"Manchmal müssen wir innehalten,
damit unsere Seele uns wieder einholen kann."
aus Indien
Liebe
Freunde
wie
versprochen, sollen nun einige Details folgen, wie wir die 6 Wochen
verbracht haben, die wir wieder in Deutschland sind.
Diese
Wochen waren so vollgepackt mit Terminen, Besuchen, Organisation und
Arbeit, dass wir uns regelrecht gestresst fühlen.
Da
war zunächst mal der neue Enkel. Eddie ist am 10. März geboren,
also fast 8 Wochen alt. Er ist natürlich ganz entzückend.
Inzwischen gluckst und lächelt er schon und hält, wie es sich
gehört, seine Eltern in Atem. Wir wurden wieder daran erinnert, wie
klein sie am Anfang sind und wie gut sie riechen und was für ein
warmes Gefühl es macht, sie auf dem Arm zu halten und zuzusehen, wie
sie schlafen.
Der
nächst ältere Enkel Richard hatte sich das Bein gebrochen. Bei
unserem Krankenbesuch stellten wir fest, dass er der Sache durchaus
positive Seiten abgewinnen konnte. Er saß in seiner Sofaecke, zeigte
seinen mit Blümchen und Autos dekorierten Verband und genoss es
sichtlich, dass er nicht in die Kita musste und den ganzen Tag mit
seinen Büchern und seinem Malzeug verbringen konnte.
Dann
war da natürlich der Garten. Der Frühling ist am Werk auch wenn er
noch keine frühlingshaften Temperaturen hinbekommt. Als wir ankamen
steckten die ersten Blütenblätter vorsichtig ihre Spitzen aus den
Knospen, inzwischen ist alles in voller Blüte, die Tulpen und die
Traubenhyazinthen leuchten um die Wette mit den gerade erblühenden
Schlüsselblumen und dem Löwenzahn. Der Rasen wollte gemäht werden
und da der April seinem Namen dieses Jahr besonders viel Ehre macht,
musste Rüdiger Holz schneiden in Größenordnungen, damit wir den
Ofen heizen konnten.
Ein
Rudel Rehe hatte sich über den Winter unseren Kirschlorbeer
schmecken lassen. Rüdiger war erbost und schwor Vergeltung. Zunächst
aber baute er eine Umzäunung um das freche Rotwild fernzuhalten von
den kahl gefressenen Sträuchern. Er gibt die Hoffnung nicht auf,
dass sie sich wieder erholen.
Für
eine Woche nahmen wir noch einmal Jettes Hund in Pflege. Am Düdo
musste noch die eine oder andere Schraube eingedreht werden, der
defekte Kühlschrank musste verschickt und ein Termin für die
Autowerkstatt gemacht werden.
Dann
war auch schon Ostern.
Wir
gönnten uns einen Ausflug nach Halberstadt. Dort waren wir noch nie
gewesen.
Gegen
Ende des letzten Krieges wurde Halberstadt zu 85% zerstört. Davor
hatte es zu den schönsten Städten Deutschlands gezählt. Vieles ist
wieder auf-, etliches neu gebaut worden. Auch jetzt noch ist
Halberstadt ein schönes Städtchen mit viel Fachwerk, schönen
Kirchen und einem sehr sehenswerten Dom. Wir schlossen uns der
Führung mit der Superintendentin an, erfuhren viel über die
Geschichte und die Handwerkskunst von Halberstadt und den Mut der
Halberstädter Veränderungen zu leben und zu fördern. Wir stiegen
auf den Turm der Martinikirche und sahen uns im Stadtmuseum noch mehr
zur Geschichte der Stadt, die schöne alte Apothekeneinrichtung und
frisch geschlüpfte Küken an.
Zur
Halberstädter Würstchenwelt haben wir es allerdings nicht
geschafft, dort war Ostern geschlossen. Das konnten wir verkraften.
Aber
Halberstadt hat nicht nur Historisches zu bieten. Hier gibt es auch
ein Kunstprojekt, das weit in die Zukunft weist: in Halberstadt wird
das längste Musikstück der Welt aufgeführt. Das
John-Cage-Orgelkunstprojekt. Dafür wurde die alte
Burchardi-Klosterkirche wieder instand gesetzt. John Cage war
Komponist, Philosoph, Maler, Literat. Er komponierte dieses Stück
zunächst für Klavier, später für Orgel mit der Tempovorschrift
„as slow as possible“, so langsam wie möglich.
Wie
langsam ist so langsam wie möglich? In diesem Fall 639 Jahre.
Warum
Halberstadt und warum 639 Jahre? Eine spannende Geschichte. Schaut
nach unter www.aslsp.org. Dort
erfahrt Ihr alles darüber.
Es
ist ein einzigartiges Erlebnis.
Der
schmucklose Raum ist erfüllt von dem gerade erklingenden Ton, der
von einer kleinen Orgel mit nur wenigen Pfeifen ausgeht. Alle paar
Jahre findet ein Klangwechsel statt.
Ringsum an den Wänden läuft eine Leiste entlang, an der etwa DIN A4 große Metalltafeln mit Aufschriften verschiedener Art hängen. Jeder, der möchte, kann ein Klangjahr erwerben und damit ein "Stückchen Ewigkeit" und gleichzeitig mit seinem Beitrag dieses Projekt unterstützen. Für diesen Beitrag kann er eine solche Stiftertafel mit einem Text seiner Wahl beschreiben lassen, die dann dort aufgehängt wird. 639 Jahre lang. Auf einer der ersten Tafeln fanden wir den Namen Bob Dylan.
Ringsum an den Wänden läuft eine Leiste entlang, an der etwa DIN A4 große Metalltafeln mit Aufschriften verschiedener Art hängen. Jeder, der möchte, kann ein Klangjahr erwerben und damit ein "Stückchen Ewigkeit" und gleichzeitig mit seinem Beitrag dieses Projekt unterstützen. Für diesen Beitrag kann er eine solche Stiftertafel mit einem Text seiner Wahl beschreiben lassen, die dann dort aufgehängt wird. 639 Jahre lang. Auf einer der ersten Tafeln fanden wir den Namen Bob Dylan.
John
Cages Kunstprojekt Organ²/ASLSP steht für Entschleunigung in einer
immer schnelllebiger werdenden Zeit und als Symbol des Vertrauens in
die Zukunft, denn ohne Vertrauen in einen lange währenden Frieden
muss man so ein Projekt nicht anfangen. Uns gefiel dieser Gedanke.
Es
folgten wieder Tage im Garten, ein weiterer Berlinbesuch, vollgepackt
mit Terminen. Wir waren geradezu außer Atem. Dazu kommt die nicht
enden wollende Kälte in diesem Jahr und mit einem Blick auf die
Wetterkarte, die für Spanien 24°C anzeigt, fragen wir uns manchmal:
was machen wir eigentlich hier?
Die
Antwort ist simpel. Es gibt hier Menschen, die uns wichtig sind und
die wir lieben. Wenigstens ein, zwei Mal im Jahr möchten wir mit
diesen Menschen zusammen sein.
Nun
sind wir also aufgebrochen, einige dieser Menschen zu besuchen, die
über Deutschland verteilt leben. Unser Weg führt nach Paderborn,
Friesoythe, Lübeck.
Mitte
Mai werden wir zurück in unserem Garten sein, letzte Vorbereitungen
treffen um dann Anfang Juni, nach Rüdigers 60stem Geburtstag,
Richtung Balkan zu starten.
Wir
sind sehr gespannt auf Bulgarien und Griechenland. Beides ist Neuland für uns.
Nun
aber, wie gesagt, erst einmal eine Runde Deutschland. Wir werden Euch
davon erzählen.
Bis
bald also,
Doris
und Rüdiger
Juhuuuu, es gibt wieder Nachschub im Blog! Herzlichen Glückwunsch zu Eddie - schön, wenn man wieder sowas Kleines knuddeln kann, stimmt's?! Schöne Gartenbilder!!!! (Das oberste könnte auch bei uns im unteren Garten fotografiert worden sein!) Halberstadt kennen wir übrigens auch! (Und im tiefsten Piemont stießen wir auf einen Abkömmling einer Halberstadterin!) Ciao, schönes WE! Liebe Grüße aus der deutschen Korbstadt von Ute
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