Da standen wir also in Baja Mare am Freiluftmuseum und freuten uns auf den nächsten Tag. Manchmal jedoch wirft ein Augenblick alle Pläne über den Haufen. So auch diesmal. Es ist der Augenblick, als ich abends, beim Ausziehen, seitlich an meiner Brust einen Knoten ertaste. Alle Alarmglocken beginnen sofort zu läuten. Rüdiger überlegt nicht lange, recherchiert sofort den kürzesten, schnellsten Weg nach Berlin. Am Dienstag in aller Frühe düsen wir los, durchmessen mit nur zwei kleinen Pausen Ungarn, die Slowakei und Polen.
am Mittwoch, dem 1. Mai, sind wir gegen 11.00 Uhr in Berlin.
Am 1. Mai geht natürlich nichts mehr, aber am nächsten Morgen gehe ich sofort zu meiner Gynäkologin. Die reagiert prompt, schreibt mir eine Überweisung zur Mammographie und Sonographie mit dem Vermerk „dringend“. Ab nun geht es Schlag auf Schlag. Mein Schutzengel legt sich anscheinend richtig ins Zeug. Normalerweise dauert es ja mit solchen Terminen ein paar Wochen, aber dank meines lieben Mannes und des hervorragenden medizinischen Personals im Röntgenzentrum in der Kadiner Straße weiß ich schon zwei Wochen später, dass alles vollkommen harmlos ist. Es ist tatsächlich eine Kette von mehreren kleinen Wundern und mir poltert ein ganzes Gebirge vom Herzen. Erst jetzt merke ich, wie angespannt ich tatsächlich war. Mir zittern die Hände. Wir haben etwas zu feiern.
Nun sind wir aber zwei Wochen eher als geplant in Berlin. Rüdiger fährt mal „schnell“ in den Garten um nach dem Rechten zu sehen und unsere Betten im Camper umzubauen. Die Lattenroste, die im Lieferumfang drin waren, hatten uns den ganzen Winter mehr oder weniger Kreuzschmerzen verursacht. Nun legt er Leichtbauplatten ein und wir greifen auf das bewährte Froli-System zurück. Nach ein paar Tagen ist er jedoch wieder zu Hause.
Unsere Jüngste besucht uns in Berlin und nachdem ich die endgültige Entwarnung bekommen habe, zieht es uns wieder hinaus. Wir machen eine kurze Stippvisite bei unserem Sohn.
Dann geht es in unseren Garten. Es gibt ja immer was zu tun und auch im Camper sind noch ein paar Kleinigkeiten zu machen.
Von dort besuchen wir Stendal, eine Stadt, die wir mögen. Nicht spektakulär, aber sympathisch.
Dieser Sommer beginnt ja in ganz Deutschland mit einer Regenperiode. Dabei ist es nicht wirklich kalt. Das Klima ist schon fast tropisch. Auch in Stendal regnet es heftig, als wir aus der Altstadt zurück zum Auto laufen.
Von Stendal aus fahren wir nach Leipzig zu einem Konzert.
Rüdiger hat ja zum Teil einen besonderen Musikgeschmack, will sagen, außerhalb des Mainstream. Die letzte Entdeckung, die ihn begeistert, ist Hania Rani, eine junge polnische Musikerin, die sich zwischen Neuer Musik und Elektronik bewegt. Ich habe ihm zum Geburtstag nun Karten für ein Konzert von Hania Rani geschenkt, das ein paar Tage vor dem eigentlichen Datum stattfindet, aber das macht gar nichts.
Wir fahren also nach Leipzig in den Ortsteil Plagwitz, einem ehemaligen Industriebezirk. Dort befindet sich, in einer alten Spinnereihalle, ein Veranstaltungsort namens „Täubchental“.
Hania Rani hat anscheinend viele Fans, man strömt nur so. Und dann geht es los.
Rüdiger genießt das Konzert. Für mich ist das Musik, die ich zu Hause von einer CD, nicht unbedingt hören würde, aber hier, in dieser Atmosphäre, mit optischen Effekten unterlegt, ist sie beeindruckend. Die junge Frau arbeitet an drei Instrumenten gleichzeitig, scheint völlig versunken in das jeweilige Stück und ist am Ende sehr unprätentiös und sehr sympathisch.
In Hochstimmung gehen wir die paar Schritte zurück zum Auto und fahren noch in der Nacht nach Chemnitz. Dort, am Schloss Klaffenbach, finden wir einen schön angelegten, ruhigen Parkplatz mit einigen Plätzen für Wohnmobile.
Für das Wochenende sind heftige Gewitter und Starkregen angesagt. Wir haben vor, das hier auszusitzen.
Am nächsten Tag kommt gegen Mittag dann doch kurz die Sonne heraus. Genug Zeit für einen Spaziergang ums Schloss und zum nahe gelegenen Bahnhof.
In genau einer Woche werden wir in Plauen mit Udo seinen 50sten Geburtstag feiern.
Was wir bis dahin noch alles sehen und erleben erzählen wir Euch gern beim nächsten Mal.
Bis bald also
Doris und Rüdiger