Auf der letzten Etappe reihen sich die Superlative nur so aneinander. Es geht vor allem um Höhen.
Aber zunächst folgen wir der DN18 durch die wunderschöne Herbstlandschaft der Maramureş.
Das Highlight des Tages liegt im Dorf Surdeşti. Wieder müssen wir eine Ehrenrunde fahren, weil wir an unserem Ziel vorbei düsen, aber dann finden wir sie, die mit 72 Metern zweithöchste Holzkirche der Welt. Was sie einmalig macht, ist die Tatsache, dass alle Verbindungen aus Holz sind. Es gibt keinen Nagel in dieser griechisch-katholischen Kirche.
Eine nette Frau lässt uns ein und wir sind ein weiteres Mal beeindruckt von den bemalten Wänden und Decken. Der barocke Stil ist ein so ganz anderer als der in den orthodoxen Kirchen.
1721 wurde diese Kirche gebaut, mit vielen schönen Holzschnitzereien versehen und liebevoll eingerichtet. Sie gehört zum Weltkulturerbe.
Es ist kalt geworden. Am Morgen nach unserer Nacht an einem verlassenen Steinbruch bei Cavnic zeigt unser Termometer -2°C.
Weiter geht es nach Baia Mare, einer mittleren Industriestadt. Das ist sozusagen das Kontrastprogramm. Wir fahren direkt ins Industriegebiet. Schon von Weitem ist unser Ziel zu sehen.
Die Phönix-Kupferhütte wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den Brüdern Weiser gegründet, hauptsächlich zur Erzeugung von Schwefelsäure und anderen chemischen Produkten. Durch sie wuchs die Stadt von 25.000 Einwohnern auf 150.000 im Jahr 1990. Inzwischen wurde Kupfer, Silber und Gold gewonnen. Das ging mit einem enormen Ausstoß von giftigen Gasen vonstatten. Baia Mare galt als eine der dreckigsten Städte der Welt.
Nach der Revolution 1989 übernahmen verschiedenen ausländische Investoren das Kombinat, bis der letzte Besitzer 2009 Insolvenz anmelden musste.
Um die giftigen Gase von der Stadt fernzuhalten, baute man 1995 den dritthöchsten Industrieschonstein Europas. Er ist 351,5 Meter hoch. Was der Stadt zugute kam, wirkte sich allerdings negativ auf die nähere Umgebung aus.
Nachdem die letzten 190 Arbeiter entlassen worden waren, wurde das Gelände zur Industriebrache. Und das ist es heute noch.
Wir sind allein hier. Die rostigen Tore hängen in den Angeln, in den Tümpeln rund um den Turm schillert grünes und braunes Wasser. Ein bröckelnder Kühlturm, Schuttberge, halb verfallene Industriebauten verteilen sich auf dem weitläufigen Gelände. Man hat das Gefühl in einem Endzeitfilm gelandet zu sein.
Aber der Schornstein ist durchaus faszinierend.
Zurück in der realen Welt fahren wir nach Satu Mare. Ein Reisereporter nannte sie die heimliche Hauptstadt des Brutalismus, jenes Baustils den nackten Beton und scharfe Ecken und Kanten kennzeichnen.
Leider können wir nur einen ersten flüchtigen Eindruck mitnehmen. Unsere Park App gilt hier nicht und auf Touristen ist die Stadt anscheinend nicht eingestellt. Wo wir einigermaßen parken könnten, versperrt eine Baustelle das gesamte Areal. Also heben wir uns Satu Mare für ein anderes Mal auf.
Im Vorbeifahren sehen wir schon mal das typischste Gebäude dieser Stilrichtung, den Turm der Kreisverwaltungsbehörde. Bei seiner Fertigstellung 1984 war er mit 97 Metern das höchste Gebäude Rumäniens.
Auch er wirkt wie aus einem Science fiction Film.
Bei der Frage wo wir übernachten, ist Rüdiger auf die „Huta Slavia“ gestoßen, ein Gasthaus mit Museumsdorf, dass die Geschichte der hier seit dem 19. Jahrhundert ansässigen Slowaken erzählt.
Wir finden ein Eckchen auf dem Parkplatz, dürfen auch hier übernachten. Da gerade kein Tisch frei ist, schlendern wir um den Mühlteich herum durch das Museumsdorf.
Am Bach entlang wandern wir hinauf zum Nachbau der Grotte von Lourdes. Die Slowaken sind sehr religiöse Leute.
Als wir zurückkommen hat sich das Gasthaus sichtlich geleert, wir essen gut und schlafen anschließen sehr ruhig.
Am Morgen liegt Reif auf der Wiese, es wird immer kälter.
Deshalb haben wir beschlossen für die letzten Tage zu einem Termalcamping zu fahren.
Am Rande von Livada de Bihor, nicht weit von Oradea, finden wir ihn denn auch.
Zunächst sind wir allein auf dem Stellplatz. Es ist Montag, das Termalbad ist geschlossen, es ist ruhig. Als Campinggäste dürfen wir das Bad ganz trotzdem genießen. Ein paar Katzen besuchen uns täglich.
Am Dienstag kommt Bewegung aufs Gelände. Leute aus dem Dorf kommen am Vormittag ins Bad, zwei weitere Wohnmobile stellen sich auf.
Als wir am späten Nachmittag ins Bad gehen, sind wir nicht mehr allein. Außer uns ist ein weiteres Paar im Wasser und zwei ältere Frauen, die aber bald gehen. Ansonsten sehe ich nur Männer. Und es werden immer mehr. Sie kommen einzeln und in Gruppen, finden sich auch im Termalbecken zu Gruppen zusammen. Manche holen Bier aus dem Restaurant, das sich direkt neben dem Becken befindet, andere haben Wasserflaschen dabei. Es wird immer voller. Ist hier dienstags Männertag? Oder kommen die Frauen am Tage und die Männer abends? Noch ist auch das andere Paar anwesend, kann also nicht sein. Viele der Männer telefonieren im Wasser mit ihren Frauen, wie man auch ohne Sprachkenntnisse mitbekommt. Seltsam ist das und irgendwie auch faszinierend.
Wir schlendern durch das Dorf und kaufen Brot. Die Vögel versammeln sich. Ist es nicht ein bisschen spät zum Aufbruch gen Süden?
Mittwoch scheint der Abend den älteren Paaren zu gehören. Es geht entspannt zu, Fotos werden gemacht.
Der Donnerstag kommt und damit unsere Abreise. Das Wetter ist deutlich schlechter geworden, kälter und es regnet immerwieder.
Wir beschließen, uns nicht zu quälen und nach Hause zu fahren. Am Stadtrand von Oradea essen wir noch einmal Mamaliga und Papanaşi, dann rollen wir Richtung Slowakei.
In Levoča übernachten wir an der Stadtmauer, vor der Altstadt, dann geht es relativ zügig durch Polen. In Levoča hat es angefangen zu regnen, in der Hohen Tatra geht der Regen in Schnee über.
Es war eine wunderbare Reise. Wir haben uns neu in Rumänien verliebt und ein paar Lieblingsplätze gefunden. In Rumänien ist das frei Stehen noch ausdrücklich gestattet, Vieles ist nicht perfekt, aber funktioniert, so mögen wir es gern. Auf jeden Fall kommen wir wieder.
Euch hat die Reise hoffentlich auch gefallen und Ihr seid wieder dabei, wenn wir auf neuen Pfaden unterwegs sind.
Wir wünschen Euch allen einen schönen Winter, besinnliche Feiertage und ein wirklich gutes Jahr 2026!
Bis bald also
Doris und Rüdiger












































































