Es
ist 20.05 Uhr, der Motor läuft, unser Düdo setzt sich in Bewegung.
Liebe
Freunde,
endlich
und tatsächlich ist es soweit. Wir fahren hinaus in die Welt.
Wir
haben alle Listen abgearbeitet, alles, was noch zu erledigen war,
erledigt, alle, die geknuddelt werden wollten und sollten, geknuddelt
– es kann also losgehen.
Auf
ins Abenteuer!
Hier
etwas Kartenmaterial, damit Ihr unsere Route nachverfolgen könnt.
Die
erste Nacht verbringen wir in Weißenfels, im Gewerbegebiet Borau,
dann geht es weiter auf der A9 bis Heilbronn. wo wir die Nacht am
Wertwiesenpark verbringen, der sich am Neckar entlang zieht. Schön
steht man hier, wir wandern unter Platanen am Fluß entlang ins
Städtchen und schauen uns den Heilbronnen an.
Auf
der A6, dann auf der A5 fahren wir am Schwarzwald entlang Richtung
Basel und erreichen am Nachmittag den Stellplatz in Ettenheim.
Wir
weihen unsere Dusche ein und einmal mehr stellt sich heraus, dass in
unserer Wasserleitung hinter dem Boiler immer noch ein Leck ist. Es
tropft in den Stauraum und wir räumen alles aus und Rüdiger
schraubt erneut Schellen an, zieht Schrauben fest und fester. Aber
nach fest kommt bekanntlich ab und so sind seinen Bemühungen Grenzen
gesetzt.
Wir
basteln eine Tropfenauffanganlage aus einem leeren Milchkarton und
den Resten des Duschvorhangs, da uns die Schellen ausgehen. Wir
müssen also einen Baumarkt suchen.
Am
4. Tag überqueren wir die deutsch-französische Grenze, die man nur
noch daran erkennt, dass plötzlich die Beschilderung anders aussieht
und in französischer Sprache ist.
Auf
der N83 fahren wir am Doubs entlang durchs Elsass.
Grünes,
hügeliges Land, Herbstfarben, Stoppelfelder und adrette kleine
Ortschaften.
Gegen
Mittag erreichen wir Baume le Dame. Hier waren wir vor 15 Jahren mit
unserer Jüngsten und bei unseren letzten Touren sind wir jedes Mal
hier durchgefahren. Ein bekannter Punkt auf unserer Frankreichkarte.
Einige
Kilometer weiter verabschiedet sich der Doubs und bald treffen wir
auf die Loue.
In
Chay, direkt am Fluss machen wir unsere Mittagspause. Ein malerisches
Plätzchen mit einer schön geschwungenen Steinbrücke.
Unser
Töfftöff hatte uns unterwegs einiges abverlangt. Laut war er und
röhrte, dass wir abends ganz benommen waren. Auch roch Rüdiger
Abgase im Fahrerhaus. Also wird die Motorhaube innen und aussen ab-
bzw. aufgemacht, der Werkzeugkasten heraus geholt und wieder ein
bisschen gebastelt.
Rüdiger
stellt den Gasbaudenzug neu ein, prüft die Auspuffbefestigungen, ich
schraube die Lüftungsabdeckung ab und lege noch etwas Dämmung nach.
Als
wir zurück auf die N83 fahren wissen wir nicht so genau, was wir nun
wirklich verbessert haben, aber wir können feststellen: der Düdo
läuft eindeutig ruhiger und leiser.
Manchmal
kann es relativ einfach sein.
Die
Nacht verbringen wir 30 Kilometer hinter Bourg-en-Bresse, in Birieux.
Unsere
mit 440 Kilometern bis dahin längste Etappe fahren wir am 5. Tag.
Eine
kurze Frühstückspause an der Route Nationale 88, Mittagspause in
Laissac und kurz vor 19.00 erreichen wir Albi.
Hier
nächtigen wir im Schatten der riesigen Kathedrale.
Das
Wetter wird schöner.
Am späten Nachmittag blendet uns die Sonne, da
wir in westlicher Richtung fahren.
Deshalb
gönnen wir uns auch keine längeren Pausen. Wir wollen endlich in
die Sonne. Wir haben keine Lust mehr auf warme Sachen. Wir wollen
draußen sitzen können, wenigstens tagsüber.
Ursprünglich
war die Route über Andorra geplant. Da sich unser Goldstück aber
schon die letzten Tage an den Anstiegen gequält hatte und wir ihn
nicht überstrapazieren wollen, suchen wir eine neue Route. Die soll
uns nun Richtung Süden führen, an der Küste entlang nach
Latour-Bas-Elne.
Bei
strahlend blauem Himmel starten wir also am nächsten Morgen.
Unser
Navi führt uns über die Dörfer. .
Durch wunderschöne Platanenalleen fahren wir auf die Montaigne Noir, die schwarzen Berge zu
Rote
Erde, ausgedehnte Landwirtschaft, geschäftiges Treiben in den
Ortschaften, es gibt viel zu sehen.
Je
weiter wir kommen, umso schlechter wird das Wetter. Als wir hinter
St.Ponts-de-Thomiere in die Berge hinein fahren, beginnt es zu
regnen.
Unser
Töfftöff ackert die kurvige Straße hinauf.
Wieder unten, führt die Straße Kilometer um Kilometer durch Weinberge.
Bald
tauchen die ersten Pinien auf, dann Palmen. Die Gegend wird mehr und
mehr mediterran.
Und
dann, hinter Narbonne, bekommen wir einen ersten Blick aufs Meer.
Tief
hängt die graue Wolkendecke über dem Horizont.
Wir
fahren die Küstenstraße entlang, genießen, trotz des Wetters, den
grandiosen Ausblick – wie schön muss das erst bei Sonnenschein
sein!
In
Latour-Bas-Elme finden wir den Stellplatz, aber uns erwartet eine
Enttäuschung. Der Platz ist geschlossen. Campingplätze ohne Ende
liegen an unserem Weg zurück auf die Küstenstraße, einer am
anderen, bis auf ein oder zwei Ausnahmen, sind alle verrammelt und
winterfest gemacht.
Die
Saison ist hier deutlich zu Ende.
Das
Wetter wird schlechter, auf der Küstenstraße beginnt es dann auch
wieder zu regnen.
4
Kilometer vor der Spanischen Grenze bei Cerbère finden wir einen
Platz für die Nacht. Ein großer Parkplatz mit einer Aussicht, die
uns allemal entschädigt.
Das
Rauschen der Wellen wiegt uns in den Schlaf. Wir träumen von einem
Morgen mit Sonne und blauem Himmel über dem weiten Meer...
Unser
Traum geht in Erfüllung.
Am
Morgen des 6. Tages fahren wir über die Spanische Grenze und in die
Sonne.
In
Serpentinen windet sich die Küstenstraße hinauf in die Berge, die
hier direkt ins Meer ragen.
Hier
blüht noch der Oleander, an der Straße wachsen Feigenkakteen,
Olivenbäume, riesige Aloe und Zuckerrohr.
Endlich
haben wir die Bayoles (so heißen die Berge in dieser Gegend) hinter
uns,
die
Straße zieht sich jetzt schnurgerade Richtung Westen.
Nun
ist es nicht mehr weit bis Platja d'Aro, unserem heutigen Ziel.
Der
Platz ist schnell gefunden, weil gut ausgeschildert, aber gut belegt.
Wir
finden noch ein Plätzchen gegenüber der Skater Bahn.
Ein
Badeort hat außerhalb der Saison immer etwas Melancholisches.
Vor
den Fenstern der Ferienapartements sind die Jalousien herunter
gelassen, die Topfpflanzen sind eingewickelt, die Restaurants haben
die Stühle im Innenraum gestapelt und sogar der Supermarkt an der
Strandpromenade ist geschlossen.
Aber
heute ist Sonntag, die Sonne wärmt noch gut und so sind doch etliche
Spaziergänger unterwegs. Einige Bars öffnen am Nachmittag, die
Leute trinken Sangria und essen Fisch und genießen den Blick auf das
blaue Meer, das sich von seiner attraktivsten Seite zeigt.
Einige
Sonnenhungrige liegen am Strand und tanken für den Winter, ein paar
halbwüchsige Jungs toben in den hohen Wellen.
Eine
Gruppe Trommler sorgt für Unterhaltung und die jungen Leute machen
das ganz großartig. Man sieht ihre Spielfreude und die gute Stimmung
steckt an. Die „Diabolics Musics Sant Boi“ liefern eine tolle
Show.
Tina,
das ist für Dich: in der letzten Reihe trommelt eine Lady um die 50
strahlend und voller Enthusiasmus. Da seh ich Dich vor mir. Du wärst
begeistert gewesen.
Beschwingt
wandern wir zurück zu unserem Goldstück
Später
fährt die Polizei eine Kontrollrunde über den Platz, alles ist
ruhig.
Die
Scater sind nach Hause gegangen, die Wohnmobilisten sitzen, mit
wenigen Ausnahmen, vor ihren Fernsehern.
Am
Montagmorgen starten wir im Nebel. Zunächst geht es zurück Richtung
Girona, dann hinein in die Berge. Auf sehr gut ausgebauten Straßen
geht es durch die Sierra Montseney, vorbei an den bizarren Gipfeln
des Montserrat, die in den Wolken schweben, ein wenig unwirklich,
aber wunderschön.
Die
Schnellstraße windet sich durch die Berge, auf den Höhen überall
Dörfer, Burgen und Klöster.
Foto
Burg aufm Hügel
Wir
erreichen die Provinz Aràgon, es beginnt wieder zu regnen. Am Ebro
fahren wir entlang, der breit und majestätisch dahin fließt,
überqueren ihn unterhalb der Festung Mequinenza und machen hier eine
Pause.
Hinter
der nächsten Kehre wird der Blick frei auf die riesige Staumauer,
von hier ist der Ebro über viele Kilometer ein langgestreckter
Stausee.
Obstplantagen
und Olivenhaine bestimmen die Landschaft, die ansonsten eher von
einer kargen Schönheit ist.
Am
Nachmittag geht ein Starkregen nieder, der so plötzlich wie er
anfing auch wieder aufhört und die Sonne bricht hervor und zaubert
einen herrlichen Regenbogen.
Dann
erreichen wir die N-420 hinter Utrillas – Bergbaugegend.
Der
Töfftöff schnauft über zwei Pässe, den Puerto San Just auf 1408m
Höhe und den Puerto del Esquinazo auf 1381m.
Es
geht wieder abwärts, noch 40 Kilometer bis Teruel, unserem
Tagesziel, da passiert es, nach 468 gefahrenen Tageskilometern .
Ein
heftiger Knall und wir sehen die Welt wie durch ein Filetdeckchen.
Steinschlag
auf der Frontscheibe.
Wir
fahren langsam etwa 2 Kilometer weiter und kommen an der Tankstelle
bei Perales del Alfambra zum Stehen.
Ein
Anruf beim ADAC, eine Stunde später ist der Abschleppwagen da.
Ein
fröhlicher junger Mann bringt uns zur Mercedes Werkstatt nach
Teruel, ins Gewerbegebiet der Stadt.
Während
der Fahrt hat sich die Scheibe aufgelöst, unser Fahrerhaus ist
voller Glasstückchen.
Wir
versuchen sie, so gut es geht, zu beseitigen
und
dann hoffen wir einfach, dass morgen früh alles so problemlos geht,
wie der Herr vom Autoverein es in Aussicht gestellt hat. Die Scheibe
sei zu bestellen, das dauere etwa 2-3 Tage, alles andere sei kein
Problem.
Wenn
alles tatsächlich so funktioniert, schaffen wir es rechtzeitig zu
unserer Verabredung in Essouira am 5. November.
Pünktlich
um 9.00 öffnet am Morgen die Rezeption, der Chef weiß schon
Bescheid, der ADAC hat ihn gestern informiert. Er schickt eine Mail
an Mercedes Deutschland, nur dort gibt es unsere Scheibe.
Er
beherrscht ein wenig Englisch, wir erraten etwas Spanisch und der
Rest geht, wie immer, mit Händen und Füßen und Zettel und Stift.
„2-3
days – normaly“ meint er und verzieht skeptisch das Gesicht.
Bis
zur Mittagspause, die hier von 13.00 bis 15.30 geht, ist keine
Antwort aus Deutschland da. Der nette Herr vom ADAC ruft nochmal an,
ob alles gut laufe. Wir verabreden, dass ich mich an ihn wende, wenn
sich die deutschen Kollegen von Mercedes bis zum Nachmittag nicht
gemeldet haben.
Wir
stehen in einem ruhigen Seitenweg mit Blick auf die Berge und richten
uns ein.
Was
bleibt uns auch übrig? Ungeduld beschleunigt die Angelegenheit
nicht.
Wir
befassen uns nochmal mit unserer Wasserleitung.
Unsere
Tropfenauffanganlage ist super, aber trocken. Daher kann also die
erneute Überschwemmung im Stauraum nicht kommen.
Aber
im Deckel des Wassertanks steht Wasser. Das hatten wir schon im L60.
Der Deckel schließt nicht vollständig trotzdem er heftig angezogen
wurde.
Rüdiger
fettet die Dichtung mit Rapsöl und knallt ihn nochmal richtig fest.
Hoffen wir, dass es nun dicht ist.
Die
Vorderachse müsste auch abgeschmiert werden, so vergeht die Zeit mit
Wartungs- und Reparaturarbeiten.
Rüdiger
fährt mit dem Rad nach Teruel hinein, kauft ein, was wir brauchen.
Ansonsten
vergeht der Dienstag mit Warten...
Am
Mittwoch gegen Mittag kommt Bewegung in die Sache.
Seňor
Lopez kommt mit dem Chefmechaniker und verkündet den Stand der
Dinge. Mercedes Spanien hat sich mit Mercedes Deutschland in
Verbindung gesetzt, die Scheibe ist auf dem Weg. Im günstigsten Fall
ist sie am Sonnabend hier, sonst am Montag. Wir hoffen natürlich auf
ein Wunder, rechnen aber lieber mit Montag. Der Chefmechaniker nimmt
schon mal die Gummidichtung mit. Sicher muss sie von den vielen
kleinen Splittern gereinigt werden.
Das
endlich etwas passiert, hebt die Stimmung ungemein.
In
der Werkstatt können wir Wasser fassen und der Chef spendiert zwei
Karten fürs Museum in Teruel. Das Auto hier stehen zu lassen sei
kein Problem, also planen wir den Stadtbesuch für Donnerstag ein.
Bei
seiner zweiten Einkaufsfahrt hat Rüdiger ein Internetcafè ausfindig
gemacht.
Hola, liebe Freunde
bis
zum nächsten Mal, hoffentlich ohne Zwischenfälle, dann aus Marokko
Doris
und Rüdiger