Dienstag, 23. April 2024

Willkommen in Bulgaristan

 



Der Kula – Salihli - UNESCO – Global – Geopark ist 300 Km² groß und der einzige Geopark der Türkei. 2013 wurde er von der UNESCO als geologisches Erbe anerkannt.





Auf roten Pisten fährt man an Aschekegeln vorbei, überall liegen Brocken von Vulkangestein in der Vegetation. 



An gekennzeichneten Punkten kann man anhalten und zum Beispiel zu einer Höhle wandern.





Unterwegs treffen wir eine Parkbewohnerin, mit der Udo gleich Kontakt aufnimmt.





Auch der Adala Canyon gehört zum Geopark und ist ebenfalls  befahrbar. Ein Schotterweg führt an einem dunkelgrünen, ruhig dahindümpelnden Flüsschen entlang. Auf einer Art Damm zwischen dem Fluss und einem Seitenarm finden wir eine Stelle zum Übernachten.





Das andere Flussufer bildet eine schroffe Felswand. Der Abend ist mild, wir sitzen draußen und lauschen den Fröschen, die ein ziemlich lautes Abendkonzert geben.

In Kula haben wir auf der Durchfahrt schwere runde Brote gekauft, eine Spezialität der Gegend. Sie werden aus einer Mischung aus Weizen und Maismehl mit Sauerteig gebacken, schmecken ausnehmend gut und halten sich lange.




Als es dunkel geworden ist, stimmen Goldschakale und ein Käuzchen in das Froschkonzert ein, den Background bildet der nachts einsetzende Regen. Bei diesem Klangteppich schlafen wir alle wunderbar.

Am nächsten Tag hält der Regen an. Eine Wandergruppe lässt sich davon nicht abhalten und marschiert an uns vorbei. Auch Udo dreht mit Buba eine große Runde.




Nachmittags hört es auf zu regnen. Wir fahren etwa 6 Kilometer ans andere Ende der Schlucht zu einem Restaurant direkt an einem Wasserfall.






Dort wird der Fluss genutzt, um Forellenbecken zu betreiben.




Drei relativ kleine Exemplare wandern für uns in die Pfanne und werden im Ofen gebacken. Lecker sind sie.





Die Autos müssen sich einen steilen Weg wieder hinaus aus der Schlucht quälen. Oberhalb finden wir auf einer Waldwiese einen ruhigen Platz für die Nacht, es riecht nach feuchter Erde und Tannengrün.





Von dort wandern wir am nächsten Morgen zur Mädchenbrücke, vorbei am "See der toten Seelen" zu einem spektakulären Wasserfall.









Ebenfalls im Verwaltungsbereich des Geopark liegt die antike Stadt Sardes, in grauer Vorzeit die Hauptstadt der persischen Provinz Lydien. 




Von Sardes ist ein Teil so gut erhalten, dass man mit etwas Phantasie das Leben in der Stadt nachvollziehen kann. Andere Teile sind noch unter dicken Erdschichten begraben und müssen erst erschlossen werden. Auch hier sind die Archäologen an der Arbeit.




Neben dem Gymnasion und dem dazugehörigen Hamam






sind Reste einer Synagoge mit wunderbaren Mosaiken zu bewundern.








Daneben kann man eine Ladenstraße entlang schlendern. Da gibt es einen Farbenladen und eine Töpferei, ein Büro und ein Restaurant.









Anscheinend gab es auch damals schon eine IT Abteilung, oder hab ich da was falsch verstanden?



Auch an dieser Stadt haben viele Völker ihre Spuren hinterlassen. Man findet Persisches, Griechisches, Römisches, Byzantinisches und auch die Kreuzritter haben sich verewigt. Nach biblischer Überlieferung soll es in Sardes bereits kurz nach dem Tode Jesu eine christliche Gemeinde gegeben haben. Etwa 500 Jahre davor ließ der letzte lydische König Krösus hier die erste lydische Münze aus reinem Gold fertigen. Die lydischen Goldmünzen galten in der griechischen Welt als Standardwährung, was zum sprichwörtlichen sagenhaften Reichtum des Krösus führte. Nach einem Spruch des Orakels von Delphi stürzte sich der König in einen Krieg gegen die Perser, deren Ergebnis zwar nicht eindeutig war, Krösus jedoch den Tod brachte. Mit ihm endete das Königreich Lydien.



Für uns gilt es wieder einen Stellplatz für die Nacht zu finden.

Es ist der Abend des letzten Tages des Ramadan. Ab morgen wird im ganzen Land für drei Tage das Zuckerfest gefeiert. Auf unserem Weg waren überall die Vorbereitungen für dieses größte Fest des Jahres zu sehen. Wir verbringen diesen Abend an einem See. Laut Karte soll es hier zwei Restaurants geben, aber das eine existiert anscheinend nicht mehr und das andere ist geschlossen. Wir stellen uns also vor das Geschlossene und bereiten uns aus allem, was wir noch haben, ein Festmenü.




Es fühlt sich schon ein bisschen nach Heimfahrt an, obwohl wir noch einige Wochen Zeit haben. Das liegt vielleicht daran, dass wir am nächsten Tag zum Bosporus fahren, dessen gegenüberliegendes Ufer schon Europa ist.

In Lapseki stehen wir nicht weit von der imposanten Çannakkale Brücke, die hinüber führt. Wir werden jedoch mit der Fähre übersetzen.





Man merkt, dass Feiertag ist. Familien flanieren die Strandpromenade entlang, die Spielplätze sind gut besucht.



Anlässlich des Zuckerfestes hat Udo in einer Patisserie Tortenstücken gekauft, die wir uns teilen. Sie sind lecker, aber sehr gehaltvoll und wir sind fürs Erste gesättigt.



Am Abend suchen wir nun noch einmal ein Restaurant für ein Abschiedsessen von Asien. Aber auch in Lapseki haben die meisten Gasthäuser geschlossen. Wir finden einen Imbiss, wo uns die Familie aus den letzten Resten des Tages Fischbrötchen und Salat macht. Nun ja, es soll wohl nicht sein mit unserem Abschiedsmahl.



Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht erreichen wir den Fährhafen. Die Fähre wartet schon, wir sind die letzten Autos, die über die Laderampe poltern.







In Europa angekommen, starten wir durch. Durch üppiges, frühlingsbuntes Land rollen wir Richtung bulgarische Grenze.







Irgendwann sehe ich zum ersten Mal einen Wegweiser nach Bulgaristan. Für uns eine kuriose Bezeichnung, ich muss lachen.



Die letzte Nacht in der Türkei verbringen wir oberhalb eines Stausees. Ein herrlich ruhiger Ort, an dem wir denn auch eine herrlich ruhige Nacht haben.





Im Dörfchen Dereköy, dem letzten vor der Grenze, gibt es laut Google ein Frühstücksrestaurant, sagt Rüdiger. Also los.

Mitten im Dorf finden wir neben einem kleinen Laden einen Verschlag, in dem ein alter Herr uns Menemem, ein Eiergericht, mit frischem Brot zubereitet. Frisch gemacht und mit Liebe serviert, schmeckt es köstlich. Dazu gibt es Tee aus der gegenüberliegenden Teestube.

Gut gesättigt erreichen wir dann die Grenze nach Bulgaristan.







Lange Autoschlangen stehen dort und zwar in Richtung Türkei. Wahrscheinlich wollen viele Auslandstürken den letzten Tag des Zuckerfestes mit ihren Familien feiern. Richtung Bulgaristan ist der Andrang mäßig. Es dauert keine halbe Stunde und wir sind wieder in der EU.





Bulgarien empfängt uns mit heißen Temperaturen und holprigen Straßen.




Wir freuen uns aufs Schwarze Meer. Diesmal werden wir die Urlaubsorte besuchen, deren Namen wir schon als Kinder kannten, in denen wir aber nie waren.

Wenn Ihr wissen wollt, wie es uns dort ergeht, dann freut Euch auf den nächsten Bericht.


Bis dann also,

Doris und Rüdiger