Donnerstag, 1. Februar 2024

Der Diamant in der Krone





Während der Regentage pendeln wir zwischen unserem „Silvesterstrand“, wie wir ihn inzwischen nennen, Bouka Beach bei Messini und Kalamata hin und her. Am „Silvesterstrand“ haben wir Ruhe, können morgens baden und barfuß im Sand laufen, am Bouka Beach können wir komfortabel Wasser fassen und in Messini einkaufen, in Kalamata haben wir die Möglichkeit Wäsche zu waschen, unsere deutsche und die griechische Gasflasche zu tauschen, Cafès und Restaurants zu besuchen und die Regentage auszusitzen ohne die Gefahr, im Schlamm stecken zu bleiben.

Wir vertreiben uns die Zeit mit Spielen.




Als der Regen abzieht und die Temperaturen steigen, strömen die Griechen an den Strand und man hat das Gefühl, es ist ein warmer Sommertag, so viele gehen schwimmen. Es sind in der Mehrzahl ältere Frauen.




Wir ziehen zurück an den Silvesterstrand. Dort stehen nach wie vor die beiden Mobile, die schon dort waren, als wir weg fuhren. Später kommt noch ein LKW aus Bayern dazu. Man steht in weiten Abständen, jeder hat seine Ruhe. So lieben wir es.

Das morgendliche Bad im Meer ist inzwischen Routine, es erfrischt uns, wir fühlen uns sauber und hoffen, dass es unser Immunsystem ankurbelt. Bis jetzt haben wir, trotz mitunter kaltem Wind, keinerlei Anzeichen irgendeiner Krankheit zu verzeichnen.




Immer mal wieder unterbricht ein Regentag das Sommer feeling. Auch in Griechenland hat es, wie wir öfter hören, in den letzten Jahren zu wenig geregnet. Was jetzt hier runterkommt ist noch lange nicht genug.

Nach fünf relaxten Tagen treibt es uns an einem solchen verregneten Sonntag weiter.


Es steht ja immer noch auf unserer Liste, das „andere Auge Venedigs“, die kleine Hafenstadt Koroni zu  besuchen. Also fahren wir noch einmal westwärts.




Nur 35 Km entfernt erreichen wir am Sonntagnachmittag den Hafen.





Viele weiß-blaue Fischerkähne tanzen auf den spitzen kleinen Wellen im Hafenbecken. Wir stehen nur wenige Meter vom Kai entfernt zwischen einem weiteren deutschen und einem französischen Wohnmobil.




Am anderen Morgen ist der Regen im wahrsten Sinn des Wortes wie weggeblasen und die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. Der Wind hat sich etwas gelegt, es ist warm.




Wir machen uns auf zur Burg, der einzigen auf der Peloponnes, die noch bewohnt ist. 



Entlang der Festungsmauer entdecken wir denn auch kleine, adrette Häuser, umgeben von Olivenbäumen.




"Wie eine Königin wacht die erhabene Koroni seit Jahrhunderten über den Eingang zum Golf von Messinia. Das venezianische Fort ist eine Krone auf ihrer Stirn.  Und das Kloster St. Johannes der Täufer, ein prächtiger Diamant auf der Krone."  

Der älteste Teil der Burg, auf dessen Areal sich heute das Kloster Timios Prodromos (St. Johannes der Täufer) befindet, war einst die Akropolis. 


Die Festung der Orthodoxie in der Festung der Stadt!  1918 von Pater Théodoulos Anagnostopoulos, einem frommen Geist aus Koroni gegründet, zunächst als Priesterseminar. 


Als erste Assistentin und Mitarbeiterin stand ihm die tugendhafte Mutter Oberin von Koroni, Theodouli Arvaniti zur Seite. Durch sie wurde 1920 das Nonnenkloster gegründet.



Das Kloster folgt dem orthodoxen (altjulianischen) Kalender, weshalb es in der Vergangenheit heftig verfolgt wurde, aber nie unterlag.  „Orthodoxie oder Tod“ steht in großen Buchstaben über dem Tor vor der „Höhle“ des Ältesten.  Heute setzt das Kloster mit der Gnade des heiligen Johannes des Vorläufers seine heilige Mission fort, erlebt Tage neuen spirituellen Glanzes und Fortschritts und bleibt ein Leuchtfeuer der Orthodoxie in der Region.  

So erzählen die Bildtafeln im Eingangstor des Klosters.




Niemand ist zu sehen. Auf einem Ständer hängen große Tücher, damit Frauen vor dem Eintritt in die Kirche ihre Köpfe bedecken können. Ich nehme mir eines, verhülle mein Haupt und wir betreten die klösterliche Anlage.



Die Tür zur Kirche steht offen, wir treten ein. In ihrem Inneren befindet sich die Kiste mit den Reliquien des Gründers, des Vaters Theodoulos.





Dann folgen wir dem Pfad um den sakralen Bau herum und stehen wieder vor einer geöffneten Pforte. Sie führt in den Klostergarten. Eine freundliche ältere Schwester in schwarzem Habit lädt uns mit einem Lächeln und einer Geste ein, einzutreten.

Augenblicklich befinden wir uns in einer anderen Welt. Der Garten atmet Frieden. Es ist so wunderschön, dass ich, gäbe es eine Bank, sicher eine Weile hier sitzen und einfach auf die sonnenbeschienenen, von üppigen Blütenstauden umgebenen Rasenstücke schauen würde. Aber das ist anscheinend nicht vorgesehen und so gehen wir weiter.



Eine Treppe führt hinauf auf das Dach eines alten, halb zerfallenen Gebäudes, des ehemaligen Pulverturms. Ein weißes Kreuz leuchtet weithin über der Bucht.







Von hier oben hat man einen phantastischen Blick über die Anlage, das Meer und die Bucht.






Sehr langsam gehen wir durch den Zaubergarten zurück, vorbei an der Kirche, zum Ausgang, wo ich das Tuch zurück hänge.





Wieder draußen, führt der gepflasterte Weg nach rechts zunächst zum Friedhof und dann an der Festungsmauer entlang zu drei ehemaligen Bastionen.








Viele Stufen gilt es wieder hinab ins Dorf zu steigen, wo wir am Marktplatz, bei Olga in einem kleinen Cafè Kaffee ordern und uns unter Palmen und Bananenstauden in die Sonne setzen.






Koroni hat es uns angetan. Das Städtchen mit seiner irgendwie besonderen Atmosphäre hat geschafft, was wir bisher ein bisschen vermisst haben: wir sind nun wirklich angekommen.

Gerne würden wir noch bleiben, aber wir lassen uns verunsichern von unserem deutschen Nachbarn, der berichtet, dass der Campingplatzbetreiber hier war und meinte, es wäre eigentlich nicht gestattet, auf dem Hafenparkplatz zu übernachten.



Nur ungefähr 20 Kilometer weiter liegt das Fischerdorf Petalidi, genauso idyllisch am Meer. Hier ist der Hafen etwas außerhalb und es stehen schon zwei, drei Wohnmobile dort, auch unsere Nachbarn aus Koroni sind hier gelandet. Wir stellen uns dazu.




Bis in den Ort ist es nicht weit. Wir spazieren also die Strandstraße entlang bis zum Marktplatz, kaufen das Nötigste im kleinen Supermarkt und einen Snack beim Bäcker. Dann setzen wir uns in ein Cafè am Park mit Blick auf die Kirche und genießen die Sonne und die Ruhe.





Unser Wasser geht zur Neige, also zurück nach Messini zum Bouka Beach, Wasser fassen, dann nach Kalamata, denn dort werden wir uns wieder mit Udo treffen. Außerdem ist sonnabends Markt und den wollen wir nicht verpassen.

Davon berichten wir Euch beim nächsten Mal.


Bis bald also

Doris und Rüdiger 

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