Freitag, 4. März 2022

Ein bisschen Afrika

 



Durch blühende Mandelplantagen fahren wir Richtung Yecla.





Dort machen wir Halt an der Weinkooperative Purisma und decken uns ein. Das Erstaunliche in Spanien ist immer wieder, dass man guten Wein für relativ wenig Geld bekommt.

Eine weite Hochebene, ringsum ein paar Mandelbäume, ansonsten gibt es hier nichts. Bis auf die Finca Caravana, keine 20 Kilometer entfernt.

Das erste Mal waren wir 2017 hier. Das können wir sogar belegen.




Damals gab es wirklich nur ein paar staubige Plätze, einige kleine Bäumchen, einen gemauerten kleinen Tresen, der auch als Küche diente und Franzes zwei LKWs, in denen er lebte.

Eigentlich wollte er nach Afrika als fahrender Zimmermann, ist dann aber hier hängen geblieben. Unter anderem, weil es hier tatsächlich ein bisschen Afrika Feeling hat. Die Landschaft erinnert an Marokko.





Staubig ist es immer noch, das liegt am fehlenden Regen. Franze hat tonnenweise Kies anfahren lassen, jemanden gefunden, der ihn breitschiebt und so an die 40 Stellplätze gestaltet. Überall wurden Bäume gepflanzt, 




es gibt ein windgeschütztes Rondell mit Kochstrecke und Tischen für die Gäste, große Tanks mit Quellwasser, das Franze mit dem Auto und einem Hänger ranfährt. Er hat tolle Pläne, das Ganze wird eine kleine Oase, wenn es fertig ist. Wir wünschen ihm von Herzen, dass es gelingt!





Inzwischen hat er auch Hilfe für die vielen Gäste. Vor einiger Zeit hat er Maggie aufgenommen, die ihm auf ihre stille, freundliche Art bei allem hilft, was die Gästebetreuung angeht. Sie begrüßt uns zum Beispiel, weil Franze gerade zum Einkaufen gefahren ist.

Wir bekommen einen Platz am Rand, wo wir einen weiten Blick und viel Ruhe haben.





Später kommt Franze dann mit dem mittlerweile obligatorischen Begrüßungs-Snack vorbei.



Am ersten Abend gibt es Tajine mit Hühnchen. Man bringt seinen Stuhl und Besteck mit, Franze kocht und Maggie füllt die Teller.



Rüdiger braucht Bewegung und lässt sich von Franze den Weg zur Quelle beschreiben. Mit dem Fahrrad fährt er dann frisches Wasser für uns holen.




Eine bunte Karavane von unterschiedlichsten Autos findet jeden Tag den Weg zur Finca Caravana. Vom Allrad LKW über den Van bis zum ganz normalen „Yoghurtbecher“ ist alles vertreten.



Die rote Feuerwehr kommt uns irgendwie bekannt vor, die Leute darin auch. Rüdiger spricht sie an und es stellt sich heraus, dass wir uns tatsächlich vor 4 Jahren in Chefchauoen, in Marokko getroffen haben. Ricarda und Peter haben auf die Feuerwehr eine neue Kabine gesetzt, aber das Auto ist das selbe.

Die legendäre Paella bekommen wir am zweiten Abend.




Diesmal sitzen wir mit zwei netten Frauen am Tisch, mit denen wir uns auf Anhieb prima verstehen. So lernen wir Inge und Birgit kennen.



Als Inge mir erzählt, dass sie 82 Jahre alt ist, will ich es zunächst nicht glauben. Sie ist fit und agil, ist das erste Mal in einem Wohnmobil unterwegs, weil sie Birgits Einladung gefolgt ist, doch mitzufahren.

Die Themen gehen uns nicht aus, wir stellen fest, dass wir auf etlichen gleichen Wellenlängen sind. So verbringen wir einige Zeit zusammen, freuen uns, dass man doch immer mal wieder Menschen trifft, die einfach passen.




Dann müssen die Beiden weiter. Es war schön mit Euch! Wir seh'n uns wieder!

Wir bleiben noch einen Tag und Franze kocht nur für uns eine Tajine mit Kaninchen. Ob es eines von denen ist, die hier zwischen den hohen Grasbüscheln herumhoppeln bleibt sein Geheimnis. Auf jeden Fall schmeckt es sehr gut.





Zum Abschied übernehmen wir noch die Patenschaft für ein Pflaumenbäumchen und Franze ist ganz begeistert, dass wir die alte Rechnung aufgehoben haben. Wir kommen wieder!




Weiter geht es nach Carcaixent.



Zwischen aus Steinen aufgestapelten Mauern geht es viele Kilometer bis zu einer Freizeitanlage, die von den Spaniern als Naherholungsgebiet genutzt wird.





Orangenplantagen soweit das Auge reicht.






Hier dürfen wir für umsonst zwei Nächte bleiben. Es ist wunderbar ruhig und sehr entspannt.




Am nächsten Tag kommt eine Schulklasse zu einer Art Umwelterziehungstag hier heraus. Es gibt Frage und Antwortrunden, Wettspiele, es werden Pflanzen bestimmt und gepflanzt. Die Kinder scheinen viel Spaß zu haben.



Wir begeben uns auf eine Wanderung. Es gibt zwar Wegweiser für einige Routen, aber die Wanderwege sind denn doch etwas anders, als das, was man in unseren Breiten darunter versteht.







Trotzdem macht es Spaß und wir nehmen die Herausforderung an. Die Wege erinnern an El Torcal, auch dort ging es über Stock und Stein, die Landschaft hingegen ist ganz anders.









Am Abend erreicht uns die Nachricht, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist. Wir sind fassungslos. Niemand hat mit so etwas gerechnet. Es macht uns Angst, wir hoffen auf eine baldige Lösung. Wie wird das weitergehen? Mit Panik wäre aber niemandem geholfen, also fahren wir, wie geplant, weiter.

Unser Ziel sind die Bardenas Reales. Es ist der zweite Versuch, diese Halbwüste zu durchfahren.

Die Bardenas Reales sind eine in Europa eher ungewöhnliche Landschaftsform und gehören zum UNESCO Weltnaturerbe. 

Arguedas heißt das Dorf, dass am Rande dieses Gebietes im Nordosten Spaniens liegt. Hier gibt es einen Stellplatz direkt neben inzwischen verlassenen Höhlenwohnungen.



Am nächsten Morgen machen wir uns zeitig auf den Weg. Zunächst bis zum Informationszentrum, wo wir eine Karte mit der erlaubten Route bekommen.




Sie führt um eine Militärzone herum, das Verlassen der Route ist nicht gestattet, aber es gibt ausgewiesene Parkplätze.



Kurz hinter dem Informationszentrum wird die Teerstraße zur Piste. 



Die Landschaft wird weitläufig, am Horizont erscheinen lehmfarbene Berge mit steilen Abbruchkanten, davor akkurat bearbeitete, grüne Felder. Es erinnert tatsächlich sehr an Marokko. Es ist tatsächlich Afrika Feeling.





Wir suchen uns einen Platz zum Frühstücken.





und weiter geht es. Die Runde selbst ist 14 Kilometer lang, es gibt einen Abzweig von nochmal etwa 7 Kilometern, der näher an den Bergen entlang führt. Er endet an einem Denkmal für die Schäfer der Bardenas.










Im Winter ziehen tausende nomadisierende Schafe aus den umliegenden Städten und den Bardenastälern durch diese Landschaft. Für die Hirten schuf Antonio Lopereña Eseberri 1992 diese Skulptur. Er arbeitete selbst bis in seine 30er Jahre als Hirte in den Bardenas, danach als Künstler in Arguedas

Wir machen uns auf den Weg zurück zum Rundkurs,




halten an einigen Stellen, wo man in staubtrockene Cañons schauen kann








und kommen am frühen Nachmittag am Parkplatz Nr. 29 an.



Mittagspause und Siesta. Die einsame Hütte mitten im Nichts, der Wind, der die Luft mit Staub füllt... es ist wie in einem der Western aus meiner Kindheit.




Dann machen wir uns auf zum Castildetierra, dem Wahrzeichen der Bardenas Reales. Dort darf man sogar ein Stück wandern.






Der Weg in den Cañon hinab ist uns zu steil, wir begnügen uns mit der Draufsicht.





Nur ein paar hundert Meter weiter darf einer der Berge sogar erstiegen werden. Die Aussicht ist phantastisch.










In der Abenddämmerung fahren wir zurück nach Arguedas.



Es war ein wunderbarer Tag. Es war tatsächlich so, als wären wir für ein paar Stunden in Afrika, in Marokko gewesen.


Wir verbringen die Nacht wieder auf dem Stellplatz, direkt hinter uns die Höhlenwohnungen. Abends werden sie in wechselnden Farben angestrahlt. Sehr eindrucksvoll.






Am nächsten Morgen geht es für uns weiter Richtung Norden. Unsere Zeit in Spanien neigt sich dem Ende zu. Bevor wir Spanien verlassen, wollen wir noch Pamplona besuchen, die Stadt, in der Ernest Hemingway seine Liebe zum Stierkampf entdeckte und seinen Roman „Fiesta“ schrieb.

Aber das ist eine neue Geschichte.


Bis bald also

Doris und Rüdiger





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