dem Bus der Linie 1 bis hinauf in die Altstadt zum Laiki, dem Marktgelände von Kalamata unterhalb des Kastro, der Burg.




Mit uns strömen eine Menge Leute der Markthalle zu, die sich dort befindet. Entlang der Außenbereiche der Halle haben etliche Bauern ihre Stände aufgebaut. 



In der Halle sind die Fleisch-, Fisch-, und Käsehändler zu Hause.






Der größere Teil des Marktes befindet sich hinter der Markthalle auf einem großen Platz. Obst und Gemüse, Feigen, Eier und Oliven, Olivenöl, für das die Stadt bekannt ist, und jede Menge Kartoffeln werden feilgeboten.




Zunächst schlendern wir an den Ständen vorbei, um uns einen Überblick zu verschaffen. Alles lacht uns so frisch und appetitlich an, dass wir sehr in Versuchung geraten zu viel zu kaufen. Wir sind ja nur zu zweit und wir müssen es nach Hause tragen. Wir entscheiden uns für Auberginen, einen kleinen Weißkohl, Tomaten, ein Bündel Rucola, ein Bund Petersilie. 



Bei einem Bilderbuchgriechen mit lockigem Haar und Patriarchenbart erstehen wir ein Dutzend Eier.



Der Markt beginnt um 7.00 und ist bis 13.00 Uhr geöffnet. So sind wir früh aufgestanden und haben noch nicht gefrühstückt. Beladen mit unseren Schätzen suchen wir uns eines der Cafès am Rande der Markthalle und dort bekommen wir sehr guten Kaffee und, wie es in Griechenland üblich ist, mit Feta oder anderen herzhaften Dingen gefüllten Blätterteig. Unser Frühstücksplatz ist sozusagen ideal zum „Leute gucken“.



Da wir uns die Altstadt ein bisschen anschauen wollen, beschließen wir, den Rückweg zu Fuß zu bewältigen. Wir stiefeln also los und landen gleich um die Ecke bei der nächsten großen Kirche. Imposant von außen, fast pompös von innen steht die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit neben den Büsten orthodoxer Würdenträger.





Von dort schlendern wir durch die Gassen und schlagen immer wieder Haken. 





Auf diese Weise finden wir ganz zufällig eine kleine Bäckerei, in der der Bäckermeister persönlich hinter dem Tresen steht und uns mit strahlendem Lächeln Dinkelbrot und dunkles Baguette verkauft.

Auf unserem Weg zurück zum Hafen trinken wir noch einen Kaffee in dem Cafè neben dem Waschsalon. Dort schmeckt er am besten. Es ist Wochenende, das Wetter ist herrlich, also ist so einiges los am Strand. Uns ist das zu unruhig, wir ziehen um auf den Parkplatz hinter der Kirche. 




Ringsum befinden sich Ferienwohnungen, zum größten Teil verschlossen, die Jalousien heruntergelassen. Eine der wenigen, die um diese Jahreszeit bewohnt sind, ist gleich in dem Haus gegenüber. Auf dem Balkon hängen drei Käfige, in jedem hüpft ein Kanarienvogel herum. Ihr Gesang hebt sich deutlich vom Gezwitscher der frei lebenden Vögel ab, meist Sperlinge, die es ja überall gibt.

Am Morgen weckt uns die Kirchenglocke, die eine kleine feine Melodie läutet.

Wir fahren zunächst zurück zum Bouka Beach, um Wasser zu fassen, dann geht es ostwärts. Unser Ziel ist Aeropoli, der Hauptort der Halbinsel Mani. Das Dorf liegt auf 255 Meter Höhe auf einer Hochebene über dem Messenischen Golf. Wir kurven buchstäblich die Küste entlang.



Die Strecke ist phantastisch. Immerwieder eröffnen sich neue Ausblicke. Geradezu märchenhaft.












Die ersten blühenden Mandelbäume  leuchten am Straßenrand. 




Am späten Nachmittag erreichen wir das Bergdorf. Auf dem großen Parkplatz vor der Schule finden wir einen Platz für die Nacht.



Die Sonne scheint am Morgen tapfer gegen den kalten Wind an und wir erkunden den Ort.




Auf dem Marktplatz finden wir das Denkmal für den Freiheitskämpfer Petros Mavromichalis. Seine mächtige Familie war jahrhundertelang auf dem Mani ansässig. 1821 hisste er hier in Aeropoli, auf der Kirche der Taxiarchen die Fahne der Mani und gab damit das Startsignal zum griechischen Freiheitskampf.




Das Ortsbild ist von Wohntürmen und Kirchen geprägt. Gefühlt gibt es an jeder Ecke eine. Die ganze Stadt steht unter Denkmalschutz.







Schmale Gassen winden sich hinauf und hinunter, gesäumt von adretten Häusern aus Feldsteinen.




Kleine Plateaus oder Plätze, bieten schöne Ausblicke aufs Meer .



Weiter geht es, wieder über die Berge auf die andere Seite nach Gythio. Die Hafenstadt liegt am Lakonischen Golf im Delta des Flusses Xeras, umrahmt von den Ausläufern des Taygetosgebirges, dessen Schnee bedeckter Gipfel, der Profitis Ilias, über dem Stadtbild thront. Er ist mit 2407 Metern der höchste des Gebirges.



Vom Hafen aus gehen Fähren zur Insel Kythira und nach Kreta. Um diese Jahreszeit pausiert der Fährverkehr aber allem Anschein nach.

Vor dem Hafen liegt die winzige Insel Marathonisi, mit der Stadt durch einen Damm verbunden. Ein Pinienwäldchen und ein Leuchtturm ergeben ein malerisches Bild.



Der Sage nach sollen Paris und Helena hier auf diesem Inselchen auf der Flucht von Sparta nach Troja ihre erste Liebesnacht verbracht haben.

Wir stehen direkt vor dem Hafen auf der Mole mit einem unglaublich schönen Blick auf die Stadt.




Wie Schwalbennester kleben die Häuser am Berg, steile Treppen führen hinauf in malerische Gassen.









Am Sonnabend ist Markt. 



Wir ergänzen unsere Vorräte, dann trinken wir einen Kaffee in der Sonne, auf dem Platz vor dem Kulturzentrum.



Abends gibt es leckeren Fisch in einem der Restaurants gleich am Hafen.



Neben uns dümpeln Segelboote im klaren Wasser, etwas weiter liegen die Fischerkähne am Kai.



Gythio gefällt uns ausgesprochen gut. Es hat alles, was eine Hafenstadt haben muss, ist aber deutlich kleiner und viel gemütlicher als Kalamata.


Trotzdem müssen wir weiter. Wir haben uns als Zeitpunkt für die Einreise in die Türkei spätestens den 1. März gesetzt. Also haben wir noch etwa drei Wochen, um den Rest der Peloponnes zu umrunden und zurück aufs Festland zu fahren. In Thessaloniki gibt es den einzigen richtigen Laden für Campingbedarf in Griechenland. Dort werden wohl auch deutsche Gasflaschen aufgefüllt. Damit wären wir dann in der Türkei wenigstens diese Sorge los, davon ausgehend, dass der Frühling sich mit Riesenschritten nähert.

Auf dem Weg nach Osten halten wir gegenüber von Gythio oberhalb der Bucht. Unter uns im Wasser liegt ein großes Schiffswrack, das inzwischen zu den Sehenswürdigkeiten der Gegend gehört.




Wir begnügen uns mit einem kurzen Fotostop, denn am Strand, in einer kleinen Bucht, maximal 200 Meter vom Schiffswrack entfernt, neben einer im Moment geschlossenen Taverne stehen mindestens zehn bis zwölf Camper.

Wir düsen also weiter auf der Steilküste entlang zu einem kleinen Kirchlein, wo es, laut park4night, einen Wasserschlauch geben soll. Wir finden beides, die Kirche und den Schlauch.



Mit gefülltem Wassertank fahren wir ein kleines Stück zurück, zum Tigania Beach. Auch hier stehen ein paar Camper in Reihe hintereinander am Strand, aber man nimmt einander kaum wahr. Perfekt für uns.




Ein paar total relaxte Tage verbringen wir hier, die Sonne gewinnt täglich an Kraft und so hat es schon richtiges Sommer feeling.












Drei Hunde vom Gehöft oberhalb des Strandes machen regelmäßig eine Bettelrunde nach Futter. Wir haben nichts an Bord, das einem Hund schmecken würde oder zuträglich wäre. Trotzdem legt sich der größte von ihnen vor unser Auto, als gehöre er hierher.



Er trägt ein Glöckchen um den Hals, so dass man seine Ankunft am Morgen schon immer von weitem hören kann.

Tags darauf besucht uns eine wunderschöne, zutrauliche Katze.


Nach fast einer Woche sind unsere Vorräte aufgebraucht, der Kühlschrank leer. Inzwischen stehen wir nur noch zu dritt am Tingania Beach und auch die beiden anderen Camper hinter uns fahren wieder los. Wir füllen also unseren Wassertank, machen uns auf zum nächsten Lidl in Nafplio.

Nafplio ist ein Hafenstädtchen am Argolischen Golf. Um dorthin zu kommen muss man das Parnon Gebirge überqueren. Die kurvenreiche Strecke führt hinauf bis auf fast 1900 Meter und ist eine der schönsten bisher. Dem Fahrer allerdings verlangt sie einiges ab. Volle Konzentration ist erforderlich, um die oft schmalen, steilen Haarnadelkurven zu bewältigen.








Bei Leonidi, dass sich mit Aussicht aufs Meer in eine imposante Schlucht schmiegt, gelangen wir wieder an die Küste und machen einen kleinen Stopp.







Immer am Wasser entlang haben wir hier sozusagen Flugzeugfeeling. Hoch oben auf der Steilküste schlängelt sich die Straße durch mehrere Dörfer, bis sie sanft hinab an den Strand und immer seiner Linie folgend, bis Nafplio führt.



Man steht auf einem großen Parkplatz direkt am Hafen, nur ein paar Schritte sind es zur Altstadt.




Die ist zwar ziemlich touristisch, hat sich aber ihren Charme bewahrt










Es gibt zwei Leuchtfeuer und ein Stück vor der Stadt liegt auf einer winzigen Insel, im Volksmund auch „Henkersinsel“ genannt die Wasserbastion Bourtzi. Ihren Namen verdankt die Insel der Tatsache, dass sie einst Wohnstätte des Henkers und Gefängnis der Delinquenten war. 




Man gelangt dorthin nur mit einer ebenso winzigen Fähre.




An der Strandpromenade reiht sich Cafè an Restaurant, wir schlendern bis zum ersten Leuchtfeuer




und suchen uns dann im letzten Cafè einen Platz mit Blick auf die weißen Zinnen der Wasserbastion.



Von dort führt ein gepflasterter Weg immer um den Burgberg herum, auf dem sich die Festung Akronafplia befindet. Etwas östlich der Altstadt erhebt sich auf einer 216 Meter hohen Anhöhe die von den Venezianern erbaute Palamidi-Festung, zu der man über 999 Stufen hinauf gelangt - oder mit dem Auto.






Wir wandern durch ein Felsentor bis wir auf ein Gitter stoßen, drehen um und steigen dann die Stufen hinauf in die alten schmalen Gassen.





Nafplio war, nach einer wechselvollen Geschichte voller Eroberungen und Fremdherrschaften, im 19. Jahrhundert für fünf Jahre die provisorische Hauptstadt von Griechenland, bis Otto von Bayern, der nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich König von Griechenland wurde, mit seinem Hofstaat nach Athen zog.

Wir schlendern vorbei an vielen Souvenirläden, treppauf und treppab und landen dann am Syntagma Platz, dem Zentrum der Altstadt, wieder in einem der Cafès. Von hier haben wir einen schönen Blick auf zwei historisch bedeutsame Gebäude am Platz: die 1713 erbaute venezianische Kaserne und die 1550 erbaute Vouleftiko-Moschee, die 1825 als Tagungsort des ersten griechischen Parlaments diente.






Nach soviel starkem, griechischen Kaffee ist uns richtig flatterig, wir brauchen eine Pause.

Am Abend gehen wir noch einmal los. Nun hat Nafplio noch einmal ein ganz besonderes Flair.







Udo und Jay haben inzwischen eine Bucht weiter einen wunderbaren Platz gefunden. Wir machen uns auf den Weg. Es sind nur 16 Kilometer, bald erblicken wir sie unterhalb der Steilküste an einem langen Strand. In einer steilen Serpentine geht es hinunter und dann stehen wir keine zwanzig Meter vom Wasser entfernt.




Wir können wieder morgens im Meer baden, sitzen zusammen, erzählen uns, was wir in letzter Zeit erlebt haben und machen Pläne für die kommende Zeit.











Von hier werden sich demnächst unsere Wege trennen. Wir fahren zunächst noch einmal zurück nach Nafplio um uns dann ganz langsam Richtung Thessaloniki und türkische Grenze zu bewegen. Udo wird uns begleiten, Jay bleibt in Griechenland.

Was wir in unseren letzten Wochen in Griechenland sehen und erleben, erzählen wir im nächsten Post.


Bis bald also

Doris und Rüdiger

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