Schöner als in die Sonne zu sehn
ist es, vor ihr die Augen zu schließen.
Dann erst werden sie übergehn
und du wirst Farbenwunder genießen.
Karl Kraus
Hola, liebe Freunde,
langsam kommen wir in Spanien an und damit auch in Europa.
Es ist erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnt ohne Werbeplakate, ohne große Supermärkte und ohne viele andere "Segnungen" zu leben, die wir vorher als ganz selbstverständlich erachtet haben.
Nun, wo wir all das wieder täglich vor Augen haben, überfällt es unsere Sinne und wir sind zunächst überfordert. Aber da es vorher immer verfügbar war, gewöhnen wir uns recht schnell wieder daran. Wir freuen uns über Käse und Wein, Schinken und Joghurt. Und Mineralwasser mit Kohlensäure.
Wir richten uns auf einem Stellplatz in Vera Playa ein, zwischen den Reichen und Schönen, und mieten uns einen Roller.
Schon eine ganze Weile drehen sich die Überlegungen, vor allem von Rüdiger, darum so ein Teil anzuschaffen. Oder auch nicht. Oder doch? Obwohl... Naja, so ging es jedenfalls ein paar Wochen hin und her. Jetzt klappern wir mit diesem fahrbaren Untersatz die Orte im Umkreis ab... und stellen fest, dass wir so ein Ding eigentlich nicht wirklich brauchen.
Wir genießen für ein paar Tage den Kick des Ungewohnten, Neuen - und das ist es, könnt ihr glauben - und bleiben bei dem, was wir haben.
Bald haben wir genug und ziehen weiter. Zunächst an den Strand von Vera Playa.
Dort sind wir fast allein, genießen mal wieder einen Sonnenuntergang vom Feinsten.
Am nächsten Morgen allerdings kommt ein Polizeiauto angefahren und ein sehr freundlicher Herr von der Guardia Zivil erklärt uns: "No parking here". Das wär ja auch zu schön gewesen und wir hatten vorher schon immerwieder gehört, dass einige freie Stellplätze in Abständen von der Polizei gräumt würden.
Also fahren wir weiter. Eigentlich wollten wir auf den Campingplatz in Aguilas. Unterwegs entdecken wir von der Straße aus ein ziemlich großes freies Camp fast direkt am Strand.
Wir fahren runter, fragen nach und erfahren, dies sei Privatland und der Besitzer habe anscheinend kein Problem mit den Campern. Also stellen wir uns dazu. Es ist ein traumhaftes Plätzchen, ein paar Schritte vom Strand entfernt, mit einem wunderbaren Blick auf die "Gruber-Bucht".
Und nicht nur der Platz ist schön, wir treffen auch angenehme Menschen. Da ist der nette Herr aus dem Rheinland, der uns in seiner herrlichen Mundart alles erklärt, was wir wissen müssen, Tips für Portugal gibt und sogar eine Liste von Stellplätzen an der Algarve. Dann lernen wir Markus und Malu kennen, mit denen wir einen schönen Abend verbringen. Bei einem guten Glas Wein reden wir über die Dinge des Lebens ohne vorher den sonst üblichen Small talk absolvieren zu müssen. Genauso geht es dann am nächsten Tag mit Joop aus Holland, der auch einen Düdo fährt und seit kurzem damit unterwegs ist.
Eine Herde Schafe und Ziegen wird über den Platz getrieben. Eine Ziege gebiert sozusagen unterwegs ein Junges, einfach so. Die Hütehunde finden es, der Hirt reibt es mit Gras trocken und versucht es auf die Beine zu stellen. Es quietscht jämmerlich bis es einer Ziege mit vollem Euter angelegt wird. Es ist nicht größer als eine Katze.
Nach zwei Tagen fahren wir weiter, nun doch zum Camping Bellavista in Aguila. Wir müssen dringend Wäsche waschen und die Mengen, die sich angesammelt haben, bewältigen wir nicht mehr mit unseren Waschtonnen.
Glück muss man haben. Wir erwischen den letzten freien Platz. Der Campingplatz ist klein, familiär und adrett, die Parzellen winzig, aber für drei Tage ist es so dicht an dicht schon auszuhalten.
Bald flattert unsere Wäsche sauber auf der Leine, jeden Morgen bekommen wir frisches Brot und jeden Tag genießen wir die Sonne, mit geschlossenen und offenen Augen.
Am zweiten Tag erkunden wir Aguilas. Ein Badeort, der Winterruhe hält. Die Strände sind hier nicht so schön, dass die Deutschen, Franzosen und Holländer in Massen zum Überwintern strömen und so sieht man viele herunter gelassene Rolläden und vergitterte Türen.
Trotzdem finden wir ein paar schöne Details.
Die Bucht mit der Festung
Die Placa Espana mit der Quelle "La Playa de la Balsa" (Tümpel der Pute)
einer Vielfalt an Pflanzen und den über hundert Jahre alten Gummibäumen an allen vier Ecken
Die Markthalle, in der gerade kein Markt stattfindet
Die Treppe hinauf zur Festung
Die historische Lokomotive der Erzbahn, die 1889 in Schottland gebaut, in Einzelteile zerlegt und per Schiff bis zum Hafen von Aguilas gebracht wurde. 1890 begann sie ihren Dienst und beendete ihn am 1. November 1967. Nun steht sie, hübsch hergerichtet, an der Plaza Isaac Peral, nahe dem Hafen.
Die Sonnenuhr, die auch im Februar fast genau die Zeit anzeigt
Morgen früh werden wir diesem netten Örtchen Adè sagen und zurück fahren in die Gruber-Bucht.
Wir sind in den letzten 4 Monaten 12.000 Kilometer gefahren und haben jetzt eher das Bedürfnis nach etwas Standfestigkeit. Der Wetterbericht sagt zudem an der Küste wärmere Temperaturen voraus, als in den Bergen und so bleiben wir in der Gegend.
Bis bald,
Doris und Rüdiger
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