Donnerstag, 27. April 2017

good old Germany


"Manchmal müssen wir innehalten, 
                   damit unsere Seele uns wieder einholen kann."

                                                              aus Indien


Liebe Freunde

wie versprochen, sollen nun einige Details folgen, wie wir die 6 Wochen verbracht haben, die wir wieder in Deutschland sind.
Diese Wochen waren so vollgepackt mit Terminen, Besuchen, Organisation und Arbeit, dass wir uns regelrecht gestresst fühlen.

Da war zunächst mal der neue Enkel. Eddie ist am 10. März geboren, also fast 8 Wochen alt. Er ist natürlich ganz entzückend. Inzwischen gluckst und lächelt er schon und hält, wie es sich gehört, seine Eltern in Atem. Wir wurden wieder daran erinnert, wie klein sie am Anfang sind und wie gut sie riechen und was für ein warmes Gefühl es macht, sie auf dem Arm zu halten und zuzusehen, wie sie schlafen.



Der nächst ältere Enkel Richard hatte sich das Bein gebrochen. Bei unserem Krankenbesuch stellten wir fest, dass er der Sache durchaus positive Seiten abgewinnen konnte. Er saß in seiner Sofaecke, zeigte seinen mit Blümchen und Autos dekorierten Verband und genoss es sichtlich, dass er nicht in die Kita musste und den ganzen Tag mit seinen Büchern und seinem Malzeug verbringen konnte.

Dann war da natürlich der Garten. Der Frühling ist am Werk auch wenn er noch keine frühlingshaften Temperaturen hinbekommt. Als wir ankamen steckten die ersten Blütenblätter vorsichtig ihre Spitzen aus den Knospen, inzwischen ist alles in voller Blüte, die Tulpen und die Traubenhyazinthen leuchten um die Wette mit den gerade erblühenden Schlüsselblumen und dem Löwenzahn. Der Rasen wollte gemäht werden und da der April seinem Namen dieses Jahr besonders viel Ehre macht, musste Rüdiger Holz schneiden in Größenordnungen, damit wir den Ofen heizen konnten.




Ein Rudel Rehe hatte sich über den Winter unseren Kirschlorbeer schmecken lassen. Rüdiger war erbost und schwor Vergeltung. Zunächst aber baute er eine Umzäunung um das freche Rotwild fernzuhalten von den kahl gefressenen Sträuchern. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass sie sich wieder erholen.



Für eine Woche nahmen wir noch einmal Jettes Hund in Pflege. Am Düdo musste noch die eine oder andere Schraube eingedreht werden, der defekte Kühlschrank musste verschickt und ein Termin für die Autowerkstatt gemacht werden.
Dann war auch schon Ostern.
Wir gönnten uns einen Ausflug nach Halberstadt. Dort waren wir noch nie gewesen.
Gegen Ende des letzten Krieges wurde Halberstadt zu 85% zerstört. Davor hatte es zu den schönsten Städten Deutschlands gezählt. Vieles ist wieder auf-, etliches neu gebaut worden. Auch jetzt noch ist Halberstadt ein schönes Städtchen mit viel Fachwerk, schönen Kirchen und einem sehr sehenswerten Dom. Wir schlossen uns der Führung mit der Superintendentin an, erfuhren viel über die Geschichte und die Handwerkskunst von Halberstadt und den Mut der Halberstädter Veränderungen zu leben und zu fördern. Wir stiegen auf den Turm der Martinikirche und sahen uns im Stadtmuseum noch mehr zur Geschichte der Stadt, die schöne alte Apothekeneinrichtung und frisch geschlüpfte Küken an.
Zur Halberstädter Würstchenwelt haben wir es allerdings nicht geschafft, dort war Ostern geschlossen. Das konnten wir verkraften.









Aber Halberstadt hat nicht nur Historisches zu bieten. Hier gibt es auch ein Kunstprojekt, das weit in die Zukunft weist: in Halberstadt wird das längste Musikstück der Welt aufgeführt. Das John-Cage-Orgelkunstprojekt. Dafür wurde die alte Burchardi-Klosterkirche wieder instand gesetzt. John Cage war Komponist, Philosoph, Maler, Literat. Er komponierte dieses Stück zunächst für Klavier, später für Orgel mit der Tempovorschrift „as slow as possible“, so langsam wie möglich.
Wie langsam ist so langsam wie möglich? In diesem Fall 639 Jahre.
Warum Halberstadt und warum 639 Jahre? Eine spannende Geschichte. Schaut nach unter www.aslsp.org. Dort erfahrt Ihr alles darüber.
Es ist ein einzigartiges Erlebnis.
Der schmucklose Raum ist erfüllt von dem gerade erklingenden Ton, der von einer kleinen Orgel mit nur wenigen Pfeifen ausgeht. Alle paar Jahre findet ein Klangwechsel statt. 



Ringsum an den Wänden läuft eine Leiste entlang, an der etwa DIN A4 große Metalltafeln mit Aufschriften verschiedener Art hängen. Jeder, der möchte, kann ein Klangjahr erwerben und damit ein "Stückchen Ewigkeit" und gleichzeitig mit seinem Beitrag dieses Projekt unterstützen. Für diesen Beitrag kann er eine solche Stiftertafel mit einem Text seiner Wahl beschreiben lassen, die dann dort aufgehängt wird. 639 Jahre lang. Auf einer der ersten Tafeln fanden wir den Namen Bob Dylan.



John Cages Kunstprojekt Organ²/ASLSP steht für Entschleunigung in einer immer schnelllebiger werdenden Zeit und als Symbol des Vertrauens in die Zukunft, denn ohne Vertrauen in einen lange währenden Frieden muss man so ein Projekt nicht anfangen. Uns gefiel dieser Gedanke.

Es folgten wieder Tage im Garten, ein weiterer Berlinbesuch, vollgepackt mit Terminen. Wir waren geradezu außer Atem. Dazu kommt die nicht enden wollende Kälte in diesem Jahr und mit einem Blick auf die Wetterkarte, die für Spanien 24°C anzeigt, fragen wir uns manchmal: was machen wir eigentlich hier?
Die Antwort ist simpel. Es gibt hier Menschen, die uns wichtig sind und die wir lieben. Wenigstens ein, zwei Mal im Jahr möchten wir mit diesen Menschen zusammen sein.
Nun sind wir also aufgebrochen, einige dieser Menschen zu besuchen, die über Deutschland verteilt leben. Unser Weg führt nach Paderborn, Friesoythe, Lübeck.
Mitte Mai werden wir zurück in unserem Garten sein, letzte Vorbereitungen treffen um dann Anfang Juni, nach Rüdigers 60stem Geburtstag, Richtung Balkan zu starten.
Wir sind sehr gespannt auf Bulgarien und Griechenland. Beides ist Neuland für uns.

Nun aber, wie gesagt, erst einmal eine Runde Deutschland. Wir werden Euch davon erzählen.

Bis bald also,

Doris und Rüdiger

1 Kommentar:

  1. Juhuuuu, es gibt wieder Nachschub im Blog! Herzlichen Glückwunsch zu Eddie - schön, wenn man wieder sowas Kleines knuddeln kann, stimmt's?! Schöne Gartenbilder!!!! (Das oberste könnte auch bei uns im unteren Garten fotografiert worden sein!) Halberstadt kennen wir übrigens auch! (Und im tiefsten Piemont stießen wir auf einen Abkömmling einer Halberstadterin!) Ciao, schönes WE! Liebe Grüße aus der deutschen Korbstadt von Ute

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