Montag, 22. Februar 2021

Die Räumung

 


Da dachten wir, wir können es ruhig aussitzen, warten bis die Bestimmungen sich lockern, die Gemeindegrenzen geöffnet werden und dann kam es doch wieder ganz anders. 

Schöne Tage hatten wir in Torremolinos an der Strandpromenade mit Manu und den Skatabenden. 




Aber natürlich waren wir nicht die Einzigen, die dieses freie Leben, diesen schönen Platz genossen. Waren wir am Anfang nur etwa 10 bis 15 Autos, kamen dann doch immer mehr und mehr Camper an. Vor allem große Wohnmobile, unter anderen ein ehemaliger Bücherbus aus Friesland. Das i-Tüpfelchen war dann eine Gruppe französischer LKW, einer mit einem Tinyhaus auf einem Anhänger, die sich auf den Platz stellten.                                  Inzwischen standen etwa 60 Mobile um uns herum, das war dann wohl doch zu viel.      

   




                                                                                    An einem Sonntag am frühen Abend fuhr ein Wagen der Policia local auf den Platz, klopfte an jedes Mobil und forderte alle freundlich aber bestimmt auf, den Platz zu verlassen. In Richtung Malaga wurden wir gewiesen.                  Viele der großen Wohnmobile stellten sich einfach 100 Meter weiter auf, hinter dem Ortsausgangsschild, auf einen Parkstreifen. Wir riefen Jan an,  der in Malaga Beach auf einem regulären Stellplatz stand, fragten, ob dort noch Plätze frei seien und düsten 30 Km die Strandstraße entlang zu ihm.


Der erste Eindruck war, nach den letzten freien Monaten, ein kleiner Schock. Weißware dicht an dicht, etwa 2 Meter trennten uns vom nächsten Nachbarn, das Meer hörten wir zwar rauschen, aber zu sehen war es nicht. 


Zum Strand führt ein Törchen im Zaun, für das man eine Magnetkarte braucht, die Schnellstraße braust keine 100 Meter hinter dem Platz vorbei, ein unglaublicher Lärmpegel.      Zumindest konnte uns hier niemand wegschicken, also blieben wir. 



Manu war mitgekommen, wohl weil er im ersten Moment keine Idee hatte wohin, nach drei Tagen allerdings war ihm das alles zu viel. Er gesellte sich zu Udo und Anika, die nur 1,5 Kilometer entfernt auf einem Strandparkplatz standen. Die Straße war hier noch dichter am Parkplatz, aber auf der anderen Seite gab es tatsächlich so etwas wie Karibik Flair.                  Wir besuchten einander, freuten uns über das Wiedersehen. 










Nun stehen wir also hier zwischen den klassischen weißen Wohnmobilen, genießen einerseits den Komfort von Dusche, ´Waschmaschine und Strom und haben andererseits das dringende Bedürfnis wegzukommen, irgendwo ein ruhiges Plätzchen zu finden, wo wir mit uns allein sein können. Nicht, dass uns die unmittelbare Nachbarschaft hier zuwider wäre, nein, ganz im Gegenteil, aber seit wir hier angekommen sind, sind wir immer irgendwie Teil einer Gruppe. So lieb wir sie auch alle gewonnen haben, es verlangt uns nach einer Pause, nach Alleinsein. Im Moment sind wir aber noch hier.

Jan und Ute haben Gerd und Do mitgebracht. Die Beiden sind aus Franken, aus dem Fichtelgebirge. Wir verstehen uns alle gut, sitzen oft zusammen, reden, grillen, lachen und es entsteht sogar ein (momentan sehr theoretischer) Plan, gemeinsam Afrika zu bereisen. Die Realisierung ist wohl eher unwahrscheinlich, aber es macht Spaß, den Gedanken mal durchzuspielen.




Langsam leert sich der Platz etwas. Viele fahren schon Richtung Heimat, einige fahren weiter, da die Corona Lage sich hier in Spanien langsam entspannt. 

An den Wochenenden kommen nun regelmäßig spanische Wohnmobile, die meisten am Freitagabend und am Sonntagabend ist es in der Regel wieder leer um uns herum.

Für uns Deutsche anstrengend, weil ungewohnt, ist, dass es dann sehr laut zugeht. Spanien ist ein lautes Land. Man spricht laut, lacht laut, ruft quer über den Platz. So ist das hier. Einerseits gewöhnt man sich mit der Zeit daran, andererseits, sind es ja immer nur ein paar Tage.

Wir erkunden die Küste.

Mit dem Fahrrad fahren wir ganz Rincon de la Victoria ab. Wenn man die Restaurants und Strandbars hinter sich gelassen hat, ist es wunderbar ruhig.

Wir finden ein Restaurant etwas abseits, essen gut und freuen uns über den herrlichen Ausblick.







Zu Fuß kann man das wunderbar angelegte Wegesystem nutzen, dass teilweise auf einer alten Bahnstrecke durch schmale Tunnels führt.








Mit Jan und Ute schlendern wir über den Markt, probieren auf dem Platz vor dem Kulturhaus algerische Küche und sind begeistert. 









Gerd und Do besichtigen die Cueva del Tesoro, eine Höhle in Rincon, von der sie begeistert sind. Wir setzen es auf unsere Liste der Aktivitäten. 

Und damit es nicht langweilig wird, streikt unsere Abwasserleitung. Im Bad fließt es nur mittels eines Saugpömpels ab. Rüdiger baut den Traps im Bad ab, kurzzeitig hilft das, aber schon bei der zweiten Benutzung steht das Wasser wieder im Becken. Bei einem der Chinamärkte kaufen wir Abflussreiniger, der in Küche und Bad in die Becken gefüllt wird. Von der Küchenspüle aus fließt das Wasser daraufhin in den Stauraum mit der Elektrik, im Bad tut sich nichts.

Da es ein sonniger Tag ist, trocknet die Elektrik wieder, die Spüle wird nicht mehr benutzt. Das ist nicht weiter tragisch, abwaschen kann man auch in der Schüssel, im Bad ist es schon eher ein Problem. Der Pömpel ist im Dauereinsatz. 

Shit happens.



Aber dann löst sich das Problem auf ganz simple Art. Rüdiger stellt fest, dass schlicht und ergreifend der Abwassertank zu voll ist.                                                  Wie konnte denn das passieren? Haben wir denn so viel Wasser verbraucht?  Irgendwie ist das bei dem komfortablen Leben hier auf dem Platz wohl unserer Aufmerksamkeit entgangen.  Aber wir atmen auf. Es hätte schlimmer sein können. Wieder was gelernt! 

Dann kommt die neue offizielle Karte, die aussagt, dass in Spanien die Corona Zahlen sinken, die meisten Gemeinden öffnen ihre Grenzen wieder. Für uns ist das das Signal zum Aufbruch.

Mit Jan und Ute werden wir noch die Höhle besuchen, dann geht es weiter, hinauf in die Berge.

Zuerst kommt aber ein Regentag, den wir mit schreiben, lesen, lernen und anderen Dingen füllen, die man drinnen tun kann.



Wie es weitergeht, werden wir berichten, liebe Freunde.

Bleibt uns gewogen,

bis bald


Doris und Rüdiger